Die Herrin der Kelten
unsere Sache morgen nicht besser machen als heute, wird es uns noch sehr viel mehr Leid tun.« Breaca war müde und erschöpft und hatte zu viele sterben sehen, die ihr ans Herz gewachsen waren, um sich die Mühe zu machen, ihre Worte den Lebenden zuliebe zu mildern. Das Feuer in ihrer Seele war erloschen, zusammen mit der Kampfwut und der Siegessicherheit. Sie konnte noch einen Tag kämpfen und noch viele weitere Tage - vorausgesetzt, dass sie noch so lange lebte -, aber sie war sich nicht mehr sicher, ob sie auch siegen konnte. Ihr einziger Trost war, dass die Legionen, die neben schwach glimmenden Feuern schliefen, noch deprimierter sein würden.
Caradoc erhob sich, als sie es tat, und folgte ihr auf einem Weg, der vom Fluss wegführte. »Wir werden unsere Sache morgen besser machen«, sagte er beschwichtigend. »Und du solltest wirklich etwas essen, auch wenn du nicht hungrig bist.«
»Später. Nachdem wir nach den Pferden gesehen haben.«
Das Bären-Pferd war das Erste in der Reihe. Sie stellten fest, dass der Hengst gut versorgt war und gerade Heu fraß. In der Nähe schlief eine Schar von Eceni-Kindern mit ihren Kardätschen neben sich, ähnlich wie Krieger, die stets in Reichweite ihrer Schwerter schlafen. Ein Dutzend bewaffneter Krieger hielt Wache, für den Fall, dass die Bataver wieder angriffen. Breaca und Caradoc nickten den Männern schweigend zu, um die Kinder nicht zu wecken.
Am Ende der Reihen war eine gescheckte Stute angebunden, die auf einen Hinterhuf gestützt schlief. Das Zeichen des Schlangenspeers war mit roter Farbe auf das schwarze Fell an ihrer Schulter gemalt worden. Es begann bereits zu verblassen, aber nicht so stark, dass es nicht mehr sichtbar war. Breaca sagte: »Dein Kavalleriepferd hat gelahmt. Ich habe das gesehen, als wir zurückgeritten sind. Du wirst für morgen ein neues Pferd brauchen. Diese Stute hier war Lanis’ Ersatzpferd. Sie wäre bestimmt gut für dich geeignet, aber zuerst müssen wir noch Zaumzeug für dich finden. Ihres wurde zerrissen, als...«
»Nein.« Caradoc griff nach ihrem Arm. »Breaca, hör auf. Ich habe noch ein anderes Pferd, und das Geschirr ist in Ordnung. Wenn ich danach noch ein Pferd brauche, werde ich dieses hier mit Freuden nehmen, aber jetzt musst du erst einmal aufhören und zur Ruhe kommen. Und wenn du schon nichts essen willst, dann musst du wenigstens Wasser trinken. Man trocknet regelrecht aus, wenn man kämpft, und man trinkt auf einem Schlachtfeld nie genug, um den Flüssigkeitsverlust zu ersetzen.«
Sie hatte jedes Mal getrunken, wenn die Kinder ihr Wasser angeboten hatten, und sie hatten ihr jedes Mal welches angeboten, wenn sie eine kurze Verschnaufpause eingelegt hatte. Und dennoch war es nie genug, um die Körperflüssigkeit zu ersetzen, die in der wilden Hitze des Kampfes verloren ging, oder - noch schneller - aufgrund von Wunden. In der Zeit, die seit dem letzten Gefecht verstrichen war, hatte Breaca nicht darüber nachgedacht; die Erschöpfung hatte sie schwindelig gemacht und immun gegen Schmerzen oder Durst. Jetzt, wo Caradoc sie daran erinnerte, stellte sie jedoch fest, dass sie völlig ausgedörrt war; ihre Zunge fühlte sich wie ein Stück getrocknetes Leder an, und ihre Stimme raspelte wie eine Feile in ihrer Kehle. Widerstrebend nickte sie. »Du könntest R…«
Sie hielt abrupt inne. Das Einzige, was Caradoc getan hatte, war, den Kopf schief zu legen. Er stand neben ihr im Schein des Feuers. Seine Augen waren von derselben Farbe wie das Flusswasser, und sein Haar nahm das Licht des Feuers an. Er zog eine Braue hoch. »Ich könnte Recht haben?«
Er kannte sie zu gut, und sie ihn. Die Barrieren zwischen ihnen, so sorgfältig aufrechterhalten, waren plötzlich verschwunden. Erinnerungen stürmten auf Breaca ein, stachen wie mit Messerklingen in ihr Herz.
»Nein. Danke.« Sie befreite ihren Arm aus seinem Griff und strebte auf die Hütte zu, die für sie erbaut worden war. Caradoc folgte ihr, lief dicht hinter ihr her, so wie Hail es hätte tun sollen. Sie blieben gemeinsam vor der Tür der Hütte stehen, und es sah ganz danach aus, als würde er versuchen, ihr ins Innere zu folgen.
Sie drehte sich um, versperrte ihm den Weg. »Tagos hat sich früher immer so an meine Fersen geheftet. Von dir hätte ich das nicht gedacht.«
»Nein?« Er blickte ihr forschend ins Gesicht. Die trockene Belustigung war aus seinem Ausdruck verschwunden, ersetzt durch etwas Sanfteres und Bedrohlicheres. Mit dem Humor konnte Breaca
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