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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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jedoch auch ihr Gutes gehabt. Am Morgen des zweiten Tages war Beduoc persönlich ins Lager gekommen, um Togodubnos und seinen Verbündeten die Treue zu schwören. Niemand traut einem Mann, der seinen einmal geleisteten Bluteid bricht, aber aus purer Notwendigkeit heraus hatten sie sein Angebot angenommen, und alle waren sich nachher darüber einig gewesen, dass es gut und richtig gewesen war, auf sein Angebot einzugehen, weil es ihnen dadurch erspart geblieben war, auch noch am zweiten Tag der Schlacht gegen die Speerkämpfer seines Volkes antreten zu müssen. Aller Wahrscheinlichkeit nach war es dies, was die entscheidende Wende herbeigeführt und die Schlacht zu ihren Gunsten entschieden hatte, und es war schließlich nicht Beduocs Schuld, dass Berikos entkommen war und sich auf den Weg nach Rom gemacht hatte.
    Durch die Versammlung ging eine Bewegung. Tagos, der einen Sitz im Ältestenrat der Eceni erlangt hatte, trat vor. Er ging leicht gebeugt, da er von ständigen Schmerzen geplagt war, und sein rechter Ärmel hing unterhalb des Ellenbogens leer herab. Seine Stimme jedoch war klar und fest und schallte bis zu den äußersten Rändern der Gruppe.
    »Es gibt da noch eine andere Sache. Die Cantiaci sind schon den ganzen Sommer über unsere Gastgeber, aber wir können ihre Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft nicht bis in alle Ewigkeit ausnutzen. Wir essen ihr Getreide und trinken ihr Wasser, wir jagen ihr Wild und verbrennen ihr Holz in unseren Feuern. Und wofür das Ganze? Eineinhalb Jahre sind vergangen, seit wir das Land südlich des Flusses für Togodubnos’ Sohn zurückerobert haben. Eineinhalb Jahre - so lange hat der neue Kaiser gebraucht, um seine Legionen aufzustellen. Und jetzt hat er sie am Rand des Ozeans aufmarschieren lassen, und sie kommen noch immer nicht. Claudius ist kein bisschen anders als sein Vorgänger. Auch Caligula war ein Schauspieler und Blender, der überhaupt nicht den Mumm zu einer Schlacht hatte. Ich sage, es ist höchste Zeit, wieder nach Hause zurückzukehren. Auch in den Ländern der Eceni steht das Getreide noch immer auf den Feldern, und unser Volk fürchtet die Hungersnot des Winters.«
    Tagos war nicht mehr der Mann, der er vor der Schlacht gewesen war. Sein Blick schweifte in der Runde herum, als ob er die Versammelten warnen wollte, es nur ja nicht zu wagen, ihn als Feigling zu bezeichnen. Das tat auch niemand. Er war inzwischen kein Krieger mehr, doch gerade indem er auf den Titel und die Kriegerwürde verzichtet hatte, hatte er sich ihren Respekt verdient. Am ersten Morgen der Schlacht, als er an der Spitze von fünfzig Eceni-Speerkämpfern hinausgeritten war, hatte er allerdings noch keineswegs daran gedacht, seinem Volk nicht mehr als Krieger zu dienen. Durch den Verlust seines rechten Armes an Amminios’ Kampfadler war er zu einer Art Held unter denjenigen geworden, die zuvor Caradoc verehrt hatten, und nach seiner Verwundung hatte er verbissen trainiert und sich beigebracht, sein Schwert mit der linken Hand zu führen. Gunovic hatte ihm einen Schild geschmiedet, den er an den Stumpf seines rechten Armes schnallen konnte, und er hatte gut damit gekämpft, als er in diversen Wettkämpfen gegen die jungen Heißsporne der Eceni angetreten war, die große Ehrfurcht vor seinen Kriegerzöpfen und seinen Kriegerfedern hatten und vor allem vor seinem Auftreten im größten Massaker ihres Zeitalters.
    In der Schlacht gegen die Atrebater war das anders gewesen. Die Krieger der südlichen Länder wussten nichts von seiner ruhmreichen Vergangenheit und kümmerten sich auch nicht um die rot gefärbten Federn in seinem Haar. Sie sahen nur, dass er ein einarmiger Schwertkämpfer war und dass ein Speerstoß von der rechten Seite am besten dazu geeignet wäre, ihn tödlich zu verwunden. Er hatte den ersten Tag nur deshalb überlebt, weil seine Freunde ihre Schilde dicht aneinander gehalten und so einen Schutzwall um ihn herum gebildet hatten. Zwei waren gestorben, damit er am Leben bleiben konnte. Es war der Verlust von Verulos gewesen, der Tagos schlagartig verändert hatte - des hinkenden jungen Burschen mit dem lahmen Fuß, Vater von Nemmas Kind, der eigentlich zu Pferd hätte kämpfen sollen, stattdessen aber beschlossen hatte, lieber abzusteigen und seinen Freund zu verteidigen. In jener Nacht hatte Tagos das Feuer zu Ehren der Gefallenen angezündet. Im Schein der Flammen und vor den Augen aller hatte er die Kriegerzöpfe aus seinem Haar herausgekämmt und seine Federn in das

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