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Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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ihr und Jef waren.
    Mit einer einzigen fließenden Bewegung schwang sie die Waffe von ihrem Rücken, setzte sich mit überkreuzten Beinen hin und legte den Apparat vor sich auf den Boden, ein Stück außerhalb der bequemen Reichweite. Wie sie so auf dem grünen, vom rotgoldenen Feuerschein beleuchteten Moosgras saß, wirkte sie so sehr als Teil dieser mitternächtlichen Waldszene, daß sie eher einem Geschöpf des Planeten Everon als einem menschlichen, zweiundzwanzig Jahre alten weiblichen Antilopenzüchter mit einer tödlichen Waffe auf dem Boden vor sich glich.
    „Ich habe Frieden gesagt, und ich meinte Frieden“, erklärte sie. „Setz dich. Reden wir miteinander.“
    Langsam und unbeholfener als sie setzte Jef sich auf seiner Seite des Feuers nieder. Mikey legte sich neben ihm nieder, eine schwere Schulter gegen Jefs Bein gedrückt. Jarji streckte einen Arm aus, nahm von dem Haufen aus Variform-Kiefernholz, den Jef zusammengetragen hatte, einen trockenen Zweig und warf ihn auf die Glut.
    „Damit wir etwas mehr Licht haben“, meinte sie.
    Die Flammen erfaßten die trockenen Nadeln sofort, loderten auf und drängten die Dunkelheit des sie umgebenden Waldes zurück. Der Duft des brennenden Holzes stieg Jef in die Nase, und wieder erfaßte ihn die Fähigkeit der überscharfen Wahrnehmung, die ihn erfüllt hatte, als er das Raumschiff verließ. Der Geruch des Feuers, der Tanz der Flammen, die gegen die Nacht züngelten, die zuckenden Lichter, die mit den Farben von Jarjis grober Kleidung spielten und Schatten über ihr Gesicht huschen ließen … all das und das polierte Holz der Waffe und die Bewegung der Nachtluft gaben ihm das Gefühl, er sei in Trance gefallen und erlebe seine Umgebung doppelt so wirklich wie die Wirklichkeit – und doppelt so wunderbar.
    Dies zu erleben, schoß es ihm durch den Kopf, war es allein wert, daß er nach Everon gekommen war. Dies allein …
    Er riß sich mit Mühe aus seiner Verzückung los, straffte die Schultern und sah über das Feuer hinweg Jarji an. Sie saß still, die Waffe lag einen Meter von ihr und weniger als das vom Rand des Lagerfeuers entfernt. Jef konzentrierte den Blick darauf. Das dunkle Holz des polierten Stockes und Rahmens war von einer Art, die er nicht erkannte. Nahe dem Vorderteil des Rahmens war ein nach hinten geschwungenes Metallteil kreuzweise eingesetzt. Es sah aus wie ein kurzer Bogen mit einem Draht anstelle der Sehne.
    Der Draht kreuzte den Rahmen an einem Punkt, wo eine metallene Schiene von oben bis unten an dem Stock entlanglief. Dort wurde er von Führungen gehalten, und die Führungen schienen an einer Rollenvorrichtung befestigt zu sein, die an dem Stock entlang zu einer Trommel lief, die acht metallene Patronen, vielleicht drei Zentimeter im Durchmesser, in einer solchen Anordnung enthielt, daß immer eine Patrone mit einem Schlitz in ihrer bauchigen Hülle an einem Ende des Aufzugmechanismus’ eingehängt war.
    „Hast du noch nie eine solche Waffe gesehen?“ fragte Jarji. „Sie wird Armbrust genannt.“
    „Das … habe ich mir gedacht.“ Jef erinnerte sich an seine Geschichtsbücher über die Kriege des späten Mittelalters in Europa, in denen sich Abbildungen von Armbrüsten befunden hatten. „Aber was ist das?“
    Er zeigte auf die Patronen in dem trommelähnlichen Teil der Waffe.
    „Das sind Federzüge“, sagte sie.
    Auf Jefs fragenden Blick hin beugte sie sich vor, nahm die Armbrust auf und drehte die Trommel, so daß die nächste Patrone in der Reihe das Ende des Zugdrahtes in ihrem Schlitz fing. Jarji drückte mit ihrem Daumen kurz auf das äußere Ende der Patrone, und die Patrone schwirrte los wie eine zornige Klapperschlange. Der Zugdraht spulte sich zurück durch den Schlitz in der Patrone und wieder heraus, und die Führungen zogen den als Bogensehne dienenden Draht schnell bis zum äußersten Ende des Stockes zurück.
    „Dein Glück, daß ich gerade erst eine ganze Füllung von Federzügen neu aufgewickelt habe,“ sagte Jarji. „Sonst würde ich jetzt keinen verschwenden wollen.“
    Sie nahm einen der kurzen Pfeile aus dem Köcher an ihrem Gürtel, legte ihn in die Schiene an der Spitze des Armbrust-Stockes und hakte das gefiederte Ende in die Drahtsehne. Mühelos hob sie die schwere Waffe mit einer Hand, richtete sie zur Seite und schoß.
    Die zurückschnellende Sehne gab einen scharfen, singenden Ton von sich, und fast unmittelbar darauf war ein kräftiger Aufschlag zu hören.
    „Hast du’s verstanden?“ Jarji

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