Die Herrin der Kelten
Schlachtross. In einer Schlacht hätte ich jedem Einzelnen von ihnen blind vertraut, mehr noch als jedem anderen Kampfgefährten.«
»Aber sie haben Cygfa getötet, und deshalb werden sie sterben müssen.« Breaca malte unbewusst einen Frosch in den Sand und wischte ihn dann, als sie merkte, was sie da gezeichnet hatte, hastig mit dem Handballen wieder weg. »Sie war deine Cousine, nicht wahr?«
»Sie war für mich das Gleiche, was Bán für dich ist.«
»Oh.« Das machte die Sache natürlich anders. »Wusste Odras das?«, fragte sie.
»Natürlich.«
»Und dein Vater?«
»Es ist klug, anzunehmen, dass mein Vater alles weiß. Diese Annahme erweist sich fast immer als richtig.«
»Dann wird er auch wissen, dass du heute Abend an Bord des Schiffes gehst.«
»Nein. Bei einigen Dingen sind wir äußerst vorsichtig. Von denjenigen, die in der Festung zurückgeblieben sind, wissen nur Luain und Segoventos, dass ich komme. Sonst niemand.«
»Und von denjenigen, die hier sind?«
»Bán weiß Bescheid. Und jetzt du. Wenn ich fort bin, kannst du es auch den anderen sagen. Dubornos würde mich wahrscheinlich am liebsten aus reiner Boshaftigkeit verraten, aber ich glaube nicht, dass er allein in die Residenz zurückreiten wird, jedenfalls nicht jetzt, wo die Reise nach Mona so unmittelbar bevorsteht.«
Caradoc erhob sich, seine Lippen zu einem Lächeln verzogen, das so gar keine Ähnlichkeit mit dem seines Vaters hatte. Sein Umhang war mit grober, ungefärbter Wolle gefüttert, und während Breaca zuschaute, zog er ihn aus, drehte ihn herum, so dass die schlichte Innenseite nach außen zeigte, und schlüpfte dann wieder hinein. Die Brosche, mit der er den Umhang über der Schulter befestigte, hatte keine konkrete Form und würde deshalb auch keine Aufmerksamkeit erregen. Er zog eine Lederkappe aus seinem Gürtel und setzte sie auf, um seinen auffälligen goldblonden Haarschopf zu verstecken. Das Schwert, das er trug, war dasjenige, das Eburovic für ihn geschmiedet hatte. Es hing über seiner Schulter, und das Heft war mit Streifen aus Kalbsleder umwickelt, um das verräterische Symbol der Streitaxt zu verbergen, die in das Metall eingeprägt war. Breaca sah sich nach seinem Pferd um und stellte fest, dass er sein graubraunes Hengstfohlen gegen den gedrungenen Schecken eingetauscht hatte, den Iccius bisher geritten hatte. Der Schecke war ein gutes Reitpferd, aber er war bei weitem nicht so schnell und ausdauernd wie das Hengstfohlen. Breaca und Caradoc gingen gemeinsam zu der Stelle am Rand des Birkengehölzes, wo sein Pferd wartete, und sie verschränkte ihre Hände, damit er einen Fuß hineinstellen und sich so in den Sattel schwingen konnte.
»Du hättest das Hengstfohlen nehmen sollen«, sagte sie. »Dann hätten wir wenigstens eines Tages ein Wettrennen veranstalten können.«
Es war eine belanglose Bemerkung, und sie hatte sie auch nur gemacht, um irgendetwas zu sagen. Trotzdem grinste Caradoc. »Bán und ich haben uns auf einen vorübergehenden Tausch geeinigt. Ich werde zu gegebener Zeit wieder zurückkehren, um das Hengstfohlen zu holen. In der Zwischenzeit ist das Tier bei den Eceni wesentlich sicherer und besser aufgehoben als auf einem Schiff, das nach Gallien fährt. Ich werde so lange den Schecken nehmen und ihn später verkaufen. Segoventos wird den Erlös dann an Iccius zurückgeben, beziehungsweise mit dem Geld eine Stute für ihn kaufen, damit der Junge seine eigene Herde gründen kann. Bán wird ihm das Hengstfohlen als Deckhengst ausleihen.«
Er warf seinen Umhang über die Schultern zurück. Breaca versetzte dem Schecken einen Klaps auf die Hinterbacken. Caradoc beugte sich hinunter und streckte ihr seine Hand hin, und sie ergriff sie. »Du hast ja alles bis ins Kleinste durchdacht und geplant«, sagte sie.
»Natürlich. Ich bin ja auch der Sohn meines Vaters.« Sein Lächeln war betont unbekümmert. Sein Händedruck war kühl und fest und berührte jene Tiefen in ihrem Inneren, wo sie sich am einsamsten und leersten fühlte. Seine Augen waren von der Farbe von Wolken und ihre Muster ebenso komplex. Er zog seine Hand wieder zurück und hob den Arm zum Kriegergruß. »Du könntest immer noch nach Mona reiten«, sagte er ruhig. »Die Ältesten haben Dubornos nicht offiziell als Airmids Krieger anerkannt, und sie wird wohl kaum unglücklich sein, wenn er durch jemand anderen abgelöst wird. Du solltest mir ihr sprechen. Sie fürchtet sich vor dem morgigen Abschied ebenso sehr wie du.«
»Wir
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