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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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auf seinen Vater zu sprechen, weil dieser ihn enterbt hatte. Eine weitere Möglichkeit wären die Liutizenstämme, die schon mehrmals für unser Reich gekämpft haben. Sie haben erst jüngst wieder geschworen, Euch, mein König, und dem Reich in Frieden und Unterordnung gehorsam zu dienen.«
    Der Kölner Erzbischof hob die Hand zum Einspruch. »Ich bin dagegen, Königliche Hoheit. Nicht noch einmal diese Heiden! Anstatt gemeinsam mit ihnen gegen Christen vorzugehen, ist es unsere vornehmlichste Aufgabe, sie zu bekehren!«
    Die Runde schwieg. Aribo liebte es, seine erzbischöflichen Amtsbrüder zum Schweigen zu bringen. Aller Augen waren nun auf seine wuchtige Gestalt gerichtet. »Wir sollten einplanen, auch mit dem Schwert vorgehen zu müssen. Wer sich als rechtmäßiger König sieht, wird sich auch territorial als solcher beweisen wollen«, erklärte er daraufhin. »Das östliche Vorfeld des Reiches muss gesichert werden, und dabei könnten wir uns die Heiden zumindest als Schutzschilde zunutze machen. Deren Gebiet liegt zwischen unserem und den aufständischen Polen.«
    »Exzellenzen?« Gisela schaute vertrauensvoll zu ihrem Gatten, der ihr ermutigend zunickte. »Die Brandherde in Italien fordern gerade unsere volle Aufmerksamkeit. Derzeit haben wir zu wenig Kraft für einen Feldzug in den Osten. Unser Heer wird über die Alpen nach Süden und nicht in den Osten ziehen müssen.«
    »Ihr habt recht«, sagte Konrad und trat neben seine Gattin.
    »Und sicherlich ist König Boleslaw dieser Umstand ebenfalls bekannt. Er hätte sich kaum einen besseren Zeitpunkt aussuchen können!«
    »Recht?«, fragte Erzbischof Aribo mit ironischem Unterton.
    »Verzeiht, Königliche Hoheit«, er stand auf, trat um König Konrad herum und wandte der Königin den Rücken zu, »wir dürfen das polnische Problem unter keinen Umständen beiseiteschieben. Ansonsten tanzen uns bald auch die Ungarn und die anderen Herrscher im äußersten Osten auf der Nase herum!«
    Womit der Erzbischof das bereits missionierte Böhmen und Mähren meinen musste, analysierte Uta, denn laut Wipos Entwurf der Taten Konrads bildeten Böhmen und Mähren gemeinsam mit Polen, Ungarn und den heidnischen Liutizen die Gesamtheit der östlichen Reichsnachbarn.
    »Wir benötigen demnach Zeit, Exzellenz«, erwiderte König Konrad. »Aber Italien brennt dieser Tage heißer. Wir müssen die Adligen dort unbedingt auf unsere Seite ziehen, damit sie meine Oberherrschaft anerkennen. Und dann ist da auch noch der Papst. Es ist unumstritten, dass wir Rom unter keinen Umständen aus den Augen verlieren dürfen.«
    Erzbischof Aribo richtete sein Pallium. »Wir verlieren Rom nicht aus den Augen!« Erwartungsvoll schaute die Runde ihn an. »Überlasst Eure Rom-Sorgen mir.« Aribo von Mainz war überzeugt, dass der neue Tusculumer Papst jeden zum Kaiser krönen würde, den er ihm vorschlug.
    »Dann sollen die Liutizen unsere Grenzhut im Osten sein«, sagte Königin Gisela in die angespannte Stille hinein. »Zumindest so lange, bis wir die Zeit haben, uns der Aufrührer anzunehmen.«
    »Und wenn wir Boleslaws Erstgeborenen Bezprym auf unsere Seite ziehen, könnte der uns helfen, das polnische Volk gegen seinen Vater aufzubringen«, ergänzte König Konrad. Das Herrscherpaar lächelte sich vertrauensvoll zu.
    Erzbischof Aribo setzte sich zurück auf seinen Stuhl. »Dann muss jemand mit Bezprym und mit den vier Stammesführern der Liutizen sprechen und sie in Bereitschaft versetzen.«
    »Könnt Ihr das tun, Ekkehard von Naumburg?«, fragte Königin Gisela, schritt die Treppenstufen in ihrem hellroten Gewand hinab und erleuchtete die Kapelle mit ihrer Gestalt nun von der Mitte aus.
    Ekkehard trat an Königin Gisela vorbei und kniete vor dem König und dem Erzbischof nieder. »Es wäre mir eine Ehre, Euer Exzellenz, Königliche Hoheiten.«
    »So sei es denn!«, wandte sich der Erzbischof an Markgraf Hermann und streckte Ekkehard von Naumburg gleichzeitig seinen Bischofsring zum Kuss hin. »Ihr, Markgraf, habt Einwände dagegen, dass wir Euren Bruder damit beauftragen?« Hermann schüttelte den Kopf. »Ich begleite ihn«, meinte er, und Uta sah, wie Ekkehard darauf den Ringkuss ausführte.
    »Dann einigen wir uns darauf, dass wir, um den Frieden an der Ostgrenze nicht zu gefährden, versuchen werden, Bezprym gegen den gierigen Vater in Stellung zu bringen und die Liutizen unsere Grenzgebiete verteidigen zu lassen. Schließlich haben sie uns Gehorsam geschworen!«, fasste König Konrad

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