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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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dachte, es könnte vielleicht Corvus sein, aber seine Ohren nahmen die Sprache so verzerrt auf, dass sich für ihn alle Römer gleich anhörten.
    Später träumte er von Krähe. Von Männern, die den Hengst einfingen und in eine Koppel sperrten, von anderen, die versuchten, ihm das mit geronnenem Blut bespritzte Geschirr und den Sattel abzunehmen. Er spürte, dass etwas Unsichtbares in seiner Nähe war, etwas, das nach Blut und nach Pferdeschweiß roch, und er versuchte, danach zu greifen und zu sagen, dass Jung Sigimur, einer der batavischen Burschen - noch zu jung, um sich zur Armee zu melden, aber äußerst tüchtig und hilfsbereit - der Einzige war, der an das Tier herankommen konnte, ohne getötet zu werden. Er öffnete den Mund, und es flogen Motten heraus, Motten mit Flügeln aus brauner Seide und Körpern, so dick wie sein Daumen. Er beobachtete, wie sie über ihm in der Luft kreisten. Auf den Flügeln der einen Motte stand Sigimurs Name geschrieben. Es überraschte ihn, dass er im Stande war, den Namen zu entziffern, obwohl er die batavische Schrift doch eigentlich gar nicht lesen konnte.
     
    »Wach auf. Willst du wohl endlich aufwachen, Junge?«
    Eine kühle Hand legte sich auf seine gesunde Schulter. Es war Corvus, ganz eindeutig. Bán versuchte, die Augen zu öffnen. Eine göttliche Hand drückte sanft auf seine Lider und versiegelte sie. Er versuchte, wieder die Motten herbeizubeschwören, weil sie ihm geholfen hatten, doch sie wollten nicht kommen.
    »Eure Majestät, es tut mir Leid. Ich glaube nicht...«
    »Lasst es Uns mal versuchen. Wenn er die Nähe seines Kaisers spürt, wird er ganz sicherlich zu sich kommen.«
    Er erkannte diese Stimme, wenn auch sonst nichts. Wie durch ein Wunder gab der Gott seine Lider wieder frei, so dass er endlich die Augen öffnen konnte. Die grauen Augen, die auf ihn herabstarrten, saugten an seiner Seele. Die Furcht hinderte ihn daran, wieder in die Dunkelheit zurückzuweichen. Er fühlte, wie sich sein Darm urplötzlich entleerte, und sah, wie sich die Nase über ihm angewidert rümpfte.
    »Eure Majestät, er ist noch nicht vollständig genesen...«
    »Das sehe ich selbst, Theophilus. Ihr könnt Uns jetzt allein lassen.«
    Der Kaiser war in Begleitung seiner germanischen Gardekavalleristen gekommen. Der Gestank, den die Männer verströmten, war zwar durch die häufige Benutzung der Bäder gedämpft worden, aber sie rochen immer noch leicht nach Wollfett und nach schlecht gegerbtem Leder. Gaius machte eine Handbewegung, und zwei der Männer traten mit dem geschnitzten Stuhl vor, dessen Rückenlehne die Form eines Adlers hatte. Der Kaiser ließ sich neben Báns Bett nieder, sein Stuhl so hingestellt, dass sein Kopf im Sonnenlicht war. Bán versuchte mühsam, sich aufzusetzen, doch der Kaiser kam ihm zuvor.
    »Nein. Du brauchst dich nicht zu erheben. Wir wissen um deine Beschwerden.« Die grauen Augen durchbohrten ihn. »Du hast Angst. Das ist gut, aber vollkommen unnötig. Wir sind gekommen, um dir noch mehr Schmerzen zu bereiten.«
    Wäre er unter den Eceni geboren worden, wäre Gaius möglicherweise ein Träumer gewesen, so gut konnte er sich in sein Gegenüber hineindenken. Jetzt lächelte der Mann ihn an, was noch schlimmer war als der starre, durchbohrende Blick. Eine feuchte Hand legte sich auf Báns Stirn. Er lag stocksteif da und zwang sich, nicht vor der Berührung zurückzuzucken.
    Die fremde, beißende Stimme sagte: »Der Arzt ist ein fachkundiger Mann, sonst hätten Wir Uns seiner schon vor Jahren entledigt. Er hat Uns während Unserer Krankheit gepflegt, aber er bildet sich ein, nur er allein wäre fähig, eine Heilung zu bewirken. Wir wissen, dass Alexander, Unser Vorfahr im Geiste, genauso viele Stunden im Lazarettzelt verbrachte wie auf dem Felde, und dass seine Männer dank seiner Anwesenheit umso schneller wieder gesund wurden. Aus diesem Grund folgten sie ihm bis ans Ende der Welt und eroberten ein Imperium für ihn. Du wirst dank Unserer Anwesenheit ebenfalls schneller genesen.« Die Hand löste sich wieder von seiner Stirn. Es schien jedoch ziemlich unwahrscheinlich, dass Gaius’ Berührung eine Heilung zur Folge haben würde.
    Die grauen Augen bohrten sich wieder in sein Gemüt hinein. Gaius sagte: »Würdest du Uns bis zum Ende der Welt folgen, in den Ländern der Barbaren als Unser Dolmetscher fungieren und allen als leuchtendes Beispiel dafür dienen, dass es möglich ist, aus den Barbaren zivilisierte Menschen zu machen?«
    Bán wollte

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