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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sein.»
    «Jungfräulichkeit ist solch ein kostbares Gut», sagte Sven zu Bolti, «findet Ihr nicht auch?»
    Bolti zitterte. «Ich zahle Euch hundert Shilling für jede meiner Töchter», sagte er verzweifelt.
    «Oh, nein», sagte Sven, «so viel will Gelgill haben. Ich muss schließlich auch einen Gewinn machen. Ihr könnt sie alle drei
     behalten, Bolti, wenn Ihr mir sechshundert Shilling bezahlt.»
    Das war ein unverschämter Preis, und er sollte es auch sein, doch Bolti erhob Einspruch. «Aber mir gehören doch nur zwei,
     Herr», jammerte er. «Die dritte ist seine Frau.» Er deutete auf mich.
    «Eure?» Sven sah mich an. «Ein Aussätziger mit einer Frau? Also ist Euch Euer wertvollstes Teil noch nicht abgefallen?» Er
     fand das sehr lustig, und die beiden Männer, die unsere Frauen gebracht hatten, lachten mit ihm. «Und, Aussätziger», fragte
     Sven, «was wollt Ihr mir für Eure Frau zahlen?»
    «Nichts», sagte ich.
    Er kratzte sich am Hintern. Seine Männer grinsten. Sie waren an Trotz gewöhnt und auch daran, ihn zu brechen, und sie fanden
     es sehr unterhaltsam, dabei zuzusehen, wie Sven Reisende ausnahm. Sven schenkte sich Bier nach. «Ihr habt da ein paar schöne
     Armringe, Aussätziger», sagte er, |57| «und ich vermute, dieser Helm wird Euch nicht mehr viel nutzen, wenn Ihr bald tot seid, also nehme ich im Tausch für Eure
     Frau Eure Armringe und Euren Helm, und dann könnt Ihr Eures Weges gehen.»
    Ich rührte mich nicht, gab keinen Ton von mir, doch ich drückte meine Beine behutsam an Witneres Flanken und spürte, wie das
     große Pferd zitterte. Der Hengst war ein schlachtenerprobtes Tier und wollte, dass ich ihn endlich auf den Gegner trieb, und
     vielleicht war es Witneres Spannung, die Sven spürte. Alles, was er von mir sehen konnte, war mein schreckenerregender Helm
     mit seinen finsteren Augenlöchern und seinem Wolfskamm, und da wurde ihm unwohl. Unbekümmert hatte er den Einsatz erhöht,
     und nun konnte er nicht mehr zurück, ohne das Gesicht zu verlieren. Jetzt musste er spielen und gewinnen. «Habt Ihr plötzlich
     die Sprache verloren?», knurrte er mich an, und dann winkte er die beiden Männer heran, die Boltis Töchter und Hild geholt
     hatten. «Egil! Atsur! Nehmt dem Aussätzigen den Helm ab!»
    Sven musste sich sicher geglaubt haben. Er hatte mindestens eine Schiffsmannschaft Männer im Dorf, ich dagegen war allein,
     und das überzeugte ihn davon, dass ich geschlagen war, noch bevor mich seine Männer überhaupt erreicht hatten. Der eine trug
     einen Speer, und der andere zog sein Schwert, doch er hatte das Schwert noch nicht einmal halb aus der Scheide gezogen, als
     ich schon Schlangenhauch in der Hand hatte und Witnere vorantrieb. Das Tier hatte nur auf den Angriff gewartet und preschte
     mit der Geschwindigkeit von Odins Lieblingspferd Sleipnir los. Zuerst nahm ich mir den Mann zu meiner Rechten vor, den Mann,
     der immer noch sein Schwert zog, und ließ Schlangenhauch vom Himmel auf ihn herabfahren wie einen Blitz des wütenden Thor,
     und die Kante meines |58| Schwertes fuhr durch seinen Helm, als sei er aus Pergament, und Witnere, der dem Druck meiner Knie sofort gehorchte, wandte
     sich schon wieder in Svens Richtung, als der Speerträger auf mich losging. Er hätte seine Waffe gegen Witneres Brust oder
     gegen seinen Hals richten sollen, doch stattdessen versuchte er, mir den Speer zwischen die Rippen zu rammen, und da drehte
     sich Witnere kurz nach rechts und schnappte mit seinen großen Zähnen nach dem Gesicht des Mannes, und der Mann stolperte rückwärts,
     konnte gerade noch dem Biss ausweichen, doch verlor er das Gleichgewicht und fiel auf die Wiese, und ich lenkte Witnere nach
     links. Ich hatte meinen rechten Fuß schon aus dem Steigbügel gezogen, und nun schwang ich mich aus dem Sattel und ließ mich
     mit voller Wucht auf Sven fallen. Die Bank behinderte ihn, als er versuchte aufzustehen, und ich riss ihn ganz zu Boden, sodass
     ihm die Luft ausging, sprang gleich wieder auf die Füße, und schon drückte sich Schlangenhauchs Spitze an Svens Kehle. «Egil!»,
     rief Sven nach dem Speerträger, den Witnere weggedrängt hatte, doch Egil wagte keinen Angriff, solange mein Schwert an der
     Gurgel seines Gebieters lag.
    Bolti winselte. Er hatte sich vor Schrecken bepisst. Ich roch es, und ich hörte es tropfen. Gelgill stand da wie erstarrt
     und beobachtete mich mit ausdruckslosem Gesicht. Hild lächelte. Ein halbes Dutzend von Svens anderen Männern

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