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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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presste sich aber mit einem Blick auf die schlafende Mechthild sofort die Hand vor den Mund.
    »Das ist ganz einfach.« Adriana erhob sich und schob ihre Bettstatt so leise wie möglich an Utas heran. »Die zwei Hofdamen vor dir waren sechzehn, als sie verheiratet wurden«, sagte sie und schlüpfte wieder unter die Decke.
    »Sechzehn?«, wiederholte Uta empört und rechnete nach. Sie selbst zählte inzwischen achtzehn Jahre, Adriana siebzehn, Grete, Mechthild und Elisabeth waren dagegen erst fünfzehn geworden. »Und du meinst wirklich, die Königin wird uns bald verheiraten?«
    »Eine Hochzeit?«, fragte Erna, und Uta glaubte, im Tonfall der Freundin Begeisterung mitschwingen zu hören.
    Uta ließ sich zurück auf das Lager sinken, legte ihre Hände unter den Kopf und blickte ernst zwischen Adriana und Erna hin und her. »Das klingt ja beinahe so, als ob ihr beide Euch nach einem Gatten sehntet.«
    »Ich möchte noch eine Weile am Hofe der Königin bleiben«, meinte Adriana, während Erna schwieg und träumerisch die Augen schloss.
    »Wir könnten versuchen«, sinnierte Uta, »die Königin davon zu überzeugen, noch ein paar Jahre mit unserer Verheiratung zu warten. Vielleicht nimmt sie die Bürde sogar ganz von uns.«
    »Ich bin dabei!«, sagte Adriana und setzte sich auf.
    »Ruhe!«, knurrte Elisabeth vom anderen Ende der Kammer und drehte sich verschlafen auf den Bauch, so dass nun eines ihrer kräftigen Beine aus der Bettstatt hing.
    Adriana fuhr im Flüsterton fort. »Wir müssen es versuchen. Allein schon deshalb, weil ich mich nicht so bald von euch allen trennen möchte.«
    Uta nickte und begann zu grübeln.
    »Meine Füße sind eiskalt«, flüsterte Erna.
    »Schlag sie in die Decke ein und reib sie aneinander, das hilft«, sagte Uta.
    »Autsch!«, schrie Erna auf und fasste sich an den Fuß. »Ein Holzsplitter am Pfosten.«
    Da fuhr Mechthild hoch. »Psst«, zischte sie und sank sogleich wieder schlaftrunken auf ihr Lager zurück.
    »Wir müssen noch leiser sein«, raunte Uta. »Komm zu uns, Adriana, dann besprechen wir unseren Plan.«
    Auf diese Einladung hin schlüpfte Adriana neben Uta unter die Decke. Die drei drängten sich dicht aneinander.
    »Also zurück zu dem Problem«, flüsterte Erna, nachdem sie sich den kleinen Holzsplitter mit Hilfe ihrer Fingernägel aus dem Fuß gezogen hatte. »Wisst ihr, wie das mit meinem Arnold ist?«
    Unwillkürlich verzog Uta das Gesicht. »Mit deinem Arnold? Heißt das, du und er … ich meine … ihr …?«
    »Er ist anders als die anderen Männer bei Hofe«, begann Erna schwärmerisch. »Er will mich beschützen wie ein richtiger Ritter.«
    Uta schmunzelte über die seltsam veränderte Stimme, mit der Erna über Arnold sprach, auch wenn er ihr selbst dadurch nicht sympathischer wurde. »Nur ohne Rüstung!«
    »Sie hat recht«, bestätigte Adriana. »Und vielleicht ist das sogar des Rätsels Lösung. Wir müssen einfach dafür sorgen, dass uns kein Mann begehrt. Dann will uns auch niemand heiraten.«
    Uta war gespannt. »Und wie wollen wir das anstellen?«
    »Das ist ganz einfach«, entgegnete Adriana. »Erna hat es gerade auf den Punkt gebracht.«
    Uta verstand immer noch nicht. Auch Erna hob den Kopf fragend in Adrianas Richtung.
    »Je selbstsicherer wir auftreten, umso weniger werden die Männer ihre Kraft und ihre Minne beweisen wollen, und das ist doch das, um was es ihnen eigentlich geht. Sie wollen für das, was sie für uns tun, gelobt und geachtet werden«, erklärte Adriana. »Zumindest sagen das die weisen Frauen in meiner Familie.«
    Von Mechthild, Elisabeth und Grete drangen regelmäßige Atemgeräusche zu ihnen herüber.
    »Ich weiß nicht«, zögerte Erna und setzte sich im Bett auf. Da sprang Uta auf und begann, nur mit dem Unterkleid gewandet, am Fußende des Bettes auf und ab zu gehen.
    »Komm wieder unter die Decke!« Allein bei Utas Anblick, gerade jetzt, wo ihre eigenen Füße endlich warm geworden waren, fröstelte es Erna schon.
    »Wenn dem tatsächlich so ist«, sagte Uta und stoppte ruckartig, »brauchen wir unser Anliegen der Königin gar nicht erst vorzutragen.«
    »Ich weiß nicht, ob ihr das so machen solltet.« Erna kroch noch tiefer unter die Decke. »Schließlich ist die Heirat doch das von Gott für uns vorgesehene Leben.«
    »Ist es das wirklich?«, fragte Uta. Sie erinnerte sich an Wipo, mit dem sie sich mittlerweile regelmäßig zu Gesprächen traf, was nur möglich war, weil die Königin aufgrund der politischen Geschehnisse

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