Die Herren von Everon
alles kaputtzumachen, nur damit ihr hiesiger Besitz so wertvoll wie möglich wird, bis die Zeit kommt, daß sie ihn ausverkaufen können?“
„Nein“, sagte Jef. Natürlich hatte sie recht.
„Ja“, fiel Martin ein, „im Prinzip ist es schon so, wie Jarji sagt. Aber mit Situationen wie dieser hier kann man nicht im Prinzip fertig werden. Es geht um die Auswirkungen dieses Prinzips – und die sind nicht so einfach.“
Jef wandte sich ihm zu.
„Du behauptest wohl immer noch, ein John Smith zu sein, was?“
„Ich bin ein John Smith.“ Martin begegnete offen seinem Blick.
„Der Konnetabel glaubt nicht daran. Beau hat ein völlig anderes Bild von dir. Und was sie beide denken, stimmt mit den anderen Ausweispapieren überein, die ich gefunden habe.“
„In meinem Gepäck, und bis heute ist dir nicht der Gedanke gekommen, daß es unrecht von dir war, meinen Koffer zu durchsuchen“, sagte Martin.
Jef geriet in Verlegenheit. „Du mußt zugeben, daß du nicht wie ein John Smith aussiehst oder handelst.“
„Das hast du schon einmal gesagt“, bemerkte Martin nachsichtig.
„Aber was du wirklich meinst, ist, daß ich nicht so aussehe und handle, wie du dir einen John Smith vorgestellt hast. Und sowohl Jarji als auch ich haben dich gerade darauf hingewiesen, wie wenig deine Vorstellung von den Dingen mit den Tatsachen gemein hat.“
„Wenn du zu den leitenden Leuten des Ökokorps gehörst, warum unternimmst du nichts gegen das, was hier vorgeht, statt dich bei dem Konnetabel anzubiedern und dich von Beau anwerben zu lassen und in beiden Fällen vorzutäuschen, du seist jemand, der du nicht bist?“
„Weil die Sache nicht so einfach ist – wie ich dir immerzu erzähle“, antwortete Martin. „Nicht nur hier auf Everon. Auch auf der Erde nicht. Nirgends, wo unsere menschliche Rasse zu finden ist.“
„Du hast die Autorität und die Macht …“
„Genau das ist es, was ich nicht habe“, behauptete Martin. „Nicht de facto.“
Jef starrte ihn an.
„Oh, natürlich, in der Theorie haben Leute wie ich die Macht. Aber kannst du dir vorstellen, was auf der Erde ebenso wie hier passieren würde, wenn ich nichts Klügeres zu tun wüßte, als über eine Welt wie diese, auf der Milliarden Kredits angelegt sind, die Quarantäne zu verhängen? Theoretisch habe ich die Macht, jede böse Tat zu bestrafen. Aber in der Praxis muß ich bei allem, was ich tue, mit den verfügbaren Winden segeln. Hast du gemeint, wir seien Helden, wie sie die Werbung darstellt, wir John Smiths? Ganz im Gegenteil! Wir sind ausgebildete Bösewichte, jawohl, das sind wir, und messen unseren Erfolg an dem Ausmaß unserer Schurkereien, die wir für das ausüben, was unserer Meinung nach – obwohl wir nie sicher sein können – die gerechte Sache ist.“
Die Gefühlsaufwallung, die Jef aus seinem Schlafsack getrieben hatte, verebbte. Seine Knie wurden so schwach, daß sie zu zittern begannen.
„Ich muß mich hinsetzen“, murmelte er. Er blickte ringsum. „Warum setzen wir uns nicht ans Feuer?“
Er ging zum Feuer voraus und ließ sich daneben nieder. Es tat gut zu sitzen, und die Hitze des Feuers war angenehm für seinen Körper, der bis eben in der warmen Hülle des Schlafsacks gesteckt hatte.
Martin und Jarji gesellten sich zu ihm. Jef erhielt von hinten einen Stoß gegen die linke Schulter und entdeckte, daß Mikey aufgestanden war und nun quer hinter ihm lag. Jef lehnte sich an die festen Muskeln seiner Flanke.
„Es tut mir leid“, sagte Jef zu Martin, „aber ich kann einfach nicht glauben, daß du das bist, was zu sein du behauptest.“
„Da hast du eine Menge Gesellschaft“, war alles, was Martin anstelle einer Erklärung anzubieten hatte.
Doch nun hatte Jarji sich der anderen Seite angeschlossen.
„So ist es richtig“, sprach sie Jef ironisch an. „Du weißt zwar überhaupt nichts darüber, aber was macht das schon? Hauptsache ist, daß du eine feste Meinung darüber hast.“
„Ich bin bereit, ihm zuzuhören“, erklärte Jef hartnäckig. „Bisher hat er mir noch gar nichts gesagt.“
„Hast du ihn darum gebeten?“
„Sieh mal, ich habe vielleicht keine so flinke Zunge wie ihr beiden …“ begann Jef.
„Hast du ihn jemals darum gebeten?“
„Schon gut.“ Jef wandte sich Martin zu. „Erkläre mir, warum du wirklich ein John Smith bist.“
Martin hob die Augenbrauen.
„Ich nehme an, das ist eine Frage?“
„Natürlich.“
„Dann werde ich dir in diesem Geist antworten.“ Martin nahm einen
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