Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern
ihr Haar zerzauste, sah Torin eine Andeutung von … spitzen Ohren? Beim Anblick dieser Ohren wurde er hart wie ein Fels, und er verspürte den seltsamen Drang, daran zu lecken.
Sie trug ein T-Shirt, auf dem „Nixie’s IAD House O’Fun“ stand. In ihren Ohren steckten Hörstöpsel. Wer war „Nixie“? Eine kurze Suche bei Google lieferte ihm die Antwort: Es – sie? – war irgendeine „Immortal After Dark“, eine Unsterbliche, wenn die Dunkelheit einbrach. Interessant. Weil er nichts lieber getan hätte, als ihren Körper nach Einbruch der Dunkelheit zu erkunden.
Was für Musik sie wohl hörte? Dem flotten Nicken nach zu urteilen, war es etwas Schnelles und Hartes. Woher war sie gekommen? Was war sie? Ich wette, sie ist köstlich …
Es war die Gier nach der fremden Frau, die ihn erschüttert und ihm all diese Fragen über Cameo beschert hatte. Wenn er eine andere begehren konnte, war er nicht in Cameo verliebt. Und wenn er nicht in sie verliebt war, war es dann nicht grausam von ihm, mit ihr rumzumachen? Würde er sie am Ende noch verletzen? Oder sich selbst?
Er könnte sie niemals anfassen. Und leidenschaftlich, wie sie war, brauchte sie irgendwann einen Mann, der es konnte. Bisher hatte er sich noch nie solche Gedanken machen müssen, weil er noch nie mit einer Frau zusammen gewesen war. Auch nicht vor den dämonischen Zeiten. Damals war er viel zu beschäftigt, in seinem Job viel zu eingespannt gewesen. Vielleicht muss ich den Anonymen Workaholics beitreten, dachte er zynisch. Bestimmt bin ich die einzige jahrtausendealte Jungfrau der Geschichte.
Einer seiner Bildschirme flackerte auf, und er sah sich das Bild darauf genauer an. Nichts Außergewöhnliches. Und auch kein Zeichen von seiner spitzohrigen Brünetten. Torin kam noch eine Frage in den Sinn: Wenn Cameo nicht so viel Angst davor hätte, dass ihr Dämon unsägliches Leid über einen Menschen brachte, hätte sie sich dann einen anderen Mann zum Spielen ausgesucht?
Bei dem Gedanken an sie und einen anderen Mann wallte keine Eifersucht in ihm auf, so wie es bei einem verliebten Mann eigentlich sein sollte. Okay, noch eine Bestätigung. Sosehr er sie auch anbetete, so stark sein sexuelles Verlangen nach ihr auch war, so wenig er ihr auch widerstehen konnte, wenn sie sein Zimmer betrat – unter anderen Umständen hätte er sie nicht ausgewählt.
Verdammt. Was für ein Mistkerl er doch war!
Zu seiner Rechten blitzte azurblaues Licht auf. Torin drehte den Kopf in die Richtung. Sein Magen wurde steinhart vor Angst. Cronus.
Und tatsächlich: Als das Licht verblasste, stand der Götterkönig mitten in Torins Schlafzimmer. „Hallo, Krankheit“, sagte die kaiserliche Stimme. Eine weiße Robe lag um eine von Cronus’ scheinbar zerbrechlichen Schultern drapiert und reichte fließend bis zu seinen Knöcheln. An den Füßen trug er Ledersandalen. Was Torin jedes Mal unangenehm ins Auge stach, war die krallenartige Krümmung der Fußnägel des Unsterblichen. Sie passten einfach nicht zu dem altertümlich vornehmen Mann.
„Eure Hoheit.“ Torin stand nicht auf, da er wusste, dass Cronus es erwartete. Dieser Gott hatte schon viel zu viel Macht über ihn und seine Freunde. Torin wollte so viel behalten wie möglich. Selbst wenn es sich um eine Kleinigkeit wie diese handelte.
„Hast du nach den besessenen Gefangenen gesucht, so wie ich es dir befohlen habe?“
Torin sah ihn eingehender an. Irgendetwas an dem Gott war anders. Vielleicht sah er … jünger aus. Sein silberner Bart war nicht so dicht wie sonst, und unter seinen weißen Haaren entdeckte Torin blonde Strähnen. Wenn der himmlische Herrscher sich Botox hatte spritzen und Strähnchen hatte färben lassen, hätte er eigentlich auch Zeit für eine Pediküre haben sollen.
„Nun?“
Moment. Was wollte Cronus wissen? Ach ja. „Einige der Krieger haben nach ihnen gesucht, ja.“
Der Wangenmuskel des Königs zuckte. „Das reicht nicht. Ich will, dass ihr die anderen besessenen Männer und Frauen so schnell wie möglich findet.“
Tja, und Torin wollte die Haut einer Frau berühren, ohne sie umzubringen oder – im Falle einer Unsterblichen – ihre ewige Existenz zu ruinieren. Es bekam halt nicht jeder, was er wollte. „Wir stecken derzeit bis zum Hals in Arbeit.“
Silberfarbene Augen starrten ihn böse an. „Dann verschiebt alles andere.“
Als wenn das so einfach wäre. „Es wäre ja kein Problem, wenn ich alle Zeit der Welt hätte. Einige Namen sind von der Liste gestrichen worden,
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