Die Herrin der Kelten
einen Helm und einen Schild trug, die ähnlich wie die des Verstorbenen waren. Um all jene zu täuschen, die vielleicht vom feindlichen Lager aus zuschauten, stimmte er die Lieder zu Ehren der Gefallenen an und dann andere zur Feier des Sieges über den Feind. Der Großteil der Krieger gesellte sich für eine Weile dazu, dann gingen sie wieder auseinander, um an ihren eigenen Feuern zu sitzen oder sich schlafen zu legen.
»Du solltest schlafen.«
»Das denke ich nicht. Morgen werde ich vielleicht den ewigen Schlaf schlafen. Warum also jetzt die Nacht mit schlafen vergeuden?«
»Dann solltest du wenigstens etwas essen. Du kannst nicht mit leerem Magen kämpfen.«
»Ich habe keinen Hunger.« Breaca hatte eigentlich vorgehabt, allein am Flussufer entlangzuwandern, aber Caradoc hatte sich ihr angeschlossen. Sie waren die Einzigen, die noch auf den Beinen waren. Die Träumer hatten sich an ihren Versammlungsort zurückgezogen und ein Eingreifen der Götter am nächsten Morgen versprochen, wenn sie sie denn dazu bewegen konnten. Braint, Dubornos und Gunovic hatten sich zur Ruhe begeben; sie hatten Cunomar mitgenommen und sich mit ihrem Leben für seine Sicherheit verbürgt. Wenn Togodubnos die Wahrheit gesagt hatte, würde der Junge sterben; die Toten können nicht lange auf die Lebenden warten, doch diejenigen, die ungestraft geblieben waren, würden darauf achten, dass er nicht unnötig starb oder aus Mangel an Fürsorge. Die übrigen Krieger waren einzeln oder zu zweit zu ihren Feuern gegangen und hatten sich in ihre Schlafdecken gerollt. Auf beiden Seiten des Flusses waren Feuer mit Asche bedeckt worden, damit sie langsamer brannten und so die ganze Nacht über halten würden. Der Wind hatte nachgelassen, und ein dünner Nebel verschleierte den Mond und die Sterne.
Breaca und Caradoc wanderten schweigend am Ufer entlang, da sie nichts zu sagen hatten. Caradoc hatte sein Kettenhemd und den farbenprächtigen Heldenumhang inzwischen abgelegt. Er trug jetzt die Farben der Ordovizer, mit einer schlichten Tunika darunter. Es gefiel ihm besser so. Breaca hatte nur ihren Kettenpanzer abgelegt, aber sonst nichts.
Sie trat über einen gefallenen Krieger hinweg und bückte sich, um nachzuprüfen, ob er wirklich tot war. Langes, goldbraunes Haar fiel auf ihre Hand. Sie strich es behutsam zurück, um das Gesicht einer Frau zu enthüllen, verunstaltet durch einen tödlichen Schwerthieb, der unterhalb eines Wangenknochens in den Schädel eingedrungen war und dabei Knochen und Zähne freigelegt hatte. Ihre leblose Hand hielt noch immer ihren Speer umklammert. Die Spitze ihres Speers war tief in der Lende eines römischen Legionssoldaten vergraben.
»Das ist Lanis«, sagte Caradoc. Lanis war eine von den dreißig gewesen, die in jener lange zurückliegenden Nacht auf Mona gegen die Träumer gekämpft hatten. Caradoc konnte das nicht vergessen. Er kniete sich neben sie.
Breaca nickte. »Sie hat sich geduckt, um den Speer tief unterhalb seiner Rüstung in seine Lende zu stoßen. Der Mann zu seiner Rechten muss ihr den tödlichen Schwerthieb versetzt haben, als sie für einen Moment ihre Deckung vernachlässigte.«
»Sie hat einen Feind mit sich in den Tod gerissen. Das ist das, was zählt.«
»Sie hat noch erheblich mehr als nur diesen einen getötet. Sie hat die Römer von dem Tag an bekämpft, an dem sie an Land gegangen sind. Sie hat allein bei dem gestrigen Überfall aus dem Hinterhalt drei Männer getötet. Ich dachte, sie hätte sich mit den Kampfmethoden der Römer besser ausgekannt, als dass es ihnen am Ende doch noch gelingen würde, sie zu überrumpeln.«
Breaca zog den Speer aus dem Leichnam des Römers heraus und legte ihn neben die Kriegerin. Hinter ihr lag ein in den Schlamm getretener grauer Umhang. Gemeinsam zogen sie den Umhang heraus und hüllten die Tote darin ein, dann legten sie sie gerade hin, mit dem Kopf nach Westen, der Nacht und Briga zugewandt. Breaca stimmte das Bittgebet für die in der Schlacht Gefallenen an. Caradoc barg den Schild der Toten und wusch ihn im Fluss sauber, so dass das Zeichen des Schlangenspeers wieder zum Vorschein kam, rot auf schwarzem Untergrund. Voller Respekt schob er den Schild unter Lanis’ Kopf. Die Kriegerinnen und Krieger von Mona hatten wie Wölfe gekämpft, um den Fluss zu halten und den Sturmangriff der Zweiten zurückzuschlagen. »Es tut mir Leid«, sagte er. »Sie war eine gute Freundin.«
»Sie waren alle gute Freunde, und es tut uns allen Leid. Wenn wir
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