Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
haben bereits alles gesagt, was wir überhaupt sagen können. Es gibt nichts, das Worte jetzt noch ändern könnten.«
    »Vielleicht.« Er trieb den Schecken vorwärts. Breaca ging neben ihm her und schob dabei die tief herabhängenden Birkenzweige aus dem Weg. Caradoc blickte über ihren Kopf hinweg in die Ferne, seine Augen zu Schlitzen verengt, während er den Horizont absuchte. Als ob er zu dem Pferd spräche, sagte er: »Cerin war die Tochter des letzten wahren Träumers der Trinovanter, einer von denjenigen, die mein Vater damals auspeitschen und dann an einer Eiche aufhängen ließ. Sie ist zur Frau geworden, ohne dass sie irgendjemanden gehabt hätte, der ihr während dieser schwierigen Phase mit Rat und Tat zur Seite hätte stehen können. Der Umstand, dass gleich drei Träumer auf einmal in der Festung anwesend waren, war ein Geschenk für sie, größer als jedes, um das sie jemals hätte beten können. Du kannst ihr keinen Vorwurf daraus machen, dass sie alles genommen hat, was sie ihr geben konnten.«
    Breacas Mund wurde plötzlich staubtrocken. Wäre es irgendjemand anderer gewesen, der so mit ihr sprach, wäre sie wortlos davongegangen. Weil es aber Caradoc war, mit dem sie durch einen Eid verbunden war, und weil sie auf seine Integrität vertraute, erwiderte sie: »Ich mache niemandem einen Vorwurf. Airmid trifft ihre Wahl, wo und wann sie will. Das tun wir alle.«
    »Richtig.«
    Sie waren inzwischen auf offenem Gelände angelangt. Breaca blieb im Schatten der Bäume stehen. Vor ihnen verlief eine Wildfährte, die nach Osten Richtung Meer führte. Die Gegend war einsam und menschenleer; sie konnte nirgendwo Rundhäuser oder Hütten von Viehhirten entdecken, zumindest nicht bis zur nächsten Anhöhe. Jenseits davon ließ die Luft die nahe See ahnen. Der schwache, salzige Hauch des Meeres vermischte sich mit dem Geruch von zerdrücktem Gras und Pferdeschweiß. Breaca dachte an Caradocs letzte Begegnung mit den Göttern des Meeres und daran, wie viel Mut es ihn kosten würde, sich nun wieder an Bord eines Schiffes zu begeben. Aus einem plötzlichen Impuls heraus löste sie die Schlangenspeer-Brosche von ihrer Tunika. »Hier...« Sie hielt sie Caradoc hin. »Zum Schutz.«
    »Gegen Schiffbruch?« Er konnte ihre Gedanken nur zu mühelos lesen. »Glaubst du denn, dass ich Schutz brauchen werde?«
    »Nein. Segoventos wird garantiert nichts tun, wodurch er sein neues Schiff in Gefahr bringen könnte, aber es kann ja trotzdem nicht schaden, ganz sicherzugehen.«
    »Nein, das kann nie schaden.« Sein Lächeln war schief, so wie damals in der Schmiede. Er befestigte die Brosche hoch oben an der linken Schulter, an der gleichen Stelle, wo Airmid bis vor kurzem noch das Pendant dazu getragen hatte. Luain würde wissen, was sie bedeutete, und Segoventos möglicherweise auch.
    Der Schecke stampfte mit den Hufen, von Ungeduld erfüllt. Caradoc beugte sich noch ein letztes Mal hinunter und legte Breaca seine Hand auf den Arm. Seine Berührung war jetzt wärmer als vorhin, und seine Handfläche war feucht.
    »Wir sehen uns dann im Herbst wieder«, sagte er. »Ich habe Bán versprochen, dass ich für ihn eintreten werde, wenn er zu seinen drei langen Nächten in der Einsamkeit aufbricht.«
    »Danke. Das bedeutet ihm sehr viel.«
    »Mir auch.« Er drückte seinem Pferd die Fersen in die Flanken und galoppierte davon. Seine Stimme schallte über seine Schulter zurück. »Möge Briga dich beschützen!«
    Breaca stand noch lange Zeit, nachdem Caradoc verschwunden war, auf dem Pfad und starrte in die Ferne.

XV
    Nachdem Caradoc sie verlassen hatte, kamen die Eceni wesentlich schneller voran. Der Weg war breit, und ohne den kleinen, gedrungenen Schecken, der mit den anderen Pferden nicht so recht hatte mithalten können, konnten sie ein größeres Tempo vorlegen. Iccius kam mit dem graubraunen Hengstfohlen gut zurecht; es hatte ein weicheres Maul als der Schecke und reagierte besser auf leichte Berührungen. Breaca, die an der Spitze der Kolonne ritt, trieb ihre graue Stute zum Handgalopp an, um in dem gleichmäßigen Rhythmus der Bewegungen innere Ruhe zu suchen und sich von dem Bedürfnis zu grübeln abzulenken. Die anderen folgten in ihrem eigenen Tempo und behielten sie dabei stets im Auge.
    Caradoc hatte sich den Ort für seinen Fortgang gut ausgesucht. Den Rest des Tages über und bis weit in den darauf folgenden hinein begegneten sie keiner Menschenseele. Der Weg nach Norden führte durch ausgedehnte Gebiete

Weitere Kostenlose Bücher