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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Herausforderung.
    »Was rufen sie denn da?« Vespasian stand ihnen am nächsten - der Legat der Zweiten, der hatte mitansehen müssen, wie seine Männer zu einem demütigenden Rückzug am Fluss gezwungen worden waren. »Ihr, Corvus, Ihr kennt doch ihre Sprache. Was rufen sie da?«
    Corvus’ Hände, die den Knauf seines Sattels umklammert hielten, waren kreideweiß. Den Blick noch immer auf den Feind geheftet, antwortete er: » Boudeg , glaube ich. Es bedeutet ›Siegesbote‹. Es ist eine Auszeichnung, die ausschließlich den größten Kriegern vorbehalten ist. Es wird wohl Caradoc sein, denke ich mal, oder Togodubnos. Oder auch beide; es könnte ihnen beiden gelten.«
    »Nein.« Bán starrte blicklos auf die wogende Masse von Blau und Grau, die einst sein Volk gewesen war. Der Lärm schlug in riesigen Wellen über ihm zusammen, und er wünschte, er hätte darin ertrinken können. »Es ist nicht Caradoc. Er war schon so gut wie erledigt. Sie feiern die Kriegerin, die ihn gerettet hat.« Er wandte sich zu Vespasian um, der ihn scharf beobachtete. »Das Angriffskommando aus dem Westen wurde von einer Frau angeführt, der ranghöchsten Kriegerin von Mona. Der Name, den sie da rufen, lautet Bodicea . Sie, die den Sieg bringt.«

XXIX
    Die Hütte, in die sie Togodubnos legten, war kaum mehr als ein überdachter Windschutz, weit hinter den Kampflinien errichtet. In allen vier Himmelsrichtungen brannten Scheiterhaufen. Ihr Licht, das flackernd durch die Ritzen in der Hüttenwand fiel, warf mehr Schatten als die Fackeln im Inneren. Salbeirauch parfümierte die Luft und überdeckte die Ausdünstungen der schweißnassen Krieger und den Fäulnisgeruch des nahenden Todes. Togodubnos lag mit entblößtem Oberkörper da und schwitzte in der kühlen Luft. Die Spitze des Wurfspießes steckte noch immer in seinem Körper, hob sich schwarz gegen seine aschfahle Haut ab. Selbst denjenigen, die keine Kenntnisse auf dem Gebiet der Heilkunde hatten, war klar, dass es ihm nicht helfen würde, wenn sie die Spitze entfernten. Ganz im Gegenteil. Es würde ihn höchstens noch schneller umbringen, und seine Schmerzen würden während der kurzen Zeit, die er noch zu leben hatte, noch schlimmer werden. Cunmor stand neben ihm und hielt die Hand seines Vaters. Der Junge war in der Nähe der Pferde gewesen, als die Bataver angriffen, und hatte mitansehen müssen, wie das Pferd seines Vaters verstümmelt und abgeschlachtet worden war. Er hatte seitdem kein Wort mehr gesprochen, außer ein einziges Mal, um zu bestätigen, dass er vom Tod seiner Mutter wusste.
    Bei Einbruch der Dunkelheit, als es offensichtlich gewesen war, dass die Römer an diesem Tag nicht noch einmal angreifen würden, war Odras’ Leichnam aus dem Knäuel von gelben Umhängen geborgen worden, die am Fluss lagen. Von den sieben Mitgliedern des königlichen Haushalts, die an diesem Morgen in die Schlacht geritten waren, war nur Togodubnos noch am Leben, und das auch nur gerade noch. Überall im Lager hatte sich die Nachricht herumgesprochen, dass er im Sterben lag. Da es wichtig war, dass der Feind auch weiterhin glaubte, Togodubnos sei mit dem Leben davongekommen, und da sie schließlich einen Sieg gegen eine überwältigende Übermacht errungen hatten, der noch viele Generationen lang an den Winterfeuern besungen werden würde, feierten die Krieger den glorreichen Sieg dieses Tages an vielen Lagerfeuern mit Liedern und Ale. Das Geräusch füllte die Gesprächspausen in der Hütte, ähnlich wie das Rauschen eines Flusses, das zwar die Seele beruhigt, aber nicht bei einer wichtigen Unterhaltung stört.
    »Sie werden nicht nur wegen dieser einen Niederlage den Rückzug antreten. Sie werden morgen erneut angreifen und übermorgen und jeden weiteren Tag, bis wir sie endlich zum Meer zurückgetrieben haben.« Togodubnos sprach mit zusammengebissenen Zähnen, von Schmerzen gepeinigt und am Ende seiner Kräfte. Sein Leben schwand mit jedem Herzschlag dahin, und er hatte noch so viel zu sagen - mehr, als er in der kurzen Zeit, die ihm noch blieb, aussprechen konnte. Er umklammerte die Hand seines Bruders. »Du musst die Krieger unbedingt zusammenhalten. Cäsar hat damals in Gallien gesiegt, weil die Stämme sich untereinander bekämpften. Wir haben bereits die Dobunni und die Atrebater verloren. Wir können es uns nicht leisten, auch noch...«
    »Ich weiß. Keine Angst, ich werde schon dafür sorgen. Schon du lieber deine Kräfte. Wir haben ja schon einmal über dieses Thema gesprochen.«

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