Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
dem Messer in seinem Knöchelhalfter griff, kam sein Gegner wieder zur Besinnung und schwang eine seiner fleischigen Fäuste. Paris knallte gegen die Mauer. Schläfe gegen Backstein, und Backstein gewann. Benommen, wie er war, ließ er sich das Messer abnehmen.
Im nächsten Moment wurde ihm von einem gestiefelten Fuß die Luftröhre zugedrückt, sodass er zu Boden sackte und wehrlos auf dem Rücken liegen blieb.
Der Druck nahm zu, als der Kerl einen seiner Dolche zog, sich bückte und Paris in den Magen stach. Ein lähmender Schmerz durchzuckte ihn. Er atmete scharf ein.
„Das sollte reichen, um dich ruhigzustellen.“ Noch immer stand der Mann über Paris. Keuchend und finster dreinblickend öffnete er den Reißverschluss seiner Hose.
„Kein besonders kluger Schachzug“, krächzte Paris. Obwohl sein Instinkt ihm riet, den Kerl an den Fußgelenken zu packenund kräftig zu ziehen, steckte er die Hand ganz langsam hinter seinen Rücken und griff nach dem letzten noch verbliebenem Messer. „Du willst dein Ding doch behalten oder nicht?“
„Halt die Klappe. Vorhin hätte ich dich noch gehen lassen, nachdem ich mit dir fertig bin, aber jetzt …“
Endlich nahm er den Fuß von Paris’ Hals. Einen Augenblick später hockte er sich zwischen Paris’ Beine und machte sich an seinem Reißverschluss zu schaffen. Er ist abgelenkt. Gut so. Mit letzter Kraft riss Paris den Arm hoch. Noch ein Messer fand sein Ende in einer Halsschlagader.
Der Mann spie Blut. Gurgellaute drangen aus seiner Kehle. Seine Augen waren vor Schreck und Schmerzen ganz glasig. Paris riss das Messer heraus, doch das würde seinen Gegner nicht retten. Immer weiter ergoss sich der rote Lebenssaft, bis der Mann schließlich vornüberkippte und auf Paris zusammenbrach. Tot.
Schwach, aber entschlossen schob Paris den schweren Körper von sich herunter und rappelte sich mit zittrigen Beinen auf. Er sah an sich hinunter. Seine Kleidung war zerrissen, schmutzig und blutverschmiert, seine Haut abgeschürft, aufgeplatzt und mit Schnittwunden übersät. Gut möglich, dass die Göttin ihn bei diesem Anblick sofort wieder wegschickte.
Was vermutlich keine schlechte Idee wäre. Sie erwartete die Befriedigung ihrer Lust, und er war im Augenblick viel zu schwach, um ihre Bedürfnisse zu erkennen. Andererseits brauchte er Sex, um zu heilen. Aber wenn er sie benutzte, um zu Kräften zu kommen, könnte er nicht noch einmal mit ihr schlafen, um an die Kristalldolche zu gelangen.
Okay. Kleine Planänderung. Die nächste Frau, die ihm unter die Augen käme, würde er verführen. Er würde seinem Dämon freien Lauf lassen. Zwar wurde ihm bei dem Gedanken übel, aber egal. Danach würde er zum Haus der Göttin eilen. Er käme zwar zu spät, aber mit seinem Charme könnte er jede Kränkung wettmachen, die seine Verspätung möglicherweise verursachen würde. Noch so ein widerwärtiger Gedanke.
Spring über deinen Schatten. Er hatte sich für diesen Weg entschieden. Und er würde mit den emotionalen Nebenwirkungen leben müssen.
Entschlossen stapfte Paris aus der Gasse.
In quälende Schatten gehüllt, kauerte Sienna Blackstone in der Ecke. Ihre Flügel – diese stetig wachsenden schwarzen Flügel, die ein „Geschenk“ des Dämons waren, der nun in ihr hauste – zerrten an Sehnen und Knochen, von deren Existenz sie nicht einmal etwas geahnt hatte. Ihr ganzer Körper schmerzte.
Cronus hatte sie hierher gebracht – wo auch immer „hierher“ war. Eine marode Burg, die von Wasserspeiern mit Fratzengesichtern bewacht wurde, welche lebendig werden konnten. Die Wasserspeier konnten sie sehen und hören – im Gegensatz zu Paris, dem Krieger, den sie zu finden gehofft hatte – und sorgten dafür, dass sie genau dort blieb, wo sie war. Und als sie sich einmal doch den Weg durch ihre Fangzähne, Hörner, Krallen und Schwänze gebahnt hatte, hatte irgendein durchsichtiger Schild sie davon abgehalten, die Außenwelt zu betreten.
Zuerst hatte sie schreckliche Angst gehabt. Irgendjemand hätte ihr ruhig sagen können, dass der Tod tausendmal entsetzlicher war als das Leben. In den vergangenen Wochen hatte sie lernen müssen, sich an all diese übernatürlichen Wesen anzupassen. Obwohl sie um die Existenz von Dämonen gewusst und die Kreaturen einst gehasst hatte, war alles neu für sie. Und jetzt war das Einzige, was sie wollte, von hier zu fliehen, um zu einem solchen Dämon zu gelangen. Um ihn festzuhalten. Ihm zu helfen. Aber …
Sie kam hier nur weg, wenn sie
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