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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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am Flussufer entlang bis zu einer Stelle, wo keine Bäume mehr wuchsen und sie sich ungehindert an das sandige Ufer setzen konnte, um ihre Füße im Wasser baumeln zu lassen. Für seine geringe Tiefe strömte der Fluss ziemlich schnell dahin, und als Breaca ihre Fersen ins Wasser tauchte, bildeten sich kleine Strudel auf der Oberfläche. Kleine Fische drängten sich um ihre Zehen, wohl in der Annahme, es seien Insekten. Ein Fischreiher flog hoch über sie hinweg und landete dann auf langen Stelzenbeinen am jenseitigen Flussufer, ein Stück weiter stromaufwärts von der Stelle, an der Breaca saß. Sie hielt nach Fröschen Ausschau oder nach Anzeichen von Kaulquappen und fand doch keine.
    Schließlich legte sie sich zurück und schloss die Augen. Eine Schar Enten floh schnatternd stromabwärts, aufgescheucht von den Pferden oder auch von einem der Männer, die im Wasser plantschten. Tagos rief irgendetwas, und Dubornos antwortete, dann stimmte Sinochos ein und eine der Frauen aus den nördlichen Ländern am Wash, und plötzlich schien es so, als ob die gesamte Gruppe im Fluss badete, laut plantschend und spritzend und fluchend, während sie damit beschäftigt waren, sich den Rauchgeruch und den Schmutz von drei Tagen unter einem fremden Dach abzuwaschen.
    Breaca streifte ihre Kleider ab und glitt allein in das klare Quellwasser. Es war so kalt, dass es ihr für einen Moment den Atem verschlug. Sie tauchte unter und stand dann breitbeinig da, die Füße fest auf den Boden gestemmt und die Arme weit ausgebreitet, um sich von der Strömung sauber waschen zu lassen und zusammen mit dem Schmutz auch alle Erinnerungen an die Festung, an Cunobelin und seine Machenschaften sowie an Amminios und seine höhnische Bösartigkeit von sich abzustreifen. Sie öffnete die Augen wieder und sah, wie das Sonnenlicht durch die Wasseroberfläche sickerte und die seltsam unirdisch anmutende Welt um sie herum grünlich leuchten ließ. Ihre Arme glichen den Gliedern eines Gespensts, von Fleisch und Knochen befreit und in ein durchscheinendes Nichts zerlegt, bis nichts mehr von ihr übrig blieb außer ihrer Seele und dem nagenden Schmerz über Airmids Abreise. Sie ließ den angehaltenen Atem in kleinen, ungleichen Blasen aus sich herausströmen und stieß sich mit den Füßen ab, um wieder an der Oberfläche aufzutauchen. Die reale Welt kehrte zurück, hell und laut und von dem übermütigen Gelächter der anderen erfüllt. Breaca schwamm zum Ufer und zog sich auf den warmen Sand hinauf, um sich von der Sonne trocknen zu lassen und dann in eine Tunika zu schlüpfen, die sauber gewesen war und sich dennoch schmutzig anfühlte.
    Als sie anschließend ausgestreckt im Sand lag, lauschte sie dem mittlerweile vertrauten Wechsel zwischen Iccius’ Fragen und Báns knappen, sorgfältig überlegten Antworten. Unterschwellig und ganz am Rande ihres Hörvermögens nahm sie noch ein anderes Geräusch wahr, ein leises Tappen auf dem Sand. Sie dachte an Frösche und hielt die Augen geschlossen.
    »Wolltest du nichts essen?«
    Es war Caradoc. Es hätte schlimmer sein können. Sie schlug die Augen auf und drehte den Kopf zur Seite. »Nein, danke. Ich habe so viel Fleisch gegessen, dass es für ein ganzes Leben reicht. Ich kann jetzt wirklich gut und gerne darauf verzichten.«
    »Es gibt nicht nur Fleisch. Es gibt auch Käse, gemalzte Gerste und süße Haferkuchen mit gemahlenen Nüssen, mit Ampferblättern umwickelt.« Letztere waren eine trinovantische Delikatesse, und er wusste, dass Breaca die kleinen Kuchen mochte. Sie hätte Caradoc zuliebe gerne einen gegessen, aber bei dem bloßen Gedanken an Essen krampfte sich ihr schon der Magen zusammen.
    »Danke, aber nein. Ich möchte vorläufig lieber nichts essen.« »Wie du willst. Inzwischen ist wahrscheinlich sowieso nichts mehr davon übrig. Dubornos frisst wie ein Scheunendrescher, sozusagen auf Vorrat, für den Fall, dass sie auf dem Weg nach Mona Hunger leiden müssen.«
    Er sprach ganz unverblümt über die bevorstehende Reise und mit dem vertrauten bissigen Humor, und Breaca war ihm dafür dankbar. Die anderen hatten schon seit Tagen einen Bogen um das Thema Mona gemacht, als ob es in ihrer Gegenwart nicht erwähnt werden dürfte. Noch nicht einmal Eburovic hatte es gewagt, offen darüber zu sprechen, wenn Breaca in Hörweite gewesen war. »Sie werden schon nicht verhungern«, erwiderte sie. »Sie werden unter dem Schutz der grauen Umhänge von Mona reisen, und wo immer sie auch Rast einlegen, wird man

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