Die Herrin der Kelten
denke ich, es wäre besser, wenn unser Kaiser nichts davon erfährt, dass du mit einem Fluch bewaffnet auf das Schlachtfeld geritten bist, und deshalb habe ich das Ding in den Fluss geworfen. Sollen die Götter der Ubier doch mit ihm machen, was sie wollen. Du wirst in der Zwischenzeit still liegen, wenn man es dir sagt, und du wirst nicht noch einmal versuchen, diese Hand zu bewegen, wenn du Wert darauf legst, dass du sie in deinem späteren Leben wieder gebrauchen kannst. Die kleinen Handknochen weisen einen Riss auf, aber der Bruch wird wieder heilen, wenn du ihm Zeit dazu lässt. Es gibt viele von deinen Kameraden, die sich wünschen würden, sie hätten so viel Glück gehabt wie du.« Lange Finger schlossen sich um Báns Handgelenk und zwangen ihn, sich wieder auf dem Bett auszustrecken. Die trockene Stimme fuhr zu sprechen fort, während sie die Verwundeten und die Toten auflistete. »Einhundertundfünfzehn von den Chatti sind tot, während auf unserer Seite siebenundachtzig Soldaten der Vierzehnten und der Zweiundzwanzigsten gefallen sind, außerdem vierzig Mann von der Prätorianischen Leibgarde, sowie dreiunddreißig Angehörige der neuen Gardekavalleriebrigade des Kaisers. Nicht ein einziger Gardekavallerist wurde lediglich verwundet. Diese Männer kämpfen entweder auf Leben und Tod oder überhaupt nicht. Unter den Verwundeten sind zwanzig Prätorianer, ferner fünfzehn Jungen von der Zweiundzwanzigsten, noch kaum aus den Windeln heraus...«
Báns Erinnerung kehrte allmählich wieder zurück, wenn auch nur bruchstückhaft, und vor seinem geistigen Auge stiegen unzusammenhängende Bilder der Schlacht auf, Bilder von Corvus, von Galba, von Gaius Germanicus, der vor Angst wie ein kleines Kind wimmerte, als ein Pferd nach dem anderen unter ihm starb. Krähe hatte Bán ihm nicht geopfert, er hätte es selbst dann nicht getan, wenn er dazu aufgefordert worden wäre, und diese Tatsache war zweifelsohne vermerkt worden. Er wollte fragen, ob er noch eine Zukunft hatte, und wusste doch nicht, wie. Oder vielleicht sollte er besser fragen, ob ihm diese Zukunft einen schnellen Tod bescheren würde oder einen, der unendlich langsam und qualvoll war. Die Legionäre aus Rom waren nur zu gerne bereit gewesen, in aller Ausführlichkeit zu schildern, auf welche Art und Weise diejenigen zu Tode kamen, die sich das Missfallen ihres Kaisers zugezogen hatten. Sie hatten nichts davon gesagt, was mit einem ehemaligen Eceni-Sklaven passierte, der sich weigerte, dem Kaiser sein Pferd zu überlassen. Als der Leibarzt die Wunde an seiner Schulter inspizierte und frisch verband und ihm dabei tausend kleine, einigermaßen erträgliche Schmerzen zufügte, füllte Báns Vorstellungskraft die Lücke aus. Noch viel mehr schmerzte ihn allerdings der Verlust von Iccius. Die Euphorie des Morgens war gänzlich verflogen und hatte nichts als Leere in seinem Inneren hinterlassen. Er hätte sterben sollen; er hatte die Brücke in der Hoffnung überquert, dass er sterben würde, und als dann plötzlich die Chatti aus dem Wald gestürmt waren, hatte er diese Chance einfach verschenkt und stattdessen den dringenden Erfordernissen der Schlacht gehorcht. Der Arzt bewegte sich von seiner Schulter fort, um seine Hand zu untersuchen, und eine Woge von Schmerz schlug über ihm zusammen und drückte ihn nieder. Bán versank darin, während er flehentlich zu Iccius betete, ihn zu sich zu holen.
Die Dunkelheit kam und ging. Das Licht färbte sich purpurrot, durchzogen von gelben Wirbeln. Er sah Pferde mit Flügeln und solche, die einen menschlichen Torso hatten. Stimmen zogen an ihm vorbei, trieben Worte vor sich her, als ob es sich um Rinder auf einem Viehmarkt handelte. Er ließ die Worte an sich vorüberziehen, ohne ihren Sinn zu verstehen.
»Er hat Wundfieber. Das Schlüsselbein ist an zwei Stellen gebrochen, und wenn der mittlere Teil zwischen den beiden Bruchstellen zu eitern anfängt, wird die Verletzung niemals heilen. Ich habe ihm Mohnsaft gegeben, um ihn ruhig zu halten, während ich die Infektion behandele. Möglicherweise würde der Kaiser ihn ja lieber tot als lebendig sehen, aber er würde vermutlich nicht wollen, dass er an seinen Verletzungen stirbt.«
»Ist das wahr? Will der Kaiser ihn wirklich sterben sehen?«
»Keine Ahnung. Der Tag, an dem ich weiß, was der Kaiser will, noch bevor er es mir gesagt hat, ist der Tag, an dem ich mich zu den Göttern gesellt haben werde.«
Bán wusste nicht, wem die zweite Stimme gehörte. Er
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