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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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öffnete den Mund. Der Kaiser lächelte, und Bán klappte den Mund hastig wieder zu. Die Angst rumorte derart in seinen Eingeweiden, dass er befürchtete, jeden Moment die Kontrolle über seinen Darm zu verlieren. Der Kaiser warf einen Blick auf die Schriftrolle in seiner Hand.
    »In etwa einem Jahr, so glaubt Unser Kommandant am Rhein, wird er endlich in der Lage sein, Uns die Legionen zu überlassen, die Wir benötigen, um die Sache abzuschließen, die Unser hoch verehrter Vorgänger, Gaius Julius Cäsar, begonnen hatte. Dann werden Wir dich dringend brauchen, denn du bist Unser zuverlässigster Führer in den Ländern der Barbaren. Der heutige Tag jedoch gehört dir, und du solltest ihn feiern. Ich muss sagen, Wir beneiden dich. Eine solche Liebe wie diese - die wahre Liebe, die weder Verrat begeht noch verraten wird - erlebt man nur ein einziges Mal im Leben. Du brauchst dich ihrer nicht zu schämen. Empfinde sie nicht als gemein oder schmutzig. Andererseits solltest du dich ihr aber auch nicht bis zum Übermaß hingeben, denn Wir möchten dich auch nicht an schlaflose Nächte verlieren.« Gaius grinste lüstern. Der freigelassene griechische Sklave, der hinter dem Podium stand, lachte laut.
    Bán nickte stumm. Er war außer Stande, ein Wort hervorzubringen. Das Gelächter des Mannes verursachte ihm eine Gänsehaut. Als er sich umblickte, sah er, wie es sich in den Augen derjenigen spiegelte, die kein solch großes Wohlwollen genossen wie der Grieche und deshalb in Gegenwart ihres Kaisers schweigen mussten. Bán hatte das gleiche obszöne, anzügliche Lachen von den Frauen und Jungen gehört, die sich an die Legionssoldaten verkauften, und hörte jetzt den Ruin seines Stolzes darin mitschwingen. Wenn er einfach nur dadurch, dass er sich den Tod wünschte, hätte sterben können, dann wäre er auf der Stelle gestorben.
    Gaius’ Blick peitschte seine wunde, geschundene Seele. Sein Kaiser, dem sein Leben gehörte, sagte ätzend: »Julius Valerius, du bist nicht verraten worden.«
    »Nein, Eure Majestät.«
    »Du kannst gehen. Präfekt…« Er wandte sich an Corvus. »Nehmt ihn mit zu Euch nach Hause und kümmert Euch um ihn. Er ist von den Wachen misshandelt worden. Wenn Ihr meinen Arzt braucht, dann ruft ihn. Das ist ein Befehl. Ihr könnt wegtreten.«
     
    »Corvus...«
    »Sag es nicht!«
    »Aber...«
    »Tu’s nicht.« Trockene Lippen drückten einen Kuss auf seinen Kopf. Eine warme Stimme, voller Liebe und Sehnsucht, sagte: »Mein Lieber, es tut mir unendlich Leid. Wir hatten ausgemacht, nicht darüber zu sprechen, aber was hätte ich denn anderes tun sollen?« Sie standen in Corvus’ Unterkunft, in einem Raum, der früher einmal ähnlich opulent war wie das Audienzzimmer des Kaisers, dessen prunkvolle Ausstattung jedoch ohne viel Federlesens entfernt worden war. Der Raum war sauber und kärglich möbliert und roch nach Ledergeschirr, Lampenöl und Poliersand. Der Sklave, der in der Tür herumlungerte, war kurzerhand weggeschickt worden, damit sie allein sein konnten.
    Bán stand noch immer stocksteif an der Stelle, zu der Corvus ihn geführt hatte. Zärtliche Arme umfingen ihn. Eine Hand liebkoste sein Haar. Bei der Berührung überlief ihn eine Gänsehaut. Der Mann, dem er sein Leben anvertraut hätte - und die Gewissheit seines Todes - lachte herzlich und sagte: »Julius Valerius, ich wollte dich nicht nur um barbarischer Anstandsregeln willen an die Folterknechte verlieren. Wie du ja soeben aus dem Munde des Kaisers persönlich gehört hast, ist dies in Rom kein Grund, sich zu schämen.«
    Corvus zerzauste ihm abermals liebevoll das Haar. Seine Lippen waren noch immer zu dem neckenden Lächeln verzogen, doch seine Augen, vom Licht der Morgensonne erhellt, funkelten warnend. Seine freie Hand machte verstohlen das Eceni-Zeichen, das dazu diente, Unheil abzuwehren oder sich gegen böswillige Verleumdungen zu schützen. Zum zweiten Mal an diesem Morgen fühlte Bán, wie ihm der Boden unter den Füßen wegrutschte. Er taumelte, wurde jedoch aufgefangen und liebevoll festgehalten. Mit herzlich klingender Stimme - einer Stimme, die über ein ganzes Schlachtfeld hinwegschallen oder aber auch so leise raunen konnte, dass nur sie beide sie hörten, jetzt jedoch dazu bestimmt war, bis zu den Wänden zu tragen und an die Ohren etwaiger Lauscher zu dringen - sagte Corvus: »Mein Liebling, mein Liebling, wir sind hier vollkommen allein und ungestört, genauso wie letzte Nacht. Wir brauchen hier wirklich nicht die

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