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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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schon morgen nach Mona berufen würde, könntest du trotzdem mitkommen. Jeder Träumer muss einen Krieger als Wächter und Beschützer haben, und du bist bereits eine Kriegerin. Du könntest als meine Kriegerin mitkommen und dich in der Kriegerschule weiter ausbilden lassen.«
    Es war der Kern ihrer Furcht. Seit dem Tag, an dem ihre Mutter gestorben war, seit dem Moment, als Airmid ihr die Feder mit dem rot gefärbten Kiel überreicht hatte, hatte der Schatten dieser Furcht alles verdunkelt. Breaca schloss die Augen. Die Kälte in ihrem Inneren breitete sich immer weiter aus, drohte sie zu verschlingen. Von tiefem Kummer erfüllt sagte sie: »Auf Mona sind die Krieger ein Nichts. Sie sind seit Cäsars Zeiten nicht mehr in den Krieg gezogen. Es sind die Träumer, die im Ältestenrat sitzen.«
    Das war eine übertriebene Darstellung, und sie wusste es auch; die Krieger, die ihre Ausbildung in der Schule auf Mona erhielten, wurden mit der größten Hochachtung behandelt; aber darum ging es jetzt nicht.
    Airmid verstand, was sie meinte, und korrigierte sie nicht. Stattdessen sagte sie: »Die Träumer sitzen gemeinsam mit denjenigen im Rat, die in die königliche Familie ihres Volkes hineingeboren wurden. Du bist die nächste Anführerin der Eceni. Wenn ich nach Mona berufen werde, dann wird dort auch ein Platz für dich sein.«
    Es war aber nicht das, was Breaca wollte. Sie öffnete wieder die Augen. Airmid saß ihr gegenüber, ihr Gesicht sehr ernst. Sand klebte in einer Hautfalte auf ihrem Arm, ähnlich wie die Rippen in einem Blatt. Ihre Augen waren zwei dunkle Teiche, in denen man ertrinken konnte. Alles an ihr war bezaubernd schön. Breaca streckte den Arm aus und ergriff die Hand ihrer Freundin. Sie hatten alles miteinander geteilt, den intensivsten Teil des Lebens. Es war richtig, dass sie ihrer Freundin jetzt auch ihr tiefstes Geheimnis anvertraute. Hier, am Teich der Götter, mit Airmid als Zeugin, offenbarte Breaca nic Graine, Thronfolgerin der königlichen Linie der Eceni, ihr Geheimnis und machte einen Schwur daraus. »Wenn ich nach Mona gehe, dann wird es aufgrund dessen sein, was ich bin, und nicht, weil ich zufällig königlichen Geblüts bin oder wegen einer einzigen Tat mit einem Speer. Ich werde entweder als Träumerin nach Mona gehen, oder ich werde überhaupt nicht hingehen.«
     
    Es war Airmids Idee, den Teich zu verlassen und am Fluss entlang zu einer Stelle zu gehen, wo sie schwimmen konnten. In der Mittagshitze war sonst keine Menschenseele draußen, um sie zu beobachten, als sie die letzte der Pferdekoppeln hinter sich ließen und in nördlicher Richtung den schmalen Streifen Grenzlandes entlangwanderten, der den Wald mit dem Wasser verband. Hier, weit abseits des Dorfes, wurde die Landschaft unwirtlicher; saftige, üppige Wiesen gingen in Flächen mit gröberem, härterem Grasbewuchs über und dann in Sand und Gestrüpp, hier und da unterbrochen von Sumpfland, wo man bis zu den Knöcheln im Morast versank. Sie umgingen diese Stellen und hielten auf die ersten Baumreihen des Waldes zu, um dann an einer anderen Stelle, wo das Gelände anstieg und erneut in trockenes Grasland überging, wieder zwischen den Bäumen hervorzukommen. Stromaufwärts war der Fluss schmaler als auf dem Abschnitt, wo er am Rundhaus vorbeifloss, aber die Strömung war stärker und schneller, so dass die Melodie des Flusses eine andere war und das Leben, das er anzog, sehr viel artenreicher. Breaca und Airmid entdeckten verschiedene Arten von Eidechsen in dem Schilfgürtel am Ufer und zählten Libellen in drei neuen Farben. Hier, fernab von den Siedlungen der Menschen, wurde der Wald dichter, und die Bäume veränderten sich. Hier gab es mehr Kiefern, Lärchen und Weißbirken und weniger Haselbüsche und Weiden. Der Hagedorn war jedoch überall zu finden, und er sprenkelte die Waldränder mit den windzerzausten Überresten weißer Blüten. Breaca pflückte ein paar davon und streute sie zum Andenken an ihre Mutter ins Wasser.
    Die Sonne stand schon wieder tiefer am Himmel und warf Schatten über ihre Schultern, als Airmid schließlich stehen blieb. Der Fluss, gestaut durch eine urzeitliche Falte in der Landschaft, hatte sich wieder verbreitert, um einen Teich zu bilden, der aber flacher und größer war als derjenige unterhalb des Wasserfalls, an dem die beiden Mädchen früher am Tag gesessen hatten. Der Wald reichte bis dicht an den Teichrand, begrenzt von einer kurzen, steilen Böschung, die von den Wurzeln der

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