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Die Herrin der Flammen

Titel: Die Herrin der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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schlossen.
    »Auf deine Gesundheit, mein Gemahl und Gebieter.« Gillas Stimme zitterte nur ganz leicht, als sie diese Worte sagte.
    Lalo benetzte die trockenen Lippen, während er vorsichtig zu dem Tischchen trat und Wein einschenkte. Er reichte ihr einen Kelch. »Auf deine Gesundheit«, erwiderte er und hob den anderen Kelch an die Lippen, »meine Gemahlin und Königin.«
    Sie stießen an, und die Kelche klingelten. Gilla spürte, wie das süße Feuer des Weines durch ihre Kehle hinab zu ihrem Magen brannte, und eine andere Art von Feuer entfachte in ihrem Körper, als sie Lalo in die Augen blickte.
    »Auf die Gesundheit des ganzen Landes«, flüsterte sie, »und das heilende Feuer der Liebe…«
    Fackeln färbten den Schutt von Dyareelas Tempel mit ihrem roten Schein und vertieften das Rot der blutbespritzten Roben der Priester und des abgetrennten Schädels des Opfers. Der süßliche, Geruch von Blut hing schwer in der Luft, und die Soldaten des Kordons beobachteten wachsam die betende, murmelnde Menschenmenge, die sich in die Ruine gedrängt hatte, damit ihr nichts entgehe. Die Priester beteten nun und blickten angespannt zu der dunklen Wolken- oder Rauchdecke hinauf, welche die Sterne verbarg.
    »Was immer sie auch erwarten, es wird Zeit, daß es anfängt«, sagte einer vom 3. Kommando. »Ihr Gebrabbel wird diesen Mob nicht lange halten können. Die Leute haben Blut gerochen und wollen bald mehr!«
    Sein Kamerad zur Rechten nickte. »Dumm von Kittycat, daß er es zugelassen hat – jeder konnte doch sehen, wohin es führen…« Er verstummte hastig, als Syncs strenger Blick den Kordon entlangwanderte, aber dann fügte er so leise hinzu, daß nur sein Kamerad es zu hören vermochte – der sein Vertrauen unter den Umständen rührend fand –, »das hätte nicht passieren können, wenn Tempus hier wäre!«
    »Dyareela, Dyareela, erhöre uns! Erhöre uns!« rief die Menge, und die Echos hallten von beschädigten Säulen und Wänden. »Erbarme dich!« Ein Zittern der Erwartung rann durch die Menge, und die Soldaten erstarrten, denn sie wußten, was nun folgen würde.
    Fackeln flackerten wild in einem gewaltigen Windstoß, einem feuchten Wind, der vom Meer her kam. Stärker brauste der Wind herbei, und es wurde dunkler in der Ruine, denn er blies viele der Fackeln aus. Ein Priester haschte hilflos nach seinem davonstürmenden Kopfputz, und der Mob vergaß abrupt seinen Blutdurst in einer Balgerei um Goldfaden und Edelsteine. Dann grollte draußen über dem Meer Donner, und die ersten heftigen Regentropfen löschten die letzten Fackeln.
    Regen zischte in der Glut niedergebrannter Häuser und spülte die Asche von den Dächern der Häuser, die unversehrt geblieben waren. Er schrubbte die Straßen, floß durch die Rinnsteine, füllte die Abwässerkanäle und fegte deren krankheiterregenden Inhalt hinunter zum Fluß und rasch hinaus ins Meer. Er wusch den Gestank von Blut aus der Luft und ließ seinen eigenen, reinen Duft zurück. Menschen, die Augenblicke zuvor noch wie Bestien geknurrt hatten, hoben die Gesichter zum plötzlich wohlmeinenden Himmel und erkannten, daß das Wasser, das über ihre Wangen rann, unerklärlicherweise mit Tränen vermischt war.
    Brummelnd beeilten die Priester sich, ihre Prunkgewänder ins Trockene zu bringen, während die Menge sich zerstreute, und schließlich durften auch die Soldaten Schutz vor dem Regen in ihren Kasernen suchen.
    Die ganze Nacht hindurch trommelte sauberer Regen auf die Dächer der Stadt. Illyra öffnete das Fenster, um die frische Luft einzulassen, und als sie zu Latilla zurückkehrte, spürte sie die Feuchtigkeit plötzlichen Schweißes auf der gespannten Haut des Kindes. Mit Tränen der Erleichterung häufte sie Decken um Latilla, dann trat sie voll Angst zu Lalos Arbeitstisch. Die Karten flatterten wie lebende Wesen in dem feuchten Wind. Ihr Herz hämmerte, als sie das Muster wieder auslegte.
    Am Morgen ging die Sonne über einer reingewaschenen Stadt auf.
    Und Gillas Pfirsichbaum stand in Blüte.
    Originaltitel: Lady of Fire
Copyright: 1986 by Diana L. Paxson
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    (1) Ein Hauch Nacht von Diana L. Paxson in Geschichten aus der Diebeswelt: Sturm über Freistatt, Bastei-Lübbe 20122
    (2) Spiegelbild von Diana L. Paxson in Geschichten aus der Diebeswelt: Hexermacht, Bastei-Lübbe 20113

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