Die Herren der Unterwelt 02 - Schwarzer Kuss
Einkaufstüten es nach frisch gebackenem Brot duftete. Sofort ging er hinter ihr her, um die Chance nicht zu versäumen. „Entschuldigung, lassen Sie mich Ihnen mit den Taschen helfen.“ Bei den Göttern, er klang wirklich verzweifelt.
„Nein, danke schön.“ Sie sah ihn noch nicht einmal an und ging einfach weiter.
Wieder blieb er mitten auf dem Gehweg stehen. Verdammt! Was sollte er nur machen? Und wenn er nach Buda zurückfliegen musste, er würde es tun. Oder er würde versuchen, Lucien aufzuspüren und ihn bitten, ihn dorthin zu teleportieren, auch wenn ihm dann wieder schlecht würde. Aber immerhin wäre er dann schneller dort. Er pfiff auf die Artefakte und die Büchse der Pandora. Er würde …
Eine blonde Frau ging an ihm vorbei.
Wieder wurde er abgelehnt.
Eine dunkelhaarige.
Nochmals eine Abfuhr.
Eine Stunde später war er heiß und hart und … verdammt schwach. Seine Hände zitterten, und er spürte, wie der verzweifelte Drang nach Sex in jede seiner Körperzellen fuhr. Daher bemerkte er nicht, dass jemand hinter ihm ging und ihn umrannte. Gerade konnte er sich noch fangen, bevor er stürzte.
„Das tut mir leid.“ Es war eine Frauenstimme.
Sie sorgte dafür, dass er am ganzen Leib erschauderte. Langsam drehte er sich um, denn er hatte Angst, dass sie ihm sofort davonlief, falls er sich zu schnell umdrehte. Als erstes bemerkte er, dass Blätter auf dem Boden lagen, die sie versuchte aufzuheben.
„Das hat man davon, wenn man zur selben Zeit liest und geht“, murmelte sie.
„Es ist doch schön, dass Sie gelesen haben“, antwortete Paris und beugte sich ebenfalls hinunter, um ihr beim Aufsammeln zu helfen. „Ich bin froh, dass wir zusammengestoßen sind.“
Sie sah zu ihm auf. Sie holte Luft.
Interesse? Bitte, bitte, lass es Interesse sein!
Sie war keine Schönheit. Ihre Augen waren braun, sie hatte Sommersprossen, und ihre lockigen braunen Haare fielen in Wellen bis über die Schultern. Ihre Augen waren zu groß für ihr Gesicht, und ihre Lippen waren so üppig, dass sie aussahen, als seien sie von einem Insektenstich angeschwollen. Aber sie hatte etwas, das ihn faszinierte. Etwas, dass ihn sie länger ansehen ließ, als es sich gehörte. Er nahm ihren Anblick in sich auf und erfreute sich daran. Vielleicht war es ihre versteckte Sinnlichkeit. Ihre braun-grünen Augen funkelten auf seltsame Weise.
Stille Wasser sind tief. Die unscheinbaren Mäuschen waren im Bett immer die wildesten.
„Ihr Name beginnt nicht mit einem A, oder?“, fragte er vorsichtig.
Sie runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. „Nein. Ich heiße Sienna. Aber das interessiert Sie wahrscheinlich gar nicht, und Sie haben auch nicht danach gefragt. Entschuldigung. Ich wollte mich nicht aufdrängen.“
„Doch, es interessiert mich.“ Seine Stimme war rau. Er konnte es nicht abwarten, sie auszuziehen.
Ihre Wangen überzog ein leichtes Rot, und sie bemühte sich, schnell die Papiere einzusammeln.
„Sind Sie … Amerikanerin?“ Er gab ihr ein paar Bögen, die er aufgesammelt hatte.
„Ja. Ich mache hier Urlaub und arbeite an meinem Manuskript. Aber danach haben Sie ja auch nicht gefragt. Ihr Akzent … woher kommen Sie?“
„Aus Ungarn.“ Jedenfalls hatte er einige Jahrhunderte lang in Budapest gelebt, also konnte er mit Fug und Recht behaupten, er sei Ungar. Schnell wechselte er das Thema. „Sie sind Schriftstellerin?“
„Ja. Jedenfalls versuche ich es. Aber das stimmt auch nicht ganz. Ich bin zwar Schriftstellerin, aber mein Buch ist noch nicht veröffentlicht.“ Während sie versuchte, Ordnung in den Stapel Papier zu bringen, nagte sie an ihrer vollen Unterlippe. „Tut mir leid, wenn ich zu viel rede. Eine Angewohnheit von mir. Sagen Sie mir einfach, ich soll den Mund halten, wenn es Ihnen zu viel wird.“
„Ich würde gern mehr von Ihnen hören.“ Er spürte, wie er sich entspannte. Erleichterung durchfloss ihn wie Ambrosia. Endlich eine Frau, die nicht wegrannte, als habe er eine ansteckende Krankheit.
Sie wurde wieder rot und schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
Er sah ihr dabei zu, und sein Schaft reagierte sofort auf die Geste. Die Frau hatte unglaublich schöne Hände. Wahrscheinlich waren es die sinnlichsten Finger, die er jemals gesehen hatte. Sie waren zierlich, die Finger waren schlank, die Nägel unlackiert. Um ihr schmales Handgelenk trug sie ein silbernes Gliederarmband. Sie trug drei Ringe: zwei schlichte Silberringe und einen auffälliger schillernden
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