Die Herrin der Kelten
der Ort der Götter!«
»Und deine Mutter war im Begriff, ein Kind zur Welt zu bringen, was ebenfalls heilig ist. Das hat die Coritani damals auch nicht davon abgehalten, uns zu überfallen.«
Airmid fluchte lästerlich. Sie hatte den grauen Umhang von Mona abgelegt und sich mit Schwert und Helm bewaffnet. Das allein sagte noch deutlicher als Worte, dass sie sich nicht lebend gefangen nehmen lassen würde, um in die Sklaverei verschleppt zu werden. Wenn sie sterben mussten, dann würden sie gemeinsam in den Tod gehen: eine Träumerin und ihre Kriegerin. So würde das Unglück letztlich doch auch noch sein Gutes haben.
Sie brachen aus der Deckung hervor und stürmten in das Chaos. Die Feinde waren den Eceni zahlenmäßig weit überlegen. Ihre grün und schwarz gestreiften Umhänge ließen ihre Silhouetten im trüben Licht der Morgendämmerung verschwimmen. Das Zeichen des Roten Milan hob sich stolz von ihren Unterarmen ab, klar und scharf umrissen, so als ob es in der Nacht frisch aufgemalt worden wäre. Sie formierten sich zu einem engen Halbkreis, um dem Gegner den Weg zum Fluss abzuschneiden. Die Krieger der Eceni standen in einem Knäuel um das Feuer herum, halb nackt und nur sehr unzureichend bewaffnet. Eburovic stand im Vordergrund, ohne seinen Schild, während er mit beiden Händen das mächtige Bärinnen-Schwert der Ahnen schwang und die Klinge unentwegt in Bögen durch die Luft sausen ließ, die den Feind zwar vorläufig noch in Schach hielten, aber nichts mehr nützen würden, wenn die Coritani genügend Mut gesammelt hatten, um gemeinsam auf ihn loszugehen. Tagos stand links von Eburovic, um ihn auf dieser Seite an Stelle des Schildes zu schützen. Sinochos hatte sich vor Macha aufgebaut, und Dubornos deckte seine Flanke. Sie alle trugen Schwerter, aber sonst nichts; ihre Schilde waren am vergangenen Abend neben das Feuer gelegt worden, damit sie über Nacht trocknen konnten, und waren somit außer Reichweite.
Airmid wirbelte auf der Ferse herum. »Sie brauchen ihre Schilde! Ich werde sie holen.«
»Nein! Bleib hier! Es ist zu weit bis zum Feuer. Du wirst sterben, noch bevor du auch nur den halben Weg zurückgelegt hast.«
Ihre Pferde irrten ziellos am Flussufer entlang, von einem der Coritani getrieben. Breaca stieß einen Pfiff aus, und die graue Stute antwortete mit einem durchdringenden Wiehern. Sie keilte nach dem Mann aus, der neben ihr herlief. Er stürzte zu Boden, und an seinem Schienbein rann Blut herab. Ein anderer Krieger schnappte nach dem Halfter der Stute und wurde durch einen kraftvollen Stoß ihrer Schulter von den Füßen gerissen. Er starb unter ihren Hufen. Kriegerin und Schlachtross trafen am Fuße einer Weide zusammen, und der Geruch von Blut, noch stärker als der des Pferdeschweißes, stachelte sie beide an. Breaca pfiff abermals, und zwei andere Pferde bahnten sich im Galopp einen Weg zwischen den Bäumen hindurch. Die Coritani, die die Tiere zusammenzutreiben versucht hatten, wichen angstvoll zurück und ließen sie laufen.
»Airmid, hol das Hengstfohlen! Und Báns rotbraune Stute. Sie sind beide gute Kämpfer.«
Breaca schwang sich auf den Rücken ihrer Stute, und die Höhe verschaffte ihr einen besseren Überblick über das Geschehen. Bán stand etwas abseits von den anderen zwischen einer Eiche und einer Gruppe von Dornbüschen. Iccius kniete zu seinen Füßen, beide Hände auf eine blutende Schwertwunde an seinem Oberschenkel gepresst. Drei feindliche Krieger rückten näher und umzingelten die beiden Jungen grinsend. Breaca trieb die graue Stute vorwärts und stürmte im gestreckten Galopp auf die Männer zu. Zwei der Feinde starben eines ehrlosen Todes, in den Rücken getroffen von einer Schwertklinge, die sang, während sie tötete. Der Dritte blickte nach links, wo ihn plötzlich ein Pferd an der Schulter rammte, und sah deshalb nicht, wie Bán seine Klinge hochriss, um ihm die Kehle durchzuschneiden. Blut spritzte in einer Fontäne hoch, als der Mann leblos zu Boden stürzte.
»Du hast deinen ersten Krieger getötet!«, rief Breaca. »Ich habe es gesehen! Wenn wir das hier überleben, hast du deinen Speer errungen!«
Bán grinste breit und hob den Arm zum Kriegergruß. Für mehr blieb keine Zeit. Airmid erschien mit der thessalische Stute und dem Hengstfohlen. Breaca rief niemand Bestimmtem zu: »Gebt Iccius ein Pferd! Er wird sterben, wenn er zu Fuß bleibt.« Sie setzten ihn auf das Hengstfohlen, weil es ihn kannte. Er klammerte sich schluchzend an die Mähne
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