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Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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ließ sich kein einziger bestimmter Grund finden. Irgend etwas Märchenhaftes lag über dem ganzen Land ausgebreitet. Alles war so grün wie im Lande Oz, was dem Wald ein unwirkliches, magisches Aussehen gab. Aber es war nicht die grüne Farbe allein, dachte Jef, die diese magische Wirkung hervorrief. Es war die Art, wie die übergroße gelbe Sonne ihr Licht über diese grüne Welt ausgoß, so daß alles Grün mit einem Hauch von Blattgold überzogen schien und sogar die Luft golden-grün und eigentümlich lebendig war. Zu alldem kam der gelegentliche musikalische Ruf eines Glockenvogels. Das war ein kleines einheimisches Geschöpf, ähnlich einer fliegenden Eidechse, mit einem Ruf wie ein helles Silberglöckchen, der mit genau eingehaltenen Pausen vier bis sieben Mal hintereinander wiederholt wurde. Der Ruf war, wie Jef wußte, in Wirklichkeit eine Herausforderung an jeden, der das Territorium des Glockenvogels durchquerte. Aber der süße, klare Ton in der stillen Luft trug trotzdem zu dem Eindruck eines Zauberlandes bei.
    Doch auch wenn man dies alles in Betracht zog, war es seltsam, ja schon beinahe lächerlich, daß er vor Glück und Vorfreude beinahe platzte. Es konnte nur so sein, daß seine Liebe zu dieser Welt wieder mit ihm durchging.
    Ein Ruck an seiner rechten Hand, in der er Mikeys Leine hielt, brachte seine Aufmerksamkeit zurück zu dem Maolot. Mikey lief ihm auf ihrem Weg nicht nur voraus. Schon seit einiger Zeit versuchte er, sich von Jef loszureißen, und das war verblüffend. Jef machte ein paar schnelle Schritte, faßte den Kopf des Maolots und drehte ihn seinem eigenen Gesicht zu. Er wollte sehen, ob Mikey seine Kindheitsblindheit plötzlich verloren und das Sehvermögen erlangt hatte, wie dies mit Erreichen der geschlechtlichen Reife zu erwarten war. Aber Mikeys Augenlider waren so fest über seinen Augen geschlossen wie eh und je. Der Maolot riß seinen Kopf ungeduldig aus Jefs Händen und zog von neuem an der Leine, als könne er es nicht erwarten, ein lang gesuchtes Ziel zu erreichen, das gleich hinter der nächsten Bodenerhebung lag.
    Das Bemerkenswerte an diesem Benehmen war, daß Mikey vor unbekanntem Gelände immer Angst gehabt hatte. Bis er einen Ort gründlich erkundet hatte, war er immer zurückgeblieben und hatte den Kopf gegen Jefs Bein gedrückt, um Hinweise auf die Richtung und das Tempo zu erhalten. Aber jetzt wollte der Maolot offensichtlich die Führung übernehmen. Natürlich war das hier in gewissem Sinn kein unbekanntes Gebiet. Der Instinkt mochte ihn leiten. Um ein Experiment zu wagen, zog Jef sich bis an Mikeys Halsband heran und hakte die Leine los.
    Mikey rannte in der gleichen Sekunde davon. Er sprang, lief völlig sicher zwischen zwei Bäumen hindurch, umging einen anderen in einem Halbkreis, bevor er stehenblieb und seinen Kopf über die Schulter zu Jef zurückwandte, als könne er ebenso gut sehen wie Jef, wenn nicht besser.
    „Ich komme!“ rief Jef ihm zu. „Verlauf dich bloß nicht.“
    Mikey setzte sich von neuem in Galopp und verschwand zwischen den Bäumen. Einen Augenblick lang war Jef besorgt. Wenn Mikey es fertigbrachte, sich zu verlaufen … Aber innerhalb von Sekunden tauchte der Maolot wieder auf. Mit unfehlbarer Sicherheit sprang er beinahe bis zu Jef zurück. Dann drehte er sich um und rannte von neuem los wie ein übermütiger Hund, der nicht imstande ist, sich ruhig zu verhalten, seinen Herrn aber auch nicht zu weit zurücklassen möchte.
    In all den Jahren, die er ihn kannte, hatte Jef den Maolot niemals so glücklich und aufgeregt gesehen. Er platzte beinahe vor Glück und Vorfreude.
    Jef blieb mit einem Fuß in der Luft stehen. Er wartete.
    Drei Sekunden später erschien Mikey wieder. Er galoppierte mit Höchstgeschwindigkeit, kam schlitternd vor Jef zum Stehen und berührte mit seiner Nase besorgt Jefs Hand.
    „Alles in Ordnung“, sagte Jef. „Ich denke nur nach.“
    Er dachte tatsächlich sehr angestrengt nach. Es war schon einige Jahre her, daß er den starken Eindruck, manchmal könne er auffangen, was der Maolot empfand – und umgekehrt –, als Tatsache akzeptiert hatte. So war es geschehen, daß er durch bestimmte Ereignisse erzürnt oder verärgert nach Hause gekommen war und festgestellt hatte, daß Mikey offenbar diese Gefühle nachvollzog.
    Aber bei diesen schwachen Hinweisen auf eine Kommunikation war es geblieben; nie hatte sich etwas ereignet, das Jef als eindeutiger Beweis hätte dienen können. Es war nichts als ein allgemeiner

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