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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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aschgrau vor Erschöpfung. Sie würde ihn nicht fragen, was er von ihrer Arbeit hielt, er wusste, dass ihr Stolz das nicht zulassen würde. Er musste ihr von sich aus geben, was sie brauchte, freimütig und ohne Vorbehalte, aber es fiel ihm schwer, das Gussstück kritisch zu betrachten, so wie er es bei dem Werk eines anderen Schmieds tun würde. Er zwang sich, die Linien mit seinem Blick nachzuziehen, um zu überprüfen, ob die Details der Zeichnung in Größe und Form übereinstimmten und sich zu einem harmonischen Gesamtbild zusammenfügten. Ohne nachzudenken griff er nach seinem Poliersand und glättete einen kleinen Schönheitsfehler auf der Oberfläche. Erst als Breaca eine kaum merkliche Armbewegung machte, kam er wieder zu sich.
    Er legte das Gussstück zurück auf die Werkbank. Er schuldete seiner Tochter Aufrichtigkeit, mit weniger würde sie sich nicht zufrieden geben. »Es ist fast perfekt«, sagte er.
    »Aber...?«
    »Aber du hast das Zeichenwerkzeug nicht benutzt. Die beiden Bögen der Augen sind nicht ganz symmetrisch. Dieser hier...« Er zeichnete mit der Fingerspitze eine Linie auf der Oberfläche nach, »... passt nicht genau zu dem hier drüben.«
    Sie hatte es gewusst. Er konnte es in der Neigung ihres Kopfes erkennen und in der einzelnen steilen Falte auf ihrer Stirn. »Ich konnte das Werkzeug nicht nehmen, ohne dass du es gemerkt hättest«, erklärte sie. »Ich habe versucht, mir selbst eines zu machen, aber es hat nicht funktioniert.«
    »Aber trotzdem, es ist ein bemerkenswertes Stück. Und sehr schön.« Er griff zum obersten Bord hinauf, um seinen Werkzeugkasten herunterzunehmen. Der Prägestempel, der in der Mitte lag, sorgfältig in Wolle eingewickelt, hatte die Form einer fressenden Bärin, das spezielle Zeichen seiner Familie. Jetzt nahm Eburovic den Stempel aus seiner schützenden Umhüllung und hielt ihn seiner Tochter hin. »Du kannst ihn gerne benutzen, wenn du möchtest«, bot er ihr an. »Deine Brosche ist das Zeichen durchaus wert.«
    Es war das schönste Geschenk, das er ihr machen konnte, und sie hatte offensichtlich nicht damit gerechnet. Ihre Augen leuchteten vor Freude, und er sah zu seiner Bestürzung, dass Tränen in den Winkeln schimmerten. »Findest du wirklich, dass sie gut genug ist?«
    »Ich würde dir den Stempel nicht anbieten, wenn ich das nicht dächte.«
    Er reichte ihr seinen mittelgroßen Hammer. Sie nahm ihm den Prägestempel aus der Hand und platzierte ihn auf die Vorderseite der Brosche, auf eine Stelle blanken Metalls, das keine Musterung aufwies. Der Hammerschlag hallte so laut wie eine Glocke durch den Raum. Mit dem eingeprägten Zeichen wirkte die symbolträchtige Darstellung auf der Brosche insgesamt sehr viel ausgewogener, so dass Eburovic sich fragte, ob die Asymmetrie nicht vielleicht doch beabsichtigt gewesen war. Draußen stieg gerade die Sonne über dem Horizont auf. Ein einzelner Strahl hellen Lichts fiel schräg zur Tür herein und auf die Werkbank. Eburovic schob die Brosche in den Sonnenstrahl hinein, so dass die Eule golden glänzte. Sie betrachteten sie gemeinsam. »Möchtest du sie gleich jetzt tragen?«, fragte er.
    »Nein.« Breaca schüttelte den Kopf. Er sah ihre Zähne weiß auf ihrer Unterlippe schimmern. In gewisser Weise war sie immer noch ein Kind. »Sie ist nicht für mich.«
    Einen Moment lang glaubte er, sie wollte ihm die Brosche zum Geschenk machen, und in seinem Inneren wallte Freude auf. Dann sah er die beiden roten Flecken, die auf ihren Wangenknochen brannten und einen starken Kontrast zu der Blässe ihrer Haut bildeten, und plötzlich begriff er mit niederschmetternder Klarheit. Er starrte Breaca schweigend an.
    Mit sichtlicher Anstrengung erklärte sie: »Es ist ein Geschenk für... für diejenige, die die Eule kannte.«
    Sie war stocksteif vor Anspannung, ihre Stimme klang tonlos und gepresst. Ihre verletzte Hand lag flach auf der Kante seiner Werkbank, und sie zitterte am ganzen Körper wie ein Blatt im prasselnden Regen. Ihre Stirn war gerunzelt, und die Furchen wirkten wie mit einem Messer in ihre Haut eingeritzt. Sie holte tief Luft, um erneut zu sprechen, doch er brachte sie zum Schweigen, indem er die Hand nach ihr ausstreckte und ihr langsam und mit großer Behutsamkeit - denn es war offensichtlich, dass sie seelisch kurz vor dem Zusammenbruch stand und doch nicht zusammenbrechen wollte - einen Arm um die Schultern legte und sie mit sich herunterzog, so dass sie gemeinsam in jener schattigen Ecke hinter dem

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