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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Tisch und Bänke auf einer Wiese. Zwei Männer saßen an
     dem Tisch und hatten einen Krug Bier vor sich stehen, das alles sah ich, doch in Wahrheit bemerkte ich nur eines.
    Den Helm meines Vaters.
    Er lag auf dem Tisch. Der Helm hatte ein geschlossenes Gesichtsstück, das ebenso wie der Kamm des Helmes mit eingelegten Silberverzierungen
     geschmückt war. Ein grimmig verzogener Mund war in das Metall geschnitten worden. Ungezählte Male hatte ich diesen Helm gesehen.
     Ich hatte als kleines Kind sogar mit ihm gespielt, doch von meinem Vater eine harte Kopfnuss bezogen, als er es entdeckte.
     Diesen Helm hatte mein Vater an dem Tag getragen, an dem er in Eoferwic gefallen war, und Ragnar der Ältere hatte ihn dem
     Mann abgekauft, der meinen Vater getötet hatte, und jetzt gehörte er einem der Mörder Ragnars.
    Sven der Einäugige. Er stand auf, während Bolti und ich uns näherten, und es traf mich wie ein Schlag, als ich ihn wieder
     vor mir hatte. Ich hatte Sven als Kind gekannt, und nun war er ein Mann, doch sofort erinnerte ich mich an das flache, breite
     Gesicht mit dem einen wild starrenden Auge. An der Stelle des anderen Auges befand sich eine narbige Vertiefung. Sven war
     groß und breitschultrig, trug langes Haar und einen Vollbart, und gekleidet war das junge Großmaul, das sich mit einem langen
     und einem kurzen Schwert gegürtet hatte, in den besten Kettenharnisch. «Die nächsten Gäste», bemerkte er, als wir bei ihm
     angekommen waren, und deutete auf die Bank am anderen Ende des Tisches. «Setzt Euch», befahl er, «dann können wir das Geschäftliche
     regeln.»
    |52| «Setz dich zu ihm», raunte ich Bolti zu.
    Bolti sah mich verzweifelt an, stieg vom Pferd und trat an den Tisch. Der zweite Mann war dunkelhaarig und viel älter als
     Sven. Er trug einen schwarzen Umhang, sodass er aussah wie ein Mönch – nur trug er den Silberhammer des Thor an einer Schnur
     um den Hals. Vor ihm stand ein flacher, hölzerner Kasten, der sehr durchdacht mit Holzstegen in einzelne Abschnitte aufgeteilt
     war, sodass alle gleichartigen Münzen zusammenlagen. Die Sonne ließ das Silber aufschimmern. Sven, der sich wieder neben den
     Mann im schwarzen Umhang gesetzt hatte, schenkte einen Becher Bier ein und schob ihn Bolti zu. Der sah mich noch einmal an
     und setzte sich dann wie geheißen.
    «Und Ihr seid?», fragte ihn Sven.
    «Bolti Ericson», sagte Bolti. Er musste es zweimal sagen, denn beim ersten Mal war seine Stimme so leise, dass man ihn kaum
     verstehen konnte.
    «Bolti Ericson», wiederholte Sven, «und ich bin Sven Kjartanson, und mein Vater herrscht über dieses Land. Habt Ihr von Kjartan
     gehört?»
    «Ja, Herr.»
    Sven lächelte. «Es scheint mir, als hättet Ihr versucht, uns um unsere Abgabe zu bringen, Bolti! Habt Ihr versucht, uns um
     unsere Abgabe zu bringen?»
    «Nein, Herr.»
    «Und woher kommt Ihr?»
    «Eoferwic.»
    «Ah! Noch ein Händler aus Eoferwic, was? Ihr seid heute schon der dritte! Und was habt Ihr da auf den Packpferden?»
    «Nichts, Herr.»
    Sven beugte sich leicht vor und grinste dann, während er vernehmlich furzte. «Entschuldigt, Bolti, ich habe gerade |53| nur einen Donner gehört. Habt Ihr gesagt, Ihr habt nichts? Aber ich sehe da vier Frauen, und drei von ihnen sind hübsch jung.»
     Er lächelte. «Sind das Eure Frauen?»
    «Meine Frau und meine Töchter, Herr», sagte Bolti.
    «Frauen und Töchter, wie sehr lieben wir sie doch», sagte Sven, und dann sah er zu mir auf, und obwohl ich wusste, dass mein
     Gesicht verhüllt war und meine Augen tief im Schatten des Helmes lagen, zog sich meine Haut unter seinem Blick zusammen. «Und
     wer», fragte Sven, «ist das?»
    Seine Neugier war verständlich, denn ich sah aus wie ein König. Mein Kettenhemd und mein Helm und meine Waffen waren von allerbester
     Machart, und meine Armringe kennzeichneten mich als Krieger von hohem Rang. Bolti warf mir einen entsetzten Blick zu, doch
     er sagte nichts. «Ich habe gefragt», knurrte Sven jetzt lauter, «wer das ist.»
    «Sein Name», sagte Bolti, und seine Stimme klang wie das Quietschen einer Maus, «ist Thorkild der Lepröse.»
    Sven zog unwillkürlich eine Grimasse und fasste an das Hammeramulett, das um seinen Hals hing. Das konnte ich ihm nicht vorwerfen.
     Alle fürchten das graue, schlaffe Fleisch der Leprösen, und die meisten Leprakranken werden in die Wildnis geschickt, um zu
     leben, wie es ihnen eben gelingt, und zu sterben, wie es ihnen bestimmt ist.
    «Was habt Ihr mit

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