Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
den Blick über das Camp schweifen. Ihr kam die Galle hoch. Harpyien und … andere Dinger schwammen in blutroten Flüssen. Waffen lagen nutzlos am Boden. Stofffetzen von zerfledderten Zelten hatten sich in den Zweigen der Bäume verfangen und wehten nun wie eine traurige Parodie auf weißen Friedensfahnen im Wind.
„B…bianka?“, keuchte sie mit rauer Stimme.
„Deine Schwester lebt. Gerade noch.“
Kaia stellte sich auf die zittrigen Beine und sah in die bernsteinfarbenen Augen ihrer Mutter. „Mutter, ich …“
„Still! Ich habe dir verboten, diesen Bereich zu betreten, doch du hast mir nicht gehorcht. Und dann, dann hast du versucht, einer anderen Frau den Gemahl zu stehlen, ohne mich um Erlaubnis zu fragen.“
Am liebsten hätte sie gelogen, um an dem Traum vom stolzen Lob festzuhalten. Doch sie konnte nicht. Nicht gegenüber ihrer geliebten Mutter. „Ja.“ Die Tränen brannten in ihren Augen, als der Traum im Nu zu Asche zerfiel. „Das habe ich.“
„Siehst du die Verwüstung hinter mir?“
„Ja“, wiederholte sie leise.
Tabitha zeigte keine Gnade. „Dafür bist allein du verantwortlich.“
„Es tut mir leid.“ Sie senkte den Kopf, bis das Kinn ihr Brustbein berührte. „Es tut mir unendlich leid.“
„Spar dir deine Entschuldigungen. Sie können nicht das Leid rückgängig machen, das du verursacht hast.“
Oh Götter. Jetzt lag Hass in der Stimme ihrer Mutter. Echter, purer Hass.
„Du hast Schande über unseren Clan gebracht“, sagte Tabitha und riss Kaia das Medaillon vom Hals. „Das hier hast du nicht verdient. Eine wahre Kriegerin beschützt ihre Schwestern und bringt sie nicht in Gefahr. Und dein selbstsüchtiges Handeln hat dir auch endlich deinen Beinamen eingebracht. Von diesem Moment an wirst du als Kaia die Enttäuschung bekannt sein.“Mit diesen Worten drehte Tabitha sich um und ging davon. Unter ihren Stiefeln spritzte das Blut, und dieses Geräusch brannte sich in Kaias Ohren fest.
Sie sank auf die Knie, und zum ersten Mal in ihrem Leben schluchzte sie wie ein Kind.
1. KAPITEL
Heute.
I ch will ihn haben.“
„Wo habe ich das nur schon mal gehört? Ach ja. Am Tage des unglückseligen Zwischenfalls – den ich schwören musste, nie wieder zu erwähnen, selbst nicht, wenn man mir mit dem Tode droht. Und ich werde auch jetzt nicht darüber sprechen, also reg dich nicht unnötig auf. Ich dachte einfach, du würdest mit deinen Gefühlen heute etwas vorsichtiger umgehen.“
Kaia Skyhawk sah zu ihrer Schwester hinüber – Bianka die Hure der Himmlischen Hügel, wie Kaia sie seit Neuestem nannte. Und diesen Namen hatte ihre teure Schwester verdient. Immerhin hatte sie sich einen Engel geangelt. Einen Scheißengel. Natürlich hatte Bianka im Gegenzug Kaia einen neuen Namen verpasst: Bettwärmerin der Unterwelt, weil sie sich mit Paris eingelassen hatte, der größten männlichen Nutte, die es gab.
Dieser Name stach nicht annähernd so sehr wie der letzte. Also gut, wie der aktuelle. Harpyien hatten ein gutes Gedächtnis, und noch immer hörte sie Ausrufe wie „Seht mal her, da kommt die Enttäuschung“, wenn sie ihren Artgenossinnen über den Weg lief.
Egal. Bianka sah genauso hinreißend aus wie immer, mit den dunklen Haaren, die ihr lang über den Rücken fielen, und diesen strahlenden, bernsteinfarbenen Augen. Im Augenblick wühlte sie in einem Stapel Designerkleider, wobei sie eine Mischung aus Entschlossenheit und Sorge ausstrahlte.
„Das ist schon gefühlte Millionen Jahre her“, meinte Kaia, „und Strider ist der erste Mann, den ich … verflucht, er ist eben der erste Mann, den ich will – wirklich will“, fügte sie hinzu, bevor ihre Schwester Kommentare über ihre „Freunde“ loslassen konnte, die sie in den vergangenen Jahrhunderten so gehabt hatte.
„Wenn man es genau nimmt, ist das , wie du es nennst, erst eintausendfünfhundert Jahre her, aber wir reden ja nicht darüber . Also, was ist mit Kane, dem Hüter von Katastrophe , hm? Hattest du mit dem nicht mal irgendein Erlebnis? Etwas, das deine Sinne berührt hat oder so ähnlich?“
„Nur elektrostatische Aufladung. Sonst nichts.“
Ein amüsiertes Schnauben. „Komm, sei ehrlich.“
„Keine Ahnung. Vielleicht hat sein Dämon in mir eine verwandte Seele gespürt und in der Hoffnung, die Flammen einer Romanze zu entfachen, seine Hände danach ausgestreckt. Aber das heißt nicht, dass Kane und ich füreinander bestimmt sind. Ich fühle mich nicht zu ihm hingezogen.“
„Ist auch besser
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