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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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dinierte mit dem Herzog von Connaught und der Prinzessin von Monaco. Er war, in den Worten der Gesellschaftsdame Ottoline Morrell »gierig nach Arbeit, Ruhm, Einfluss, Herrschaft und Bewunderung.«
    Diese Kombination aus Erfolg und Schlauheit machte ihn manchmal unerträglich. Seine Bloomsbury-Freunde, die in einer exklusiven Welt aus Kunst, Literatur und Ideen lebten, neckten ihn manchmal wegen seiner neuen Verbindungen zu höchsten Kreisen. Sie ertrugen sogar sein irritierend unerschütterliches Selbstvertrauen. In ihren Augen wurde dies durch das subversive Vergnügen ausgeglichen, das es ihm bereitete, Autoritäten infrage zu stellen. Vor seinen witzigen und bissigen Bemerkungen war niemand sicher. Schon nach wenigen Monaten im Finanzministerium sagte er während einer Besprechung zu keinem Geringeren als Lloyd George, dem Finanzminister: »Bei allem Respekt, aber wenn Sie mich nach meiner Meinung fragen, muss ich sagen, dass ich Ihre Aussagen für Unsinn halte.« Aber für die vielen Leute, zu denen er grob oder beleidigend war, war er einfach ein arroganter junger Mann mit einer überzogenen Einschätzung seiner eigenen intellektuellen Überlegenheit.
    Wer ihn sah, hätte das nicht gedacht. Er sah sehr durchschnittlich aus – fliehendes Kinn, dünner werdendes Haar, ein spärlicher militärischer Schnurrbart – und er kleidete sich äußerst konventionell: ein dunkler dreiteiliger Anzug und ein Homburg oder manchmal eine Melone. Auf den ersten Blick hätte man ihn für einen bescheiden erfolgreichen Bewohner der City halten können, vielleicht für einen Versicherungsvertreter oder einen kleinen Beamten.
    Hinter seiner Maske der Überlegenheit gab es tatsächlich eine tiefe Unsicherheit – vor allem, was sein Aussehen betraf. »Ich habe immer unter einer fast unabänderlichen Überzeugung gelitten – und werde wohl auch immer darunter leiden –, dass ich körperlich derart abstoßend bin, dass ich keine Aussichten habe, mit einer anderen Person körperlichen Kontakt zu haben«, vertraute er einmal seinem Freund Lytton Strachey an. Aber die meisten Menschen, die ihm nahestanden, waren der Meinung, er könne der attraktivste und charmanteste Gesprächspartner sein; seine Konversation war prickelnd, brillant und geistreich. Er war »fröhlich und skurril und zivilisiert« mit »dieser Gabe, zu amüsieren und zu überraschen, mit der sehr kluge Menschen, und nur sehr kluge Menschen, durch Konversation dem Leben eine besondere Würze geben können«, erinnerte sich der Kunstkritiker Clive Bell.
    Die meisten von Keynes’ Bloomsbury-Freunden waren überzeugte Kriegsgegner. Im Verlauf des Kriegs wurde auch er selbst immer enttäuschter über die schreckliche Verschwendung, die vielen Toten, die Weigerung der Politiker, über eine Einigung nachzudenken und die stetige Verschlechterung der finanziellen Situation Großbritanniens. 1917 schrieb er an seine Mutter, die Fortsetzung des Kriegs werde »wahrscheinlich das Verschwinden der Gesellschaftsordnung bedeuten, die wir bis heute kennen. Mit einigem Bedauern denke ich, dass ich darüber insgesamt nicht traurig bin. Die Abschaffung der Reichen wird eher ein Vorteil sein, und recht geschieht es ihnen ohnehin. Was mir Sorgen macht, ist die Aussicht auf eine allgemeine Verarmung. … Zufrieden stelle ich fest, dass eine spezielle Ära einer speziellen Art von Zivilisation sehr bald vorbei sein wird, weil unsere Führer ebenso inkompetent wie verrückt und böse sind.«
    Nach dem Krieg wurde Keynes zum Delegationschef des Finanzministeriums bei der Friedenskonferenz in Paris ernannt. Obwohl er so stolze Titel führte wie Deputy to the Chancellor of the Exchequer on the Supreme Economic Council, Chairman of the Inter-Allied Financial Delegates in den Waffenstillstandsverhandlungen oder Vertreter des britischen Empires im Finanzkomitee, war er von den wichtigsten wirtschaftlichen Verhandlungen in Paris völlig ausgeschlossen, bei denen es um die Reparationszahlungen ging. Ohnmächtig musste er von außen beobachten, wie sich der »Albtraum« der Friedenskonferenz abspielte. Später schrieb er: »Das Gefühl einer bevorstehenden Katastrophe überschattete die leichtfertige Szene.« Als Mitte Mai die Vereinbarungen des Vertrags veröffentlicht wurden, hatte Keynes, erschöpft und angewidert, keine andere Wahl, als zurückzutreten. Er schrieb an Lloyd George: »Die Schlacht ist verloren. Ich überlasse es den Zwillingen (Sumner und Cunliffe), sich mit der Zerstörung Europas

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