Die Herrin der Kelten
erwidern: »Nur unter Zwang«, aber seine Stimme ließ ihn im Stich. Er öffnete den Mund, konnte jedoch keinen Laut hervorbringen. Er schloss ihn wieder und kam sich schrecklich albern und unbeholfen vor. Der Kaiser nickte, als ob sich eine Vermutung von ihm bestätigt hätte.
»Nein. Noch nicht, das können Wir deutlich sehen. Bleib ruhig! Wir bestrafen niemanden dafür, dass er ehrlich ist, Wir bestrafen nur Männer, die lügen, um ihre Haut zu retten. Ein Feigling ist es nicht wert, dass man ihn am Leben lässt, du aber hast bewiesen, dass du alles andere als ein Feigling bist. Um Uns zu verteidigen und zu beschützen warst du bereit, alles zu opfern: deine Ehre, dein Leben, dein Pferd...«
Krähe? Glaubte Gaius wirklich allen Ernstes, er wäre bereit gewesen, ihm zuliebe den Hengst zu opfern? Die Vorstellung traf ihn wie ein Schock. Ohne Krähe wäre er jetzt wahrhaftig tot.
Die Hand legte sich auf seine Schulter und drückte ihn auf das Lager zurück. Er war sich gar nicht bewusst gewesen, dass er sich aufgesetzt hatte.
»Wir haben dir doch gesagt, du sollst liegen bleiben! Du warst bereit, dein Pferd zu opfern. Es ist dir aber nicht gelungen. Der Hengst lebt und wird von dem Jungen gepflegt, der ihn kennt und mit ihm umzugehen versteht. Du hast den Namen des Kindes in deinem Fieberwahn gesprochen... Sieh einer an, du kannst also lächeln! Das ist gut. Wir haben es auch nicht für unmöglich gehalten.«
Báns Blick begann sich zu trüben. In seinem Kopf breitete sich Benommenheit aus. Sein Gott legte ihm wieder die Hand auf die Augen und versiegelte seine Lider.
Die Stimme des Kaisers sagte: »Es geschah auf Unsere Anweisung hin, dass der Arzt dir die Neuigkeit von deinem Pferd nicht mitgeteilt hat. Wir wollten dir die gute Nachricht persönlich überbringen. Mit deiner Hilfe wurden die Chatti besiegt, und du wirst feststellen, dass Wir in Unseren Dankesbezeugungen äußerst großzügig sind. Wir haben Medaillen für diejenigen prägen lassen, die so tapfer gekämpft haben, um Uns zu verteidigen. Du wirst deine Medaille überreicht bekommen, wenn du wieder stehen kannst, um sie in Empfang zu nehmen - und zu diesem Zeitpunkt wirst du außerdem die offizielle Bestätigung für deine Abkommandierung als Soldat der Hilfstruppe in der Fünften gallischen Reiterstaffel erhalten, ein Posten, der... Lieg still! Wir verstehen ja deine Dankbarkeit, und Wir werden dafür sorgen, dass du die Möglichkeit hast, dich für Unsere Großzügigkeit in vollem Umfang zu revanchieren, wenn du wieder dazu fähig bist. Aber Wir haben noch ein weiteres Geschenk für dich, noch größer und wertvoller als jede Abkommandierung.« Die ätzende Stimme wurde noch eine Spur schärfer. Möglicherweise lächelte der Kaiser sogar. »Wir glauben, dass dein Volk dazu gebracht werden kann, sich der zivilisierten Welt anzuschließen, und dass du nur der Erste von vielen bist. Aus diesem Anlass möchten Wir dich zum römischen Staatsbürger machen. Du wirst deinen alten Namen, der Weiß bedeutet, und alles das, was er symbolisiert, hinter dir lassen und fortan als Julius Valerius bekannt sein, wobei der erste Name für deinen Kaiser steht und der zweite für deinen Förderer. Es ist ein ehrenwerter Name, und du wirst ihn mit Stolz tragen.«
Der Stuhl, auf dem der Kaiser gesessen hatte, wurde zurückgeschoben, so dass die Leopardenfüße über den Boden scharrten. Ein purpurroter Umhang fächelte die Luft über Báns Kopf. Wie aus weiter Ferne sagte Gaius: »Galba hat sich geirrt. Die Länder der Barbaren werden demjenigen zufallen, der den Mut hat, sie zu erobern. Wir sind dieser Mann. Wir möchten, dass du Uns dabei hilfst und Uns als Dolmetscher und Führer in den Ländern Britanniens dienst. Wir möchten jedoch, dass du bereitwillig mitkommst, nicht unter Zwang.
Vorerst haben Wir allerdings die Aufgabe, auch noch die anderen Garnisonen am Rhein zu inspizieren. Das wird zehn Tage in Anspruch nehmen. Am Ende dieser Zeit wirst du dich so weit erholt haben, dass du reisefähig bist. Du wirst mit Uns zur fernen Nordküste von Gallien reisen. Dort wirst du das sehen, was dich vielleicht dazu ermutigt, bei Unserem Unternehmen mitzumachen.«
XXIII
Der Seewind wehte Bán das Haar aus der Stirn und ließ es hinter ihm flattern. Die salzige Gischt durchnässte es. Der Dreiruderer ruckte und schlingerte unter seinen Füßen, als er durch die Kämme der heranrollenden Wellen pflügte. Hinter ihm sangen die Ruderer, während sie sich in die Riemen
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