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Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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ursprünglich dazu getrieben worden ist. Und das stimmt! Aber was er jetzt tut, damit habe ich nichts zu tun, und ebensowenig meine Familie oder sonst jemand im Wald, den ich kenne. Das Problem mit dir ist, Jef, daß du noch nie auf einer neuen Welt gewesen bist, dich niemals auf einer neuen Welt angesiedelt hast, wahrscheinlich dir nicht einmal in Gedanken vorgestellt hast, wie es ist, sich auf einer neuen Welt anzusiedeln. Von einem Planeten wie unserem Everon kann man nicht wieder zur Erde zurückkehren. Selbst wenn man es könnte, würde man es nicht wollen. Es heißt, mit dem, was man hat, zu leben oder zu sterben – und dadurch wird alles anders. Und deshalb ist es unsere Angelegenheit – und nicht deine.“
    „Nein“, widersprach Jef zu seiner eigenen Überraschung. „Jetzt bin ich unlösbar mit Everon verbunden. Ob es nur an meiner Verbindung mit Mikey liegt oder ob es mehr ist, weiß ich nicht. Aber das kann ich dir sagen: Ich mag dem Geheimnis, was Everon wirklich ist, nähergekommen sein als du oder sonst jemand, auch wenn ich erst vor ein paar Tagen aus einem Schiff gestiegen bin. Sicher, ich habe vorher nicht hier gelebt, aber ich wette darauf, daß keiner von euch soviel von Everon gesehen hat wie ich in der Zeit, seit ich Beaus Lager verließ, bis ich hier eintraf!“
    Plötzlich hielt es ihn nicht mehr in seinem Schlafsack, so stark wurde die Erinnerung. Er befreite sich, stand in seiner zerknitterten Hose und einem ebensolchen Hemd vor ihnen und berichtete ihnen über den Wisenttrieb und seinen langen Ritt auf Mikey.
    „… Aber zwischen mir und Everon ist es mehr als das“, endete er. „An meinem ersten Tag hier stand ich auf der Veranda des Konnetabels und sah einem Gewitter zu, das sich in einen Hagelsturm verwandelte, und schon damals spürte ich etwas davon. Vielleicht waren es diese acht Jahre, in denen ich zusammen mit Mikey aufgewachsen bin, wie ich sagte. Ich weiß es nicht. Aber diese Welt und ich können auf eine Weise miteinander sprechen, die ich euch nicht zu erklären vermag.“
    Er hielt inne, beinahe ebenso erstaunt über seine eigenen Worte, wie sie es sein mußten, sie zu hören. Plötzlich überkam ihn Verlegenheit, und er brachte seinen Vortrag schnell zu Ende.
    „Deshalb ist es auch meine Angelegenheit, was die Wisentzüchter und die Waldleute und die Beamten unten in der Stadt tun. Ich könnte mich nicht abwenden und mich aus der Suche nicht einmal dann heraushalten, wenn ich es wollte.“
    Jef schwieg und dachte, daß er, statt mit einem starken, überzeugenden Argument zu schließen, mehr oder weniger aufgehört hatte, weil sein Pulver verschossen war. Halb und halb rechnete er damit, daß Jarji in dem Augenblick, wo er den Mund schloß, über ihn herfiel, um ihm seine Worte in den Hals zurückzustopfen. Aber das tat sie nicht. Sie stand nur da und betrachtete ihn stirnrunzelnd.
    „Diese deine Sensitivität ist bemerkenswert“, ließ sich Martin nach sehr kurzem Schweigen hören. „Und nun verrätst du uns vielleicht, wie sie dir zu Kenntnissen über all die wirtschaftlichen und politischen Streitigkeiten verholfen hat, in die sich die Waldleute, die Wisentzüchter und all die Herren und Damen der Regierung unten in Everon-Stadt verwickelt haben. Vielleicht ist dein tieferes Verständnis genau das Instrument, mit dem der Wirrwarr an Feindseligkeit und Konkurrenz, der uns den Atem nimmt, durchschnitten werden und mit dem eine sofortige Lösung, für alle akzeptabel und gerecht, hervorgebracht werden kann!“
    Jef öffnete den Mund, dann schloß er ihn wieder. Aber Jarji sprach Martin an.
    „Du solltest es ihm lieber erzählen, statt dich über ihn lustig zu machen, weil er nicht Bescheid weiß!“ verlangte sie.
    „Es ist nichts, was er in einem Tag lernen könnte – und erst recht nicht in ein paar Minuten“, antwortete Martin.
    „Woher willst du das wissen?“ Sie richtete den Blick wieder auf Jef. „Ich habe dir gerade gesagt, es führen nicht alle Krieg. Die meisten Waldleute können gut mit ihren Mitmenschen auskommen. Ebenso ist es bei den meisten Wisentzüchtern, auch wenn sie sich zum größten Teil nicht die Mühe gemacht haben, die Dinge von einem anderen Standpunkt als ihrem eigenen zu durchdenken. Aber den Haß ständig schüren, das tun Beau und seine Gruppe und die landgierigen Rancher und die Politiker, und wenn ein Problem sich erledigt, schaffen sie neue. Sicher, du müßtest zehn Jahre hier leben, um zu lernen, wer gegen wen und wer mit wem

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