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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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ewigen Friedens ist, neben dem Seelenfrieden auch den leiblichen Frieden. Den leiblichen Frieden vermag man zu erreichen, wenn ein geordnetes Verhältnis der Körperteile und die Ruhelage der Triebe existiert.« Wipo sinnierte vor sich hin, schaute dabei aber immer wieder auf. »Der leibliche Friede ist die Grundlage für den Frieden der Seele. Der seelische Frieden ist erreicht, wenn der Mensch rein logisch schlussfolgert und sich nicht durch Gefühle wie Zorn oder Hass beeinflussen lässt. Weil dies den Menschen oft schwerfällt, bedarf es hierbei Gottes Lenkung. Das Ergebnis eines seelischen Friedens ist dann eine vernünftige Seele.«
    Utas Augen weiteten sich. »Woher weiß oder spürt man, dass man eine friedliche, vernünftige Seele hat?«
    »Durch Wärme«, entgegnete Wipo und blickte Uta aufmerksam an. »Durch anhaltende Wärme in Euch und Euren Gedanken.«
    Bei seinen Worten stellte Uta sich vor, wir wunderbar es sich anfühlen müsste, eben jene Wärme ihren Körper durchfluten zu spüren. Träumerisch glitt ihr Blick durch die Kammer. Sie erschrak, als Aribo von Mainz die Schreibstube betrat.
    Wipo erhob sich.
    »Kaplan, Eure Hilfe ist vonnöten!«, forderte der Erzbischof und bedachte die Hofdame hinter seinem Kaplan mit einem flüchtigen Blick. »Folgt mir, sofort!«, befahl er und machte auf dem Absatz kehrt.
    »Natürlich, Exzellenz!«, versicherte Wipo, drehte sich aber noch einmal zu Uta um und flüsterte: »Ich werde morgen um die gleiche Zeit wieder hier sein.«
    Uta nickte. Dann atmete sie erleichtert aus, nachdem das Zusammentreffen mit Aribo von Mainz so schnell vorübergegangen war. Sie wandte sich zum Fenster und schaute hinaus in den Garten, der zu dieser kühlen Jahreszeit zwar kahl war, aber dank der vielen Nadelbaumgewächse immer noch etwas Grün aufwies.
    Eine friedliche Seele ist also der Zustand, den jeder Mensch anstrebt, ging es ihr durch den Kopf. Auch sie sehnte sich danach, denn seitdem sie den Ballenstedter Burgberg vor sechs Jahren verlassen hatte, war sie nicht mehr zur Ruhe gekommen.
    Für das Weihnachtsfest reiste der Königshof nach Minden zu Bischof Sigbert, und Uta war neben ihren Pflichten für die Königin noch mit der Abschrift Von der Materie der Medizin für Hazecha beschäftigt.
    Die vom Mindener Bischof gestellte Unterkunft für die Hofdamen war äußerst karg. Eine kleine Kemenate, die kaum größer als Utas Kammer im Speyergau war, beherbergte nun alle fünf Damen, die zu dieser späten Stunde bereits in ihren Betten lagen und wahrscheinlich von einem wärmeren Ort träumten.
    »Ihr habt ja eine Kammer mit Fenster!«, staunte Erna mit gedämpfter Stimme und kroch zu Uta in die Bettstatt, die die Letzte in der Reihe war. »Und du meinst, keine der anderen Damen«, Erna deutete auf die Nachbarbetten »verrät, dass ich als Magd das bischöfliche Gästehaus betreten habe?« Adriana, deren Bett neben Utas stand, hob den Kopf. »Wir verraten schon nichts!«
    Überrascht, dass noch eine der Hofdamen wach war, schauten sich Erna und Uta an.
    »Hallo Erna«, flüsterte Adriana und kicherte.
    »Mit dem ersten Lichtstrahl schleiche ich mich morgen früh raus. Dann wird niemand im Palast bemerken, dass ich hier war, und ihr werdet ganz sicher keinen Ärger bekommen«, sagte Erna in Adrianas Richtung und gähnte. Während der Tage vor dem Weihnachtsfest hatte sie nur wenig Schlaf bekommen. »Ich bin froh, dass wir die Königlichen heute am Tag der Geburt unseres Herrn mit unseren Mahlzeiten zufriedenstellen konnten«, flüsterte Erna wieder an Uta gewandt.
    »Die Köche des Bischofs sind krank geworden, und da mussten wir ran!«
    »Du bist die beste Köchin!« Uta streichelte der Freundin über den Kopf. »Und ich freue mich, dass wir nach dem ganzen Trubel nun etwas Zeit für uns haben.« Erst nach der Abendmahlzeit und der heiligen Messe hatten sie sich treffen können. Bevor sich Uta an die Freundin schmiegte, schaute sie sich noch einmal um. Elisabeth schlief tief und fest in ihrem Bett. Von Mechthild, die sich das Bett hinter Adriana mit Grete teilte, drang ein regelmäßiger Pfeiflaut zu ihnen herüber.
    Uta und Erna kicherten los. Um die anderen nicht aufzuwecken, drückten sie sich dabei die Decke auf den Mund. Adriana streckte den Kopf zu ihnen hinüber. »Wir sollten unsere traute Zeit zusammen noch nutzen. Vielleicht werden wir schon bald mehr Zeit mit einem Mann verbringen müssen.«
    Uta fuhr erregt hoch. »Wie kannst du so etwas behaupten?«, meinte sie,

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