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Die Herren des Krieges

Die Herren des Krieges

Titel: Die Herren des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard Klein
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noch keine Öffnung gesehen, die ins Freie hätte führen können. Es mußte sich hier um einen geheimen Stützpunkt handeln, der tief unter der Erde lag.
    Etwa hundert Urianer drängten sich in den Raum. Sie schwiegen respektvoll und machten Corson und seinem Führer Platz. Corson sah, daß die Anwesenden Tuniken in verschiedener Farbe trugen. In der ersten Reihe waren er und der Diener die einzigen mit einer gelben Tunika. Alle anderen trugen Tuniken von blauvioletter Farbe. Corson hörte einige gackernde Laute. Er schätzte, daß diese Leute einen hohen Rang einnahmen, da sie es wagen durften, sich hier zu unterhalten. Corson wandte sich um. Er sah hinter den blau-violett gekleideten Urianern solche in rot, orange und ganz hinten in gelb. Diese standen mit gebeugten Häuptern da und warteten still und geduldig.
    Vor ihm befand sich ein länglicher Block aus Metall. War es eine Truhe oder ein Tisch, vielleicht gar ein Altar?
    Das Licht wurde schwächer. In der Wand erschien eine Öffnung. Nun trat völlige Stille ein. Ngal R’nda erschien. Er trug eine prächtige blaue Toga mit einer langen Schleppe. Er blieb hinter dem Metallblock stehen und schaute die Anwesenden an. Dann hob er seine runzeligen Arme empor und rief einige Worte in altem Urianisch. Die Menge antwortete in schrillem Ton.
    Ngal R’nda heftete seine gelben Augen auf Corson. In schrillem Ton sagte er: »Schau, Erdenmensch, was noch nie ein Mensch vorher geschaut hat!«
    Der Metallblock öffnete sich, und langsam hob sich eine beschriftete Säule, die ein Ei trug, das von drei goldenen Klauen gehalten wurde.
    Fast hätte Corson gelacht. Das war also das Blaue Ei, auf das Ngal R’nda so stolz war. Aus diesem Ei war er ausgeschlüpft! Jemand mußte die Einzelteile sorgfältig wieder zusammengeklebt haben. Er konnte von seinem Platz aus die ehemaligen Bruchstellen erkennen. Ngal R’nda wollte seinen Anhängern ständig seine Herkunft vor Augen halten. Mit dem Blauen Ei erinnerte er an die glorreiche Vergangenheit der Prinzen von Uria.
    »Schau, Erdenmensch«, fuhr der Urianer fort. »Wenn ich sterbe, wird dieses Ei pulverisiert, wie man es auch mit den Eiern meiner Vorfahren getan hat. Das Pulver wird mit meiner Asche vermischt werden. Ehre das Ei, das von meinem Schnabel aufgebrochen wurde! Ehre das Ei, das den letzten Prinzen von Uria hervorgebracht hat!«
    Plötzlich ertönte im Hintergrund des Raumes Lärm. Ngal R’nda gab ein Zeichen, und das Ei verschwand wieder in dem Metallblock. Ein gelbgekleideter Urianer hatte sich mühsam durch die Menge gekämpft und stieß nun Corson zu Seite. Dann verbeugte er sich vor dem Prinzen und schrie mit schriller Stimme. Ngal R’nda hörte eine Weile zu und wandte sich dann, Pangal sprechend, an Corson.
    »Eine Horde bewaffneter Menschen hat etwa fünfzig Kilometer entfernt von hier ein Lager errichtet. Sie haben Monster bei sich – das heißt Pegasone. Ist das ein verräterischer Plan von Ihnen?«
    Veran!
    »Nein Prinz«, antwortete Corson und versuchte, ein Lächeln zu verbergen. »Ich habe Ihnen schon gesagt, daß wir eine Armee brauchen. Sie ist gerade angekommen!«

 
25.
     
    Sie gingen durch den Dschungel.
    Es war ein seltsamer Gedanke, daß er jeden Moment mit Antonella in Verans Hände fallen würde …
    Ein Kreis hatte sich geschlossen. Irgendwo da drüben lebte er sein erstes Leben in Unwissenheit, und hier kannte er bereits den Ausgang: Die Flucht mit dem maskierten Fremden, die Reise durch die Zeit, der Aufenthalt im Mausoleum und der Sprung ans Ende der Welt, Aergistal, der Ballon, die Katastrophe und die Stimme des Unbekannten. Er war nach Uria zurückgekehrt.
    Aber der Irrgarten, den er hinter sich hatte, dehnte sich auch in die Zukunft. Er wußte zwar, was dem anderen Corson im Lager Verans geschehen würde. Damals hatte er die dritte Gefahr, die über Uria schwebte, noch nicht gekannt und nicht gewußt, wie er mit den beiden anderen fertig werden sollte. Nun hatte er eine schwache Hoffnung. Die Zukunft würde ihm alles enthüllen, dessen war er sicher.
    Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Der Mann aus dem Unbekannten, der maskierte Pegasonreiter würde er selbst sein. Darum hatte er eine Zukunft. In dem Irrgarten würde er immer wieder auf sich selbst treffen. Und jeder künftige Corson würde sich in dem Labyrinth besser auskennen. Auf diese Art würde er sein Leben ändern können.
    Er erinnerte sich daran, was die Stimme gesagt hatte. In ferner Zukunft würden sie ihre Existenz

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