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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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ausgerechnet dieses Tier eingefangen hatte, und blickte über die Koppel auf die zwei Dutzend gut abgerichteter Pferde, von denen jedes Einzelne bereitwillig auf ihren Ruf hin gekommen wäre. Breaca warf ihm einen Blick zu, der sowohl herausfordernd als auch entschuldigend war. »Sie wird gut sein«, sagte sie. »Fast so gut wie der Rotschimmel. Sie braucht nur etwas Zeit, bis sie Vertrauen zu irgendjemandem fasst.«
    Eburovic war geneigt, ihr zu glauben. Er hatte die junge Stute im Herbst auf dem Pferdemarkt verkaufen wollen, aber sie hatte gleich den Ersten, die sich ihr näherten, schmerzhafte Tritte versetzt, und die Übrigen hatten daraufhin gehörigen Abstand gewahrt, so dass Eburovic schließlich gezwungen gewesen war, sie wieder vom Markt zu nehmen. Er hatte sie den Winter über zusammen mit den anderen Pferden auf der Weide gelassen, in der Absicht, sich erst im Frühjahr mit ihr zu beschäftigen, wenn der Boden wieder fester war. Aber da war ihm offensichtlich jemand zuvorgekommen.
    Lächelnd sagte seine Tochter: »In letzter Zeit hat sie nicht mehr versucht, jemanden zu entmannen. Wenn du den Rotschimmel als Ersten rauslässt, wird dir nichts passieren. Sie wird ihm folgen, wohin er auch geht.«
    »Wenn du es sagst.«
    Sie führten die Pferde auf den schmalen Pfad, der zwischen den Koppeln entlanglief. Eburovic trieb den Rotschimmel mit einem Zungenschnalzen zum Trott an und lief ein paar Schritte neben ihm her. Als er den richtigen Rhythmus gefunden hatte, griff er dem Tier in die Mähne und sprang nach Kriegermanier auf den Rücken des Pferdes. Im Hochsommer, wenn er etwas Zeit zum Üben gehabt hatte und wieder richtig in Form war, konnte er das sogar freihändig und in voller Bewaffnung, mit seinem Schwert in der einen Hand und dem Speer in der anderen, wohl wissend, dass er sich selbst umbringen oder ein Pferd, das er liebte, verstümmeln würde, wenn er sich in der Wahl des richtigen Zeitpunkts verschätzte. Jetzt genügte es, dass sein Schwert in seiner Lederscheide auf seinem Rücken hing und dass er in seiner Speerhand auch seinen Schild hielt. Er setzte sich im Sattel zurecht und klemmte sich den Schild unter den Arm. Sein Blut rauschte in seinen Ohren, und durch dieses Rauschen hindurch hörte er plötzlich das Trommeln von Pferdehufen hinter sich. Er zog den Rotschimmel herum und sah, wie die graue Stute in einen kurzen, leichten Galopp verfiel. Rasch streckte er die Hand nach ihrem Zügel aus, bereit, sie abzufangen, als er Breaca sah, die auf der Speer-Seite des Pferdes lief und nach der Mähne griff. Sie war auf der falschen Seite, und sie sprang mit dem falschen Fuß ab - und schwang sich dennoch geschickt und exakt im richtigen Augenblick auf den Rücken der Stute. Das Lächeln, das sie ihrem Vater zuwarf, war das Spiegelbild des strahlend hellen Morgens. Er ertappte sich dabei, wie er zurückgrinste, während sich sein Pferd dem Tempo der Stute anpasste und ebenfalls in Handgalopp fiel. »Kannst du das auch mit einem Speer in der Hand?«, rief er über das Trommeln der Hufe hinweg.
    »Ich glaube schon.«
    »Na schön, dann fang auf. Hier!« Es war sein Kampfspeer, schlanker und leichter als der Jagdspeer, mit dem Breaca den feindlichen Krieger getötet hatte, aber mit einer größeren Reichweite und einer Klinge, so scharf und fein geschliffen, dass sie sogar Metall durchbohren konnte. Er warf Breaca den Speer zu, sorgfältig darauf achtend, dass die Spitze nach oben zeigte. Sie fing ihn mit einer Hand auf, glitt zu Boden, rannte ein paar Schritte neben der Stute her und benutzte den Speer dann als eine Art Hebel, indem sie das dicke Ende des Speerschafts für einen flüchtigen Moment auf dem Boden aufsetzte, um sich erneut auf den Rücken des Tieres zu schwingen. Die Graue wechselte dabei nicht ein einziges Mal ihre Gangart. Eburovic lächelte und machte eine anerkennende Handbewegung. Breaca lachte stolz und wirbelte den Speer in der Luft herum, und dann - einfach nur, um Eindruck zu machen - ließ sie sich abermals auf den Boden gleiten und vollführte ihren Sprung noch einmal auf der Schildseite. Eburovic schaute zu und überlegte, ob sie das auch schon vor dem Winter gekonnt hatte. Er glaubte nicht. Er dachte an seine Jugend zurück und versuchte sich zu erinnern, ob er mit zwölf Jahren - in dem gleichen Alter, in dem Breaca jetzt war - ebenfalls schon von beiden Seiten auf ein Pferd hatte aufspringen können. Er war sich fast sicher, dass dem so gewesen war.
    Die Graue war noch

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