Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
die verfluchte Zweiadrige Rute zu gewinnen.
Als er ankam, wusste er von der Rute noch gar nichts. Er mag dich. Das weißt du genau. Ja, er mochte sie. Nur leider nicht genug. Sie seufzte.
„Du … keine Ahnung, feuer mich einfach an.“ Seine Stimme zu hören gäbe ihr vielleicht Kraft. Vielleicht würde es sie auch ablenken, aber das würden sie gemeinsam herausfinden.
„Kein Problem. Es macht Spaß, dir zuzusehen.“
Ihr Herz setzte einen Schlag aus. „Ja?“
„Allerdings.“
Seine Stimme klang tiefer und heiserer als zuvor, und diverse Anspielungen schwangen mit. Ihre Brustwarzen wurden hart wie Perlen, sodass sie aufspringen und sich umdrehen musste, damit er ihre Erregung nicht sah.
Er hatte sie letzte Nacht beobachtet, als ihre Harpyie auf die Bedrohung rings um ihn herum reagiert hatte – fest entschlossen, ihn um jeden Preis zu beschützen. Er hatte sie auch beobachtet, als sie … Bei der Erinnerung erschauerte sie.
Beim Kampf gegen die Soldatinnen ihrer Mutter war etwas mit ihr geschehen. Etwas, das noch nie zuvor geschehen war. Sie hatte gebrannt. Bildlich gesprochen vor Wut, ja, aber sie hatte auch richtige Flammen gespürt. Sie hatten in ihrem Innern gewütet, ihre Zellen und Organe verbrannt und nichts als Asche zurückgelassen. Oder jedenfalls hatte es sich so angefühlt. Dennoch hatte sie nicht einen Rußpartikel auf ihrer Haut entdeckt, nachdem sie sich beruhigt hatte.
Vorahnungen tanzten durch ihren Kopf und wirbelten ihr ohnehin schon aufgewühltes Gedankenmeer noch mehr auf.
Durch ihre Adern floss Phönixblut – immerhin machte der Phönix die Hälfte ihres genetischen Codes aus. Sie war ihrem Vater nur ein einziges Mal begegnet, als er sie und Bianka entführtund ins Land der Asche verschleppt hatte. Er – und im Grunde alle seiner Art – war vollkommen herzlos, bar jeder Emotion. Als würde jeder weichere Zug von dem ewigen Feuer verbrannt, das in ihm tobte. Da konnte nicht mal ihre Mutter mithalten, und das wollte schon was heißen.
Doch die vom Stamme des Phönix waren nicht nur gefühllos, sondern flößten anderen mit ihrer Erscheinung auch gehörig Respekt ein. Aus den Fangzähnen und Krallen der Phönixe tropfte Gift. Ihre Flügel, die so weich und zart aussahen wie die Wolken um sie herum, waren in Wahrheit bläulich züngelnde Flammen. Die kleinste Berührung mit diesen Flammen konnte ein komplettes Gebäude niederbrennen.
Doch es gab auch eine positive Seite. Wenn ein Phönix etwas – oder jemanden – verbrannte, entstand daraus eine Asche, die so mächtig war, dass sie die Toten zu neuem Leben erwecken konnte.
Ihr Vater hatte gehofft, dass seine kleinen Mädchen mehr Phönix als Harpyien waren, doch als sich das Gegenteil herausgestellte, hatte er sie freigelassen. Natürlich erst, nachdem er sie mit seinem Gift gequält hatte. Er hatte ihnen einen kleinen Kratzer am Bizeps verpasst, und sie hatten das Gefühl gehabt, ihnen wäre eine Mischung aus Säure, Glassplittern und Napalm injiziert worden. Tagelang hatten sie sich vor Schmerzen gekrümmt und geschrien.
Ein echter Phönix hätte nicht solche Qualen gelitten. Er wäre gegen das Gift immun gewesen. Deshalb hatte Kaia auch gedacht, niemals phönixähnliche Tendenzen zu entwickeln. Doch das gestrige Brennen … Hatte sie womöglich eine Immunität und im Gegenzug weitere Fähigkeiten entwickelt?
„Hey, Kye. Wir müssen uns beeilen“, rief Bianka plötzlich von der anderen Seite der Tür.
Kaia blinzelte. Sie stand noch immer neben dem Bett, doch jetzt war Strider an ihrer Seite. Sie hatte nicht gehört, dass er sich bewegt hatte, und dennoch stand er da. Seine Wärme hüllte sie ein, sein starker, süßer Duft stieg ihr in die Nase.
Er packte ihre Unterarme und neigte nachdenklich den Kopf zur Seite. „Wo warst du dieses Mal?“
„Nirgendwo“, kam ihre automatische Antwort, die sie immer gab, wenn jemand anderes als ihre Schwestern ihr solche Fragen stellten.
Verlor sie sich wirklich so oft in Gedanken? Wenn ich nicht ständig abschweifen würde, würde ich vielleicht nicht …
„Kaia!“ Strider verdrehte die Augen, und ihr fiel auf, dass seine Pupillen seine wunderschöne Iris verdrängt hatten. Außerdem hatte er seinen Griff gelockert und streichelte ihre Arme mit den Fingerspitzen. „Wir müssen dringend deine Fähigkeit zum Lügen verbessern, Baby Doll.“
Fand er sie … War es möglich, dass er sie begehrte? „Ich habe eine Idee: Wenn ich dir die Wahrheit sagen soll, musst du sie dir
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