Die Herren von Everon
und aus welchem Grund arbeitet, wie er sagt…“
Sie wies mit dem Daumen auf Martin.
„… aber alles, was du wirklich wissen mußt, ist, daß es nicht die richtigen Pflanzer sind, nicht diejenigen, die auf dieser Welt gern vierzig Generationen von Nachkommen gedeihen sehen möchten. Es sind die Ausverkäufer, die jedem anderen das Leben schwermachen.“
„Die Ausverkäufer?“ fragte Jef. Das Wort kam ihm fremd auf seiner Zunge vor.
„Das Wort in seiner wörtlichen Bedeutung. Du weißt wohl überhaupt nichts, wie?“ rügte Jarji ihn. „Du glaubst, wenn Menschen hinausziehen, eine neue Welt zu kolonisieren, dann haben sie nichts als Sternenglanz in den Augen und den edlen Pioniergeist im Herzen? Ja, natürlich glaubst du das. Das denken sie alle auf der Erde, denn so wird es in all den Anzeigen und Zeitungsartikeln behauptet. Aber laß es dir gesagt sein: Keiner von ihnen hat irgendeines edlen Gefühls wegen sein Leben mit allen Wurzeln ausgerissen, um in der Wildnis noch einmal ganz von vorn anzufangen. Meine Eltern sind nach Everon gekommen, weil sie in irdischer Luft nicht atmen, weil sie sich – auch wenn beide arbeiten – nicht mehr als eine drittklassige Wohnung leisten konnten. Sie kamen hierher, weil sie sahen, es gab auf der Erde keinen anständigen Ort, wo ich und meine Brüder und Schwestern aufwachsen konnten. Sie kamen nach Everon und gingen durch die Hölle, um am Leben zu bleiben und sich etwas aufzubauen, nur damit ihre Existenz einen Sinn bekam – und damit auch wir, ihre Kinder, einen Sinn in unserer Existenz finden sollten.“
Sie hielt inne.
„Ich verstehe“, sagte Jef.
„Nein, das tust du nicht. Du meinst nur, daß du es verstehst. Jetzt hör mir zu!“ verlangte Jarji. „So sind wir – wir Hillegas und die anderen richtigen Pflanzer. Aber außer uns haben sich auch andere Leute hier angesiedelt, und denen ging es um ganz andere Dinge. Einige von ihnen, wie der Konnetabel und – nun ja, vielleicht auch Beau, obwohl er, wie ich sagte, anfangs gute Gründe für das hatte, was er tat –, kamen nach Everon, weil sie das Kommando übernehmen wollten. Auf der Erde hätten sie niemals eine Gelegenheit dazu bekommen, aber sie rechneten sich aus, daß es ihnen hier möglich sein würde. Andere kamen, um reich zu werden, und sie hatten von Anfang an die Absicht, nur so lange zu bleiben, bis sie etwas aufgebaut hatten, um es dann auszuverkaufen und weiterzuziehen.“
„Auszuverkaufen? Aber man kann planetare Währung nicht auf eine andere Welt transferieren, ohne daß sie ihren Wert verliert“, wandte Jef ein, „ausgenommen vielleicht einige der harten irdischen Währungen und interstellare Kredits – und Privatpersonen können keine interstellaren Kredits benutzen. Nur eine Bank oder eine Regierung …“
„Wie dick ist eigentlich das Brett vor deinem Kopf?“ erkundigte sich Jarji. „Es gibt mehrere Millionen Wege zu kassieren, wenn jemand etwas hat, für das sich wirklich zu kassieren lohnt, und je länger man etwas behält, das man seit dem Anfang der Kolonisierung entwickelt hat, desto mehr kann man dafür bekommen. Für jeden einzelnen von meiner Art gibt es Tausende, die nicht den Mumm haben, sich für die erste Einwanderungswelle zu melden. Aber sie haben die Mittel – in irdischen und anderen Weltwährungen –, in Ruhe abzuwarten, bis ein Planet entwickelt und sicher ist. Dann kaufen sie sich in aller Bequemlichkeit an, und je mehr Geld sie haben, desto länger können sie darauf warten, es auszugeben. Verdammt noch mal, wußtest du nicht, daß es auf der Erde richtige Schwarzmarktbörsen gibt, wo man illegale Währungen transferieren oder auf der Stelle Angebote für Land in jedem Entwicklungszustand auf jedem beliebigen Planeten bekommt? Und wenn es so etwas gibt, wie kannst du dann noch bezweifeln, daß mit der ersten Welle Leute kommen, die nur die Absicht haben, sich etwas aufzubauen und auszuverkaufen, dann zur nächsten Welt weiterzuziehen, die sich ihnen bietet, und es von neuem zu tun? Mach das dreimal hintereinander und sorge dafür, daß es sich lohnt, und dann kannst du auf der letzten Welt wie ein König leben.“
Sie machte eine Pause und betrachtete ihn forschend.
„Natürlich braucht man dazu Nerven“, fuhr sie fort, „mehr Nerven, als die späteren Käufer haben. Aber ist es ein Wunder, daß es hier einige Leute gibt, die für nichts als sich selbst und ihren eigenen Profit auch nur einen Pfifferling geben und denen es nichts ausmacht, anderen
Weitere Kostenlose Bücher