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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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Arbeitgeber und die drittgrößte Bank Deutschlands schriftlich, dass sie Probleme habe. Ohne Vertrauen kann eine Bank nicht überleben. Wenn sie Gerüchte dementieren muss, sie habe Probleme, dann hat sie definitionsgemäß ernste Probleme. Zwei Tage später informierte Jacob Goldschmidt, Chef der Danatbank und Schachts ehemaliger Kollege und Widersacher, die Reichsbank, dass seine Bank ihre Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllen konnte.
    Schachts Nachfolger bei der Reichsbank war Hans Luther, der 1923 als Finanzminister auf dem Höhepunkt der Hyperinflation Schacht ursprünglich und widerwillig zum Währungsbeauftragten ernannt hatte. Obwohl kein Mitglied des Reichstags und »ein Politiker ohne Partei«, war Luther 1925 für 18 Monate Reichskanzler gewesen, ehe man ihn auf erniedrigende Weise zum Rücktritt zwang, als seine Regierung die deutschen Konsulate und diplomatischen Vertretungen angewiesen hatte, neben der Flagge der Republik (schwarz-rot-gold) auch die Flagge der Handelsmarine zu hissen, die der verbannten Reichsflagge (schwarz-weiß-rot) sehr ähnlich war. Für die Reichsbank war er keine gute Wahl. Er war zwar ein kompetenter Verwalter, aber er hatte den Ruf eines phlegmatischen Kommunalbeamten, und ihm fehlte einfach das, was man für die Leitung einer Zentralbank braucht, vor allem das Verständnis der psychologischen Dimension der Krise und der Wichtigkeit, das Vertrauen wiederherzustellen.
    Am 8. Juli rief Luther Norman an. Die Reichsbank war in einer verzweifelten Situation. Sie hatte einen riesigen Teil ihrer Goldreserven verloren. Wenn sie die Danatbank zu retten versuchte, würden die Reserven unter das gesetzlich festgelegte Minimum sinken, was in der gegenwärtigen Situation zu einem Ansturm auf die Währung führen würde. Die Reichsbank stand daher vor einem schrecklichen Dilemma: Sie konnte ihre Währung stützen und die Danatbank untergehen lassen oder versuchen, das deutsche Bankensystem zu stützen und zusehen, wie die verbliebenen Reserven aus dem Land verschwanden. Es war eine dieser Situationen, in denen es keine guten Wahlmöglichkeiten gibt – nur die Wahl zwischen einem schlechten und einem katastrophalen Ergebnis.
    Luthers einzige Lösung bestand darin, im Ausland Kredite aufzunehmen. Er sagte Norman, er benötige eine Milliarde Dollar. Am 9. Juli bestieg Luther – sein »rundes Gesicht in tiefen Sorgenfalten« – ein Privatflugzeug in Berlin; es war das erste Mal, dass ein verzweifelter Zentralbankier dies tat. In Amsterdam sprach er zwei Stunden lang mit dem Präsidenten der Niederländischen Zentralbank, dann reiste er weiter nach Großbritannien. Am Flughafen in Croydon wurde er von Norman und dem britischen Außenminister Arthur Henderson empfangen. Sie fuhren nach London, wo sich Luther kurz mit Finanzminister Philip Snowden traf. Norman musste zum monatlichen Treffen des BIS-Verwaltungsrats nach Basel reisen, und Luther beschloss, im Zug mit ihm bis nach Calais zu fahren.
    Auf dieser Reise beschrieb Luther die immer schlechter werdende Situation in Deutschland, und Norman verstand schließlich, dass das Spiel verloren war. Die ökonomische Situation Deutschlands war nun irreparabel. Als Zentralbankier konnte er nicht mehr tun, als einen kurzfristigen Kredit zur Verfügung zu stellen, um ein wenig Zeit zu gewinnen. Deutschland befand sich in tiefem Wasser und ging darin unter. Die Zahlen passten nicht zusammen. Das Land hatte nun ein Bruttoinlandsprodukt von 13 Milliarden Dollar, das Monat für Monat sank, Reparationsschulden von neun Milliarden Dollar und private Auslandsverbindlichkeiten von sechs Milliarden Dollar; davon waren 3,5 Milliarden Dollar kurzfristiger Natur und konnten jederzeit abgezogen werden. Im letzten Jahr war Kapital im Volumen von 500 Millionen Dollar aus dem Land geflohen. Die Goldreserven betrugen kaum 250 Millionen Dollar. Harrison und Norman hatten Luther dazu gedrängt, die Kreditvergabe noch stärker zu verknappen, um dem Kapitalabfluss entgegenzuwirken. Aber da das Bankensystem am Rand des Zusammenbruchs stand, hatte er keinen Spielraum mehr. Norman sagte, Luthers einzige Hoffnung sei ein langfristiger Kredit von Frankreich, dem einzigen europäischen Land mit ausreichenden Goldreserven, um Deutschland aus seiner Notlage zu helfen. Er warnte allerdings, das französische Geld gebe es nur in Kombination mit drakonischen politischen Bedingungen. Luther und Norman trennten sich in Calais; Norman fuhr nach Basel, Luther nach Paris.
    Luther wurde

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