Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
Frau neben Bianka über ihre schrille Stimme beschwert, denn das Lächeln in Biankas Gesicht erstarb, und sie bedachte die Frau mit einem wütenden Blick. Ein Streit entflammte. Dann gingen die beiden – natürlich – aufeinander los, dass die Gliedmaßen nur so flogen.
„Ist sie nicht bezaubernd?“, fragte Lysander in die offene Runde.
„Sicher“, erwiderte Sabin abgelenkt. Er streichelte das Megafon, das zwischen seinen Füßen stand. „Wo sind eigentlich unsere Frauen?“
Unsere Frauen. Es gefiel Strider, wie sich das anhörte. Dabei hätte es ihm nicht gefallen dürfen. „Keine Ahnung.“
Denkst du wirklich, dass Kaia den Sieg nach Hause holen kann?
Die heimtückische Stimme erfüllte Striders Kopf. Sie war männlich. Und vertraut.
Vielleicht wird sie ja getötet …
Zum Teufel, nein. „Sabin“, knurrte er. Diesmal wusste er, woher die Stimme kam. Als Hüter von Zweifel zehrte Sabin von der Unsicherheit derer, die in seiner Nähe waren.
„’Tschuldigung“, erwiderte sein Freund.
„Bring gefälligst deinen Dämon unter Kontrolle.“
„Glaub mir, das versuche ich die ganze Zeit. Ich will nicht, dass er sich über jemanden aus dem Team Kaia hermacht.“
Gewinnen. Sie muss gewinnen.
Und da war auch schon Striders Dämon, der … Moment mal. Sie muss gewinnen? Noch nie hatte sich Niederlage für einen anderen Sieg interessiert als für Striders. Warum für Kaias? Und warum jetzt? Weil ihr Triumph (möglicherweise) mit der ZweiadrigenRute verbunden war? Weil der Dämon wusste, welche Konsequenzen ihr Versagen hätte – und er sich davor fürchtete? Weil sie … ihm gehörte? Ihr gemeinsamer Privatspielplatz war? Das hatte er sich vorher schon gefragt …
Ich darf nicht so denken. Denn dann würde er nicht tun, was getan werden musste.
Zu Niederlage sagte er: Erstens habe ich vor, die Zweiadrige Rute noch vor dem Ende der Spiele zu finden. Und zweitens wird sie gewinnen. Wenn nicht … Er dachte darüber nach, wie wahrscheinlich es war, dass Niederlage ihm wehtat, selbst wenn nicht er derjenige wäre, der verlöre. Dann hätte Strider sie nicht so beschützt wie die Herausforderung, die er angenommen hatte, es verlangte. Deshalb …
Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, entschied er. Er hätte ihr die Sache ausreden sollen. Von nun an war alles, was geschah, seine Schuld.
Ausnahmsweise blieb die Aussicht auf mögliche Qualen wirkungslos. Ihm gefiel einfach die Vorstellung nicht, dass Kaia etwas zustieß.
„Lysander!“, rief Bianka von Neuem und zog abermals Striders Aufmerksamkeit auf sich. Ihr Kampf mit der anderen Harpyie hatte damit geendet, dass die arme Frau bewusstlos im hinteren Teil der Tribüne lag. „Gefällt es dir?“
Lysanders Miene wurde weich. „Und wie, Liebes. Sehr gut sogar. Mir gefällt alles, was du anhast.“
Wie pathetisch, dachte Strider. Nur weil ein Kerl verliebt war, musste er doch nicht zum Waschlappen mutieren.
Oh, da war Kaia! Strider sprang auf und winkte ihr zu, um ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen. Er wollte ihr sagen, dass sie vorsichtig sein sollte, doch sie war viel zu konzentriert auf das Geschehen vor sich, als sie durch die Doppeltür trat, die aufs Spielfeld führte. Ihre Mannschaftskameradinnen flankierten sie. Sie trugen alle die gleichen Uniformen aus blutrotem Leder. Die bauchfreien Tops verliefen im Rücken über Kreuz, um den Flügeln Platz zu geben, und die Shorts waren am Saum – fürmehr Bewegungsfreiheit – mit Fransen besetzt.
Kaia hatte die roten Locken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, der hin und her schaukelte. Weder Ellbogennoch Knieschoner schützten sie. Verflucht. Er wünschte, sie hätte welche getragen. Wenn die Frauen auf dem Holzboden kämpften, würden sie sich die Haut abschürfen, und er mochte ihre Haut so, wie sie war.
Gewinnen!
Ich weiß. Ich habe dich schon beim ersten Mal gehört, Arschloch.
Als die Harpyien auf der Tribüne das einziehende Team bemerkten, fingen sie an zu buhen. Abgesehen von einem leichten Zucken um ihre Mundwinkel verriet Kaia in keiner Weise, dass es ihr etwas ausmachte. Eine wahre Popcorndusche regnete von den Rängen herab. Ein paar Körner trafen Kaias Mitspielerinnen sogar in die Augen.
„He, Millicent“, schrie Bianka eine der Popcornwerferinnen an. „Wie ich sehe, hast du dir extra diesen Moment ausgesucht, um dich vor versammelter Mannschaft zu erniedrigen. Du kannst ja gar nicht zielen!“
Eine hübsche Blondine wirbelte mit in die Hüfte gestemmten Händen herum.
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