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Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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sicher sein konnte, ob er sie wirklich sah. Eine Sekunde lang fragte er sich, ob er gar nicht wach sei, sondern vielmehr einen sehr lebhaften Traum habe.
    Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Jef fühlte mit einer Hand nach der Tischecke, fand seine Camping-Lampe und schaltete sie ein.
    Die plötzliche Erhellung durch die kleine atombetriebene Lampe rief den Raum um ihn in die Realität zurück – und an seinem Fußende stand Mikey.
    „Mikey!“ stieß Jef hervor. „Wo bist du gewesen?“
    In Sekundenschnelle war er aus dem Bett heraus. Mit seiner jetzigen Größe wirkte Mikey in dem kleinen Zimmer riesig. Den Kopf hielt er aufrecht auf dem mächtigen Nacken. Seine Augen mußten sich an der Stelle befunden haben, wo Jef etwas schimmern zu sehen geglaubt hatte. Aber das konnten nicht Mikeys Augen gewesen sein, denn diese waren wie immer fest geschlossen.
    „Wie bist du hereingekommen?“ fragte Jef und fuhr mit den Händen über die massigen Schultern.
    Zum ersten Mal dachte Mikey nicht daran, den Kopf zu senken und Jef in gewohnter Art mit der Stirn zu stupsen. Statt dessen blieb er eine Sekunde lang stehen, und dann drehte er sich zur Tür um und hob eine Vordertatze. Überraschend geschickt faßte er mit den Polstern von zweien seiner riesigen Zehen die Klinke und öffnete die Tür. Er schob sie einen Spalt breit auf und wandte einladend den Kopf über die Schulter zu Jef zurück.
    „Wohin willst du gehen, Mikey?“ Trotz seiner Verblüffung dachte Jef daran, leise zu sprechen. „Warte – ich kann nirgendwohin, ehe ich nicht Stiefel und Kleider anhabe.“
    Er ging zurück und begann, sich anzuziehen. Mikey ließ die Klinke los und setzte die Tatze wieder auf den Fußboden. Der Maolot wartete geduldig, bis Jef fertig war.
    „Ich bin soweit.“ Jef hakte die Camping-Lampe an seinen Gürtel. Die vom Kaffee durchweichte Hose war noch nicht völlig trocken, aber auch nicht mehr so feucht, daß es ihn gestört hätte. Nun trat er selbst an die Tür. „Gehen wir.“
    Mikey drückte die Tür auf und ging in den Korridor. Jef folgte ihm. In den Fluren und Räumen, die sie durchquerten, war niemand zu sehen. Mikey führte Jef an die Tür, durch die Jef das Gebäude betreten hatte, und sie traten in die Nacht hinaus. Obwohl ein Mond am Himmel stand, war es draußen dunkel. Offenbar war die Nacht beinahe vorüber. Mikey bewegte sich jedoch so sicher, als herrsche helles Tageslicht und als habe er Augen, mit denen er sehen könne. Welcher Sinn es auch sein mochte, der es ihm erlaubte, auf seiner Heimatwelt zurechtzukommen, er diente ihm jetzt in der Finsternis draußen ebenso gut wie vor ein paar Minuten innerhalb des Gebäudes.
    Jef folgte Mikey zwischen den Blockhäusern hindurch zu demjenigen, das am dichtesten neben dem Felsrand stand. Vor seiner Tür faßte der Maolot wieder mit einer Vordertatze nach der Klinke. Die Klinke bewegte sich diesmal jedoch nicht, und die Tür blieb geschlossen. Mikey setzte die Tatze wieder auf den Boden, drehte sich halb zur Seite, stemmte eine breite Schulter gegen die Tür und drückte. Ein gedämpftes Klicken war zu hören, die Tür schwang nach innen, und der dunkle Eingang gähnte ihnen entgegen. Mikey schob sich ins Haus. Nach einer Sekunde des Zögerns folgte Jef ihm.
    Im Innern des Gebäudes war es ebenso schwarz wie in einer Höhle. Mikey und ebenso alles andere waren unsichtbar. Jef löste das Camping-Licht von seinem Gürtel und riskierte es, die Lampe einzuschalten. Er fand sich inmitten einer Art von Lagerhaus wieder, umgeben von hohen Stapeln aus grobgewebten rötlichen Säcken, etwa ein Meter mal ein Meter groß und gefüllt mit irgendwelchen knolligen Dingen.
    Die Öffnungen der Säcke waren zugenäht. Jef befühlte den Inhalt eines Sackes durch den Stoff und stellte fest, daß der Inhalt aus Objekten bestand, die in etwa die Größe und Form von reifen Karotten hatten, abgesehen davon, daß jedes einzelne zu einem Halbkreis gebogen war. Ein plötzlicher Verdacht stieg in Jef hoch. Er beugte sich über den Sack und roch daran. Ein schwacher, würziger, fliederähnlicher Geruch stieg ihm in die Nase, und aus dem Verdacht wurde Überzeugung. Dieses Gebäude war vollgestopft mit den Wurzeln der Fragepflanze, einer einheimischen Spezies, die im Oberland von Everon wuchs. Die Wurzeln enthielten Akonitin, wie der Eisenhut auf der Erde. Die Fragepflanze war eine der wenigen Vegetationsformen auf Everon, die für irdische Lebewesen giftig war. In einem der

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