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Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Titel: Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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konnte, wenn er nach Chicago reiste, auch nicht mit zwei ihrer Schwestern als Leibwächterinnen. Falls sie versehentlich die Kontrolle über ihre Harpyie verlor, würde Gwen womöglich die Krieger verletzen, die in der Burg blieben. Anscheinend war er der Einzige, der sie beruhigen konnte. Aber konnte er sie mitnehmen und irgendwo in Sicherheit lassen, während er in die Schlacht zog? Allein? Ohne Schutz?
    Mist. Er musste mit ihr hierbleiben.
    Überraschenderweise ärgerte diese Einsicht ihn nicht, sondern erleichterte ihn.
    „Und wie hast du es am Ende gelernt?“, wollte er von Bianka wissen.
    „Übung. Reue.“ Das letzte Wort sprach sie mit einem Hauch von Traurigkeit aus. Wahrscheinlich hatte sie Leute getötet, die ihr etwas bedeutet hatten. Also genau das, wovor Gwen sich so fürchtete.
    Er konzentrierte sich voll und ganz auf Gwen. „Wir müssen wohl oder übel einen Schnellkurs durchführen. Also lass die Harpyie raus, damit ich ein bisschen mit ihr spielen kann.“
    „Nein.“ Sie schüttelte vehement den Kopf, ging sogar ein paar Schritte zurück und streckte dabei abwehrend die Arme aus, um ihn auf Abstand zu halten. „Auf keinen Fall.“
    Also gut. Er knackte mit dem Kiefer. Das ist zu ihrem Wohl. Tu es. Du musst es tun. Tiefes Luftholen, und dann: Zweifel, schnapp sie dir!
    Glücklich, endlich ohne Einschränkung an die Arbeit gehen zu dürfen, ergriff der Dämon von ihren Gedanken Besitz. Gestern hat er deine Schwester auf ein Bett gedrückt. Sie ist so hübsch und so stark. Ob er sich wohl wünscht, du wärst niemals wieder aufgewacht? Ob er sich wohl wünscht, er hätte dir nie sein Blut zu trinken gegeben, um dich wieder aufzupäppeln? Vielleicht stellt er sich ja sogar in diesem Augenblick vor, mit Kaia im Bett zu sein – ihre Haare auf seinen Oberschenkeln, während sie ihn aussaugt. Vielleicht nimmt er dich deshalb so hart ran – damit du ihn aus Wut verlässt und deiner Schwester das Feld überlässt. Oder vielleicht ist er darauf aus, dir solche Schmerzen zu bereiten, dass du nicht protestieren wirst, wenn er sich entschließt, einen neuen Versuch bei ihr zu starten. Heute Abend. Die ganze Nacht.
    Eben noch hatte Gwen vor ihm gestanden. Jetzt packte sie ihn und flog mit ihm durch die Luft. Der Wald zischte unscharf an ihm vorbei. Nach einer Ewigkeit knallte sein Rücken gegen einen Baumstamm, und Sabin konnte nur noch davon träumen, regelmäßig zu atmen.
    Sie fletschte die Zähne und zerriss ihm mit den Krallen die Hose. Er packte Gwen bei den Schultern, unsicher, ob er sie wegstoßen oder an sich ziehen sollte. Sie war durch und durch Harpyie, ihre Augen glichen einem Sternenlosen Nachthimmel und ihr Haar einer Löwenmähne, die den wilden Ausdruck auf ihrem Gesicht einrahmte.
    „Gwen. Wir müssen zurück aufs Feld.“
    „Beweg dich nicht“, sagte sie mit hoher Stimme. Und dann schlug sie ihm auch schon die Zähne tief in den Hals, und es gab nichts, was er tun konnte, um sein Leben zu retten. „Du gehörst mir. Mir!“

18. KAPITEL
    I n Gwens Kopf drehte sich alles und verschwand schließlich in einer dunklen Wolke. Vergangene Nacht hatte sie versucht, den Reiz zu ignorieren, weil Sabin sie offenbar nicht gewollt hatte. Er hatte neben ihr geschlafen – sein Zitronen-Minze-Duft war ihr in die Nase gestiegen, sie hatte seine Wärme gespürt, seine rauen Atemzüge gehört. Sie hatte sich an jede seiner Bewegungen angepasst, obwohl ihre Haut vor Sehnsucht danach gekribbelt hatte, nur ein einziges Mal berührt zu werden. Ihr Herz hatte gerast – aber er hatte keinen einzigen Annäherungsversuch gemacht. Ihn zu ignorieren war jetzt keine Option mehr.
    Inzwischen war sie besessen von ihm. Sie wollte mehr über ihn erfahren. Sie wollte jeden Tag jede Minute mit ihm verbringen. Sie wollte ihn besitzen. Ich werde ihn besitzen, kreischte eine Stimme in ihrem Kopf. Die Harpyie. Sie zog jetzt die Fäden und zwang sie, all die ungezogenen Dinge zu tun, von denen sie die ganze Zeit geträumt hatte. Was machte es schon, dass Sabin das genaue Gegenteil von dem war, was sie immer gewollt hatte? Was machte es schon, dass er sie, ohne mit der Wimper zu zucken, betrügen würde, wenn er dadurch seinen Krieg gewann? Es war nichts Falsches daran, das Hier und Jetzt zu genießen. Mit ihm. Wenn er daran dachte, ihre Schwestern zu vernaschen …
    Sie hatte gewusst, dass Zweifel ihr diese schrecklichen Dinge zugeflüstert hatte. Sie hatte sein vergiftetes Gemurmel erkannt, war jedoch nicht in der Lage

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