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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Vernehmung dabei sein würde, oder Corvus. Ihre Anwesenheit nahm dem Morgen vorübergehend den Glanz; es war nicht Teil seines Plans, dass andere litten, nur weil er leiden musste. Der Arzt runzelte die Stirn, als der Gefangene hereingeführt wurde; er bedauerte bereits den Verlust eines viel versprechenden Schülers, der leider nicht den Verstand besessen hatte, auf einen guten Rat zu hören. Corvus stand starr und reglos da, sein Blick auf irgendeinen Punkt in der Ferne gerichtet, seine Augen von dunklen Ringen umrahmt. Bán wusste, dass er selbst vor Freude geradezu strahlte, und er empfand einen Moment lang Schuldgefühle angesichts des Kummers seines Freundes; dann kam der Kaiser herein, und es war unmöglich, noch irgendwo anders hinzusehen.
    Gaius ging gemächlichen Schrittes, so dass die Prätorianer vor und hinter ihm gezwungen waren, sich seinem Tempo anzupassen. Er trug die Toga - es war das erste Mal, dass Bán ihn in diesem Gewand sah - und hielt eine Schriftrolle in der Hand. Der große, geschnitzte Adlerstuhl auf dem Podium wartete bereits auf ihn. Er ging jedoch daran vorbei und blieb vor dem Gefangenen stehen. Gaius war stets größer, als man ihn von der letzten Begegnung her in Erinnerung hatte; zwar nicht so hoch gewachsen wie die Bataver, aber doch um einiges größer als die meisten Römer. Bán sah wieder den seltsamen Schmerz in seinen Augen flackern, den er schon einmal zuvor darin gesehen hatte. Jetzt hefteten sich die grauen Augen auf ihn und beraubten ihn all seiner Freude.
    »Gut geschlafen?«, fragte der Kaiser täuschend sanft.
    »Ja, Eure Majestät.« Er hatte nicht die Absicht zu lügen.
    »Gut. Dann bewahre dir die Erinnerung daran. Sie wird dir Kraft für den Rest deines Lebens geben.« Ein echter Meister der Zweideutigkeit. Lächelnd stieg Gaius auf das Podium.
    Soldaten der Legio Secunda Augusta hatten Amminios’ Leichnam gefunden, und einer ihrer Unteroffiziere verlas jetzt die Anklageschrift. Sie lautete, dass der Angeklagte, Julius Valerius Corvus, während der ersten Wache der Nacht sein Pferd losgebunden hatte, einen gescheckten Hengst, der für sein jähzorniges, unberechenbares Wesen bekannt war, und das Tier dazu aufgestachelt hatte, einen gewissen Amminios, Sohn des Cunobelinos, zu töten, gegen den der Angeklagte bekanntermaßen einen Groll hegte, da dieser Mann unter dem Schutz und der Obhut Seiner Erhabenen Majestät, des Kaisers Gaius Julius Cäsar Germanicus, stand.
    Die Anklage war den Anwesenden bereits bekannt. Theophilus schloss die Augen. Der Äskulapstab auf seiner Brust hob und senkte sich im Rhythmus seines schweren Atems. Die übrigen Männer blickten starr geradeaus und äußerten keine Ansichten. Der Kaiser beugte sich vor, sein Ellenbogen auf sein Knie gestützt, sein Kinn in die Hand geschmiegt. In seinem Lächeln lag jetzt plötzlich ein Hunger, wie Bán ihn noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Zum ersten Mal begriff er das ganze Ausmaß der Folterqualen, die ihn erwarteten. Panische Angst erfasste ihn und rüttelte an seinen Nerven. Er fühlte, wie die Lebenskraft aus seinem Herzen wich.
    Der Kaiser lehnte sich langsam wieder zurück. Er legte die Fingerspitzen zusammen und klopfte sich damit gedankenverloren an die Lippen. Minuten verstrichen in tiefem Schweigen, dehnten sich zu einer Zeitspanne aus, die Bán wie eine halbe Ewigkeit erschien. Schließlich fragte Gaius: »Hast du den Hengst losgebunden?«
    »Nein, Eure Majestät, das habe ich nicht getan.«
    »Schwörst du im Namen Jupiters, des Besten und Größten, und auf das Genie deines Kaisers als dem Heiligsten all der Dinge, die dir lieb und teuer sind, dass du den Hengst nicht losgebunden hast?«
    »Ja.« Und das tat er dann auch. Es würde später keinen Unterschied machen.
    Der Kaiser warf einen Seitenblick auf Corvus. Der Präfekt hätte auch ebenso gut aus Marmor gemeißelt sein können, so stocksteif und reglos stand er da. Der Kaiser klopfte mit seinem Zeigefinger gegen seine schmalen, ungeschminkten Lippen und schwieg. Die Männer um ihn herum warteten auf die beweiserheblichen Fragen und den unvermeidlichen Schuldspruch. Nur das Strafmaß war noch zweifelhaft. Gaius ließ sie weiterhin warten. Sein Lächeln war jetzt nachsichtig. Er wies mit einer Kopfbewegung auf Corvus. »Der Präfekt hat mir gesagt, bei deinem Volk gilt Liebe zwischen Männern als eine Schande. Stimmt das?«
    »Eure Majestät?« Bán wurde sich bewusst, dass er Gaius stirnrunzelnd anstarrte. Es gehörte sich

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