Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Herrin der Flammen

Titel: Die Herrin der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
Glasfabrik errichteten, die so sonderbar war wie sie selbst, saß ein großer, kräftiger Mann in arg mitgenommener Reisekleidung auf einem Pferd und beobachtete das Unwetter, das vom Meer heranzog.
    Sommergewitter waren in Freistatt nicht selten. Dieses Tier, dessen Augen so dunkel waren wie die Augen einer Hexe, vertrieb die Leute im Hafen, während der Reiter es aus den Schatten von zwei überhängenden Dächern heraus studierte.
    Gewitter zu dieser Zeit in einer von Unruhen geschüttelten Diebeswelt, die plötzlich aller Magie beraubt war, bedeuteten, daß ein neuer und wilder Gott namens Sturmbringer unterwegs war.
    Der große Mann auf dem schlammbedeckten Pferd scherte sich nicht um den göttlichen Verursacher des Unwetters – wenn die Personifizierung des Chaos namens Sturmbringer überhaupt zu Recht ein Gott genannt werden konnte.
    Viel mehr, als er zugeben wollte, machte er sich etwas aus der Tochter dieses Gottes – aus Jihan, genannt Gischttochter, die mit Randal verlobt war, dem tysianischen Magier, und hier festsaß, bis die Ehe entweder vollzogen oder das Verlöbnis aufgehoben war. So viel machte er sich aus ihr, daß er nach Freistatt zurückkehrte, obwohl die Stadt auf kaiserlichen Erlaß – und durch die Dummheit seiner selbstsüchtigen Bürger – verurteilt war, an Neujahr ausgelöscht zu werden, denn da lief die Gnadenfrist ab, die der neue rankanische Kaiser Theron dem Prinz-Statthalter gegeben hatte, um die Ordnung wiederherzustellen.
    Dann würden des Kaisers Truppen in gewaltigen Verbänden aufmarschieren, und dann würde die Diebeswelt kein Paradies für Narren mehr sein.
    Störrische Städte zu befrieden war eine Leidenschaft Therons. Das von Zauberern wimmelnde Freistatt zur Räson zu bringen, so etwas wäre noch vor kurzer Zeit unmöglich gewesen, doch den einander befehdenden Hexen und habgierigen Priestern war es gelungen, noch vor Frühlingsanfang beide nisibisischen Machtkugeln zu vernichten, wodurch Freistatts magisches Gefüge beschädigt und seine schützenden Zauber geschwächt worden waren.
    Nun endlich war Freistatt wahrhaftig verdammt, wie Tempus’ Kämpfer der Heiligen Trupps es schon lange genannt hatten. Daß es zu dieser Verdammung durch die Machtkämpfe Unersättlicher aus den unteren Schichten gekommen war, nicht durch die Feuersäule, die aus einem Haus der Oberstadt zur Kränkung des Himmels emporgelodert hatte, wunderte Tempus nicht.
    Die Tatsache jedoch, daß außer den geschwächten Zauberern und einer Handvoll machtloser Priester niemand die Wahrheit kannte, überraschte sogar den unerschütterlichen Geheimnisvollen, wie Tempus manchmal genannt wurde, der nun sein Pferd nordostwärts in das Unwetter und zum Labyrinth lenkte.
    Er empfand nicht die geringste Sehnsucht nach den alten Tagen, da er allein durch diese Straßen geritten war, als Palasthöllenhund im Dienst Kadakithis’, dem er auf den Zahn fühlen sollte im Interesse Rankes, das sich dann jedoch für Theron statt für Kadakithis entschied. Wohl aber verspürte er einen Hauch Bedauern, als er an dem Pier vorbeiritt, von dem aus Nikodemus, der ihm von allen seinen Söldnern der liebste war, zu den Bandaranischen Inseln in See gestochen war. Begleitet wurde Niko von zwei Gottkindern, die Freistatts einzige Hoffnung hätten sein können.
    Tempus war aller Pflichten hier entbunden und aller Verantwortung, außer jener, die ihm sein Gewissen auferlegte. Und die hatte ihn hierher zurückgebracht, nur um die Vorbereitungen zu Ende zu führen, an denen seit Ende des Winters gearbeitet wurde, als Theron ihm angeboten hatte, für ihn den unbekannten Osten zu erforschen.
    So würde er nun und auf dieser Expedition in den Osten seine Stiefsöhne zur Gesellschaft haben und das 3. Kommando, Rankes berüchtigtste Einheit.
    Und wenn ihr bevorstehender Abzug aus Freistatt den Untergang der Stadt nicht ankündigte und besiegelte, dann hatte Tempus nicht Hunderte von Feinden und ihre Legionen überlebt. Doch nicht das ließ ihn zögern, nicht das hatte ihn von der Hauptstadt heruntergeführt, um wieder durch die schmutzigen Straßen zu reiten, wo Gesetzlose einander Block um Block und Mann um Mann in offener Rebellion bekämpften.
    Er konnte kaum ein Interesse an Freistatts Überleben haben. Die Stadt war sein Feind! Wer ihn nicht aus gutem Grund fürchtete, haßte ihn aus Prinzip; jene, auf die weder das eine noch das andere zutraf, waren längst aus dieser Senkgrube geflüchtet.
    Er hätte den Abzug Critias überlassen

Weitere Kostenlose Bücher