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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Distanz zu wahren.«
    »Nein. Tut mir Leid.« Zu mehr war Bán nicht im Stande. Seine Welt verblasste an den Rändern, als ob das Sonnenlicht ihr die Farben entzöge. Er schwankte abermals, und Corvus half ihm, sich hinzusetzen. Als das Schwindelgefühl nachließ, sah er sich von neuem im Raum um. Zwei überwölbte Durchgänge waren von Vorhängen verdeckt. Jeder von ihnen konnte in einen anderen Raum führen oder auch in eine Nische; hinter jedem war genügend Platz für einen Schreiber und seine Pergamentrollen. Er ließ seinen Blick wieder zu Corvus zurückschweifen und zwang sich zu lächeln. »Danke«, sagte er. »Ich hätte das nicht von dir verlangen mögen. Aber ich bin dir aufrichtig dankbar.«
    »Gut.« Die Erleichterung, die er in Corvus’ Gesicht sah, war echt. »Haben dir die Wachen großen Schaden zugefügt?«
    »Ich weiß nicht.« Er hatte bisher noch keinen Gedanken an die Verletzungen verschwendet, die sie ihm beigebracht hatten; sie waren nichts im Vergleich zu dem gewesen, was ihm bevorgestanden hatte, was vielleicht noch immer sowohl auf ihn als auch auf Corvus zukommen könnte, wenn er nicht schnell genug lernte, seine Rolle zu spielen.
    Er war noch nie zuvor gezwungen gewesen zu lügen. Mit einer Grimasse, die jeder heimliche Beobachter hätte deuten können, beugte und streckte er versuchsweise die Arme und erklärte: »Ich glaube, durch ihre Schläge ist die Wunde auf meiner Schulter wieder aufgeplatzt.«
    »So schwer haben sie dich misshandelt? Diese Schweine! Und das, nachdem wir uns so große Mühe gegeben hatten, die Wunde zu schonen. In diesem Fall werden wir erst einmal Theophilus aufsuchen, bevor wir ins Badehaus gehen. Jeder weiß jetzt über uns Bescheid. Wir brauchen uns also nicht länger zu verstecken, und du wirst dich bestimmt besser fühlen, nachdem du ein ausgiebiges Bad genommen und die Dienste eines Masseurs in Anspruch genommen hast. Und anschließend, denke ich, sollten wir am besten mal nach deinem tollwütigen Bastard von einem Pferd sehen. Sie haben ihn in einen Pferch gesperrt, aber er ist noch wilder als je zuvor. Man hat mir gesagt, dass selbst Sigimur nicht in seine Nähe kommen kann.« Eine Hand umfasste seinen gesunden Arm am Ellenbogen, zog ihn von seinem Stuhl hoch und in eine erneute behutsame Umarmung. Die Lippen, die sein Haar streiften, plapperten irgendwelche zärtlichen Nichtigkeiten auf Lateinisch und murmelten dann in sehr viel nüchternerem Tonfall auf Eceni: »Und du wirst sehr viel besser schauspielern müssen, mein Freund, sonst enden wir beide am Galgen.«
     
    Eine dreiflammige Lampe flackerte in der kleinen Nische über dem Bett. Neben der Lampe starrte eine vergoldete Statue von Horus, ungefähr so groß wie eine Hand, mit ebenholzschwarzen Augen in die Nacht. Ein kupfernes Pferd, kleiner als die Götterstatue und von grüner Patina überzogen, bäumte sich auf und schlug mit seinen Vorderhufen nach der Dunkelheit. Bán war noch nicht oft in Corvus’ Schlafquartier gewesen, aber oft genug, um zu wissen, dass diese drei Gegenstände - die Lampe, der Falkengott und das kämpfende Pferd - ihn überallhin begleiteten, ebenso treue Geführten wie seine Rüstung. Er hätte jedoch nie erwartet, dass er einmal neben diesen Dingen aufwachen würde. Er lag ganz still da, während er die weiche Federung des Bettes fühlte und den ungewohnten Luxus von Bettwäsche. Die Wunde an seiner Schulter brannte, aber nur, wenn er daran dachte. Ein schmallippiger, mürrischer Theophilus hatte ihm die Wunde frisch verbunden. Bán hatte versucht, etwas zu sagen, doch Theophilus hatte ihm einfach einen Finger unters Kinn gelegt und ihm den Mund kurzerhand wieder zugeklappt. Der Arzt hatte über die erstickte Empörung, die darauf folgte, gelächelt. »Nenn es von mir aus primitive, ungezügelte Eifersucht«, hatte er gesagt, »aber ich will die Einzelheiten gar nicht wissen. Du kannst mir alles darüber erzählen, wenn wir beide von der Armee befreit sind - falls wir dann noch leben und in der Lage sind, über solche Dinge zu sprechen.« Beim Anblick von Báns Gesichtsausdruck hatte er einen Moment innegehalten und dann mit einem leisen, überraschenden Zorn gesagt: »Was hat dich eigentlich am meisten aufgeregt, das Gelächter des Griechen oder die Tatsache, dass du noch immer im Besitz deiner Haut bist?«
    Es war beides gewesen, doch er wollte weder das eine noch das andere zugeben. Theophilus hatte ihn böse angefunkelt. »Wenn du in der Armee lebst, wirst du dich

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