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Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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eineinhalb mal drei Meter und hatte kein Geländer. Er fühlte die metallene Oberfläche unter seinen Füßen erzittern, als die Kabel sich dehnten. Langsam stieg der Boden zu ihnen hinauf, bis sie ihn berührten und das Gras flachdrückten.
    Sobald sie unten waren, trat Jef von der Plattform und sah sich um. Das Gras reichte ihm bis an den Scheitel. Offensichtlich hatte er sich in der Größe der Variform-Wisente gründlich geirrt. Sie mußten beinahe so groß sein wie die Büffel auf der Erde. Doch es hatte keinen Sinn, sich darüber jetzt Gedanken zu machen. Glücklicherweise konnte er durch die Spitzen der Grashalme den Rand des Waldes sehen.
    „Alles in Ordnung?“ rief der Pilot hinunter. Jef blickte hoch.
    „In Ordnung“, winkte Jef. „Ziehen Sie die Plattform hoch. Danke.“
    „Viel Glück!“ Die Plattform begann, wieder zum Hubschrauber emporzusteigen. Sie kam oben an, wurde eingezogen, und die Tür schloß sich. Der Pilot winkte hinter dem Glas der Windschutzscheibe. Die Maschine gewann an Höhe, wendete und entfernte sich in Richtung Süden.
    „Jetzt geht’s los, Mikey!“ Jef wandte sich dem Maolot zu. Mikey stieß ihn fröhlich mit dem Kopf an. Jef betrachtete das Tier eine Sekunde lang schweigend.
    „Ich begreife es nicht“, meinte er dann. „Du warst bei dem Konnetabel ganz aus dem Häuschen, und nun bist du friedlich wie ein Lamm. Was ist in dich gefahren – oder sollte ich sagen, was ist aus dir herausgefahren?“
    Mikey schubste ihn nur von neuem. Jef gab es auf und schlug die Richtung zum Waldrand ein.
    Sie erreichten den Schatten der nächsten Bäume. Darunter waren einige Variform-Koniferen, aber die meisten waren Willybäume, Exemplare einer dem Cottonwood ähnlichen Pflanze, die in diesen Regionen von Everon beheimatet war. Jetzt schrumpften die hohen Grashalme, bis sie kaum noch Zentimeter groß waren, und enthüllten das leuchtende Grün des sich verfilzenden, den Boden bedeckenden Teils der Pflanze, der ihr den Namen Moosgras gegeben hatte. Weiter hinten in den fernen Teilen des Waldes schien sich dieses Grün in alle Ewigkeit wie ein endloser Teppich zu erstre cken. Es war ein grelleres Grün als das der meist eher gedeckten Farben des Waldes, aber auf Everon war fast alles, was wuchs, grün, auch die Stämme und Äste der einheimischen Pflanzen wie des Willybaums. Die einzigen nichtgrünen Flecken waren hier und da pastellfarbene Stellen einer blumenartigen Vegetation und der braune Staub der getrockneten und zerfallenen fleischigen Auswüchse der Everon-Bäume, die hier die Stelle der Blätter einnahmen.
    Jef blieb stehen, um sich den Marschcomputer anzusehen, den der Konnetabel ihm gegeben hatte. Es war ein Gerät, das etwa die Größe und das Aussehen eines Taschenbuchs hatte. Jedoch zeigte eine computergesteuerte Kompaßnadel im oberen Teil des Deckels ständig in die Zielrichtung, auf die sie eingestellt war. Unterhalb des Kompasses erschien unter einem Fenster ein Ausschnitt der Landkarte mit einer roten Linie. Sie gab die Richtung und die Entfernung an, die Jef seit Verlassen des Luftfahrzeugs zurückgelegt hatte.
    Die Kompaßnadel zeigte jetzt geradeaus, und die rote Linie lief hübsch parallel zu der schwarzen Linie, die die geplante Route darstellte. Jef steckte das Kästchen voller Zufriedenheit wieder in eine der Taschen seiner Waldjacke. Nach der Karte und dem, was der Konnetabel gesagt hatte, lag bis zum Handelsposten Fünfzig am Voral-Fluß eine kurze Wanderung von zwei Tagen vor ihm. Er konnte sich darauf verlassen, für die Nacht einen guten Lagerplatz am Ufer des einzigen anderen, richtigen Flusses zwischen ihm und Posten Fünfzig zu finden. Dann, im Posten Fünfzig, würde er entweder diesen Beau leCourboisier antreffen oder jemanden, der ihm sagen konnte, wo sich der Mann aufhielt.
    Seine Suche schien sich einfacher zu gestalten, als er gedacht hatte – dank dem Konnetabel oder vielmehr dank Martin Curragh, der den Konnetabel zur Mithilfe bewogen hatte. Zum ersten Mal seit Monaten fühlte sich Jef, wie er so dahinwanderte, voller Optimismus.
    Die einfache Tatsache, daß die körperliche Übung ihn erwärmte und ihn munterer und optimistischer werden ließ, konnte Grund genug für seine wachsende Fröhlichkeit sein. Aber ebenso war es eine Tatsache, daß das Land, durch das er reiste, merkwürdig erfreulich und aufregend war. Jef hielt beim Gehen Ausschau und versuchte festzumachen, was es war, das seine Empfindungen in so besonderem Maße stimulierte.
    Es

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