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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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derselbe Mann, vom Bug eines Schiffes aus winkend, dessen Segel ein flammend rotes Sonnenpferd zierte.
    »Corvus?« Er versuchte, den Kopf zu heben, und konnte es doch nicht. Er sagte es auf Gallisch und dann noch einmal auf Lateinisch. »Corvus? Bist du’s?«
    »Richtig. Quintus Valerius Corvus, Tribun der Legio Secunda Augusta. Ein volles Jahr lang nannten meine Männer mich Felix, weil sie glaubten, ich hätte es nur ungeheuer großem Glück zu verdanken, dass ich einen Winter unter den barbarischen Horden von Britannien überlebt habe und danach noch im Stande gewesen bin, von meinen Erlebnissen zu erzählen.«
    Bán hätte die Stimme schon eher erkannt, wenn der Humor darin mitgeklungen hätte. Niemand sonst sprach Gallisch mit dieser speziellen Betonung der Vokale. In einem verwirrenden Ansturm von längst vergessenen Empfindungen erinnerte er sich wieder an ein Versprechen, gegeben in einer Mondnacht. »Bist du zwischendurch zu den Eceni zurückgereist, um in meinen langen Nächten für mich zu sprechen?«
    »Nein, tut mir Leid.« Die Stimme wurde leiser und verlor erneut ihren humorvollen Klang. »Ich hatte einfach keine Gelegenheit dazu. Ich wurde im Süden stationiert, sobald ich mich zurückgemeldet hatte. Wenn ich irgendwie dazu in der Lage gewesen wäre, hätte ich schon eher herausgefunden, was passiert war, und wäre gekommen, um dich zu finden, und vielleicht würde Iccius dann jetzt noch... Sch...! Ruhig, ganz ruhig! Es tut mir Leid. Es tut mir so unendlich Leid. Komm, jetzt wollen wir dich erst mal aus dieser lächerlichen Verschnürung befreien, und dann überlegen wir, was zu tun ist.«
    Bán weinte nicht - er würde nicht weinen -, aber er konnte auch nicht sprechen. Kräftige Hände lösten den Gürtel, der ihn fesselte, wickelten ihn aus dem beengenden Umhang und richteten ihn in eine sitzende Haltung auf. Ein Becher mit verdünntem Wein wurde ihm in die Hand gedrückt, und er wurde gestützt, bis er schlucken konnte, ohne zu husten und zu würgen, und dann einfach nur von starken Armen umschlungen gehalten, seine Wange an Leder gedrückt, das im Laufe der Jahre von Wind und Wetter weich gegerbt worden war, während eine sanfte Hand wieder und wieder beruhigend über sein Haar strich, so wie er es bei Iccius getan hatte, an einem Morgen, der schon ein ganzes Menschenleben zurückzuliegen schien und doch erst wenige Stunden her war. Er roch Leder und Lampenöl, Schafswolle und Pferdeschweiß und den warmen Atem eines Mannes, ein klein wenig mit Wein versetzt. Er fühlte sich so sicher und geborgen, wie er sich nicht mehr gefühlt hatte, seit er ein kleines Kind in den Armen seines Vaters gewesen war. Der trockene, tränenlose Schmerz in seinem Inneren schwoll an, und der Gram und das Verlustgefühl drohten ihn zu ersticken. Er blickte auf und sah in braune Augen, die bernsteingelb im Licht der Lampe leuchteten.
    »Wieso bist du hier?«, fragte er.
    »Um den Willen der Götter zu erfüllen?« Corvus lächelte auf die gleiche Art und Weise, wie er Hunderte von Malen zuvor im Rundhaus gelächelt hatte. »Meinen Anweisungen zufolge bin ich hier, um Pferde zu kaufen und Männer zu rekrutieren. Der Kaiser ist dabei, eine neue Armee aufzustellen, und er braucht beides, sowohl Männer als auch Pferde. Wenn ich erfolgreich von meiner Mission zurückkehre, so habe ich aus zuverlässiger Quelle erfahren, werde ich von der Schande, ein Schiff verloren zu haben, reingewaschen sein, und man wird mich zum Befehlshaber eines neuen Kavallerieflügels machen, was in der Tat sehr gut wäre. Man braucht nur ein einziges Mal mit der Infanterie zu marschieren, um zu begreifen, warum jede andere zivilisierte Nation zu Pferd Krieg führt.« Er schmunzelte leicht über einen Scherz, den Bán nicht verstand, und schüttelte den Kopf.
    »Aber egal, das braucht dich nicht zu kümmern. Glaub mir einfach, wenn ich sage, dass ich die nötige Autorität besitze und es für mich darauf ankommt, sie klug zu benutzen. Ich habe eine Kaufvereinbarung mit einem besonders unangenehmen Gallier namens Godomo getroffen; ich werde zweihundertundfünfzig Pferde unterschiedlichen Alters von ihm erwerben, sowohl Hengstfohlen als auch Stutenfohlen, und zwar zum vollen geforderten Preis - und ich bestehe darauf, dass auch ein unregelmäßig gezeichnetes schwarz-weißes, dreijähriges Hengstfohlen in dieser Anzahl mit inbegriffen ist und außerdem der Jüngling, der in der Arena so effektvoll den Kavalleristensprung in den Sattel

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