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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Schmelzofen saßen, wo sie als Kind so viel Zeit verbracht hatte. Er streichelte ihr Haar und sprach auf sie ein, so wie er es bei einem erst kürzlich gezähmten Pferd tun würde, bei dem noch immer die Gefahr bestand, dass es die Flucht ergriff, seine Stimme von einem Rhythmus erfüllt, der beruhigender wirkte als die eigentlichen Worte.
    Als die Sonne den Raureif auf dem Gras schmolz und die Hennen sich von ihrer Sitzstange im Getreidespeicher erhoben, entspannte Breaca sich unter seiner Berührung wieder ein wenig, und ihre Atemzüge, obwohl noch immer leicht gepresst, klangen weniger erzwungen. Eburovic drehte sie sanft herum, so dass ihr Rücken gegen seine Brust drückte, und schlang von hinten die Arme um sie.
    Seine Wange an ihr Haar geschmiegt, sagte er: »Breaca, es tut mir so Leid. Ich habe den ganzen Winter damit verbracht, meinen Schmerz zu nähren, und ich hatte immer gedacht, du hättest den deinen inzwischen überwunden. Wir können von deiner Mutter sprechen, selbstverständlich können wir das. Wir sollten sogar von ihr sprechen. Wir dürfen nur ihren Namen nicht aussprechen, das ist alles. Ihr Geist ist noch immer dabei, sich einen Weg über den Fluss zu bahnen. Er wird das andere Ufer erst dann erreichen, wenn wir ein Jahr nach ihrem Tod ihre Gebeine verbrennen. Bis dahin hat sie ihren Weg gefunden, und wir sollten in der Zwischenzeit nichts tun, was sie wieder hierher zurückziehen könnte.«
    »Es zieht sie bereits wieder zurück.« Breacas Körper war erneut ganz starr vor Anspannung geworden, und ihre Stimme klang erstickt. »Ich habe von ihr geträumt. Ich habe in meinen Träumen ihren Namen gesagt, und da ist sie gekommen. Sie kommt immer wieder zu mir.«
    Darauf war Eburovic nicht gefasst gewesen. Ihm war zu Mute, als ob ihm das Blut in den Adern gefröre, und es kostete ihn große Anstrengung, sich seine Bestürzung nicht anmerken zu lassen. Hektisch suchte er nach einer Erwiderung. »Und was sagt sie?«, fragte er schließlich.
    »Das, was sie immer gesagt hat: dass nur die Götter die Zukunft kennen und dass es mir nicht zusteht, über sie zu urteilen, und dass ich keinen Zorn auf die Coritani hegen sollte, dass sie nicht unsere wahren Feinde sind. Sie sagte, die Ratsversammlung hätte recht daran getan, als sie entschied, im Winter nicht anzugreifen, und dass ich von meinem Stimmrecht Gebrauch machen sollte, um erneut von einem Angriff abzuraten, wenn wir im Frühjahr wieder zur Beratung zusammenkommen.« Sie entspannte sich ein bisschen und ließ ihren Kopf an seine Schulter sinken. »Ich möchte das nicht tun.«
    »Nein. Aber es wäre trotzdem gut, das zu sagen, und sie werden bestimmt auf dich hören. Du bist schließlich ihre Tochter und wirst eines Tages ihre Nachfolge antreten und die Anführerin unseres Stammes sein. Und du bist jetzt schon eine Kriegerin. Sie respektieren dich.«
    »Ich weiß.«
    Sie sprach mit einem neuen und unerwarteten Ernst. Indem sie ihren Angreifer tötete, hatte seine Tochter eine Kriegerin aus sich gemacht und sich damit einen Sitz in der Ratsversammlung verdient, und zwar etliche Jahre vor ihrer Zeit. Dass jemand so Junges in den Rat aufgenommen wurde, war seit Menschengedenken nicht mehr vorgekommen, aber es war wiederum auch nichts Einzigartiges. In den alten Geschichten von den Helden und ihren Ruhmestaten tauchte hier und dort immer mal wieder ein Kind auf, das bereits einen Feind getötet und in den folgenden Jahren noch größere Taten vollbracht hatte. Die Eceni hatten keinen Sänger mehr, der die Geschichten vortrug - das war Breacas Mutter gewesen -, aber es gab diejenigen, die die Geschichten kannten und sie gut erzählen konnten, und es schien so, als ob jeder Einzelne, der sich in den langen Nächten des Winters erhoben hatte, um etwas vorzutragen, speziell eine Geschichte von jemandem ausgewählt hatte, der schon in sehr jungen Jahren zum Helden geworden war. Eburovic, der zudem auch jene Geschichten kannte, die sie nicht zu erzählen pflegten - Geschichten von denjenigen, die in jungen Jahren getötet hatten, aber auch jung gestorben waren und niemanden hinterlassen hatten, der um sie trauerte -, hatte mit gemischten Gefühlen zugehört und seine eigenen Gedanken gehegt. Erst jetzt, als er zurückblickte, sah er die dunklen Schatten, die sich um seine Tochter zusammengezogen hatten.
    »Hat deine Mutter dir gesagt, dass du die Brosche machen sollst?«, fragte er. »Oder die ältere Großmutter?«
    »Nein. Es war Airmids Idee. Sie versteht

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