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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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nicht, seinen Kaiser mit einem solchen Ausdruck anzusehen. Er kämpfte darum, seine Ruhe und Gelassenheit wiederzufinden. Gaius ließ ihm jedoch keine Zeit dazu.
    »Ich habe euch beide zusammen gesehen. Am Fluss, als ihr gegen die Chatti gekämpft habt, an Bord der Eurydike , und hier und dort im Lager. Als ich beobachtete, wie du um sein Leben kämpftest, dachte ich, es wäre schon vor langer Zeit geschehen, aber man hat mir gesagt, dass letzte Nacht das erste Mal war. Und man hat mir auch gesagt, dass du lieber sterben würdest, als dich dazu zu bekennen, was wirklich ein Jammer wäre und außerdem eine Verleugnung dessen, was doch etwas so Wunderschönes ist.«
    »Eure Majestät?« Bán fühlte, wie die Welt unter seinen Füßen zu kippen begann. Einen Moment lang stand er am Rande eines bodenlosen Abgrunds, unfähig zu glauben, was er da gerade eben gehört hatte. Dann begriff er urplötzlich, und diese Erkenntnis war so vernichtend wie nichts sonst. Eine Tür, die ihm offen gestanden hatte, schlug krachend zu, und statt der Freude und der Hoffnung, die ihn bis vor kurzem noch erfüllt hatten, fühlte er nun die Last einer neuen Pflicht, die Last der Verantwortung für ein Menschenleben, das ebenso wie das seine an einem seidenen Faden hing. Er könnte das, was sie so offensichtlich für wahr hielten, abstreiten, doch sie würden ihm nicht glauben, würden ihn bloß als kindisch bezeichnen. Oder er könnte ihnen den Beweis für die Wahrheit liefern - dass er Amminios getötet hatte -, doch dann würde Corvus zusammen mit ihm sterben müssen. Iccius tauchte am Rande seines Blickfelds auf, zuckte ratlos die Achseln und verschwand wieder.
    »Corvus...« Er fuhr zu dem Präfekten herum. An der Wange des Mannes zuckte ein Muskel. Graue Augen starrten ausdruckslos auf die Wand und wollten sich nicht wieder davon lösen. Der Präfekt wusste besser als jeder andere, wie groß das Ausmaß seines Verrats war.
    Bán zwang sich, seinen Blick wieder auf den vergoldeten Thronsessel zu richten. Der Kaiser lächelte auf die gleiche Art, wie Amminios damals gelächelt hatte, als er die erste erbitterte Runde des Kriegertanzes gewonnen hatte. Er sagte: »Wir haben Männer, die sich besonders gut darauf verstehen, Fragen zu stellen. Ich glaube nicht, dass du lieber sterben würdest, als die Sache zu gestehen, aber nach einem solchen Verhör würdest du nicht mehr fähig sein, das, was du letzte Nacht erlebt hast, noch einmal zu erleben, oder für deinen Kaiser zu kämpfen, und Wir brauchen dich noch. Und außerdem...«, Gaius’ durchbohrender Blick schweifte durch den Raum, »...außerdem gibt es noch andere Methoden, um an die Wahrheit heranzukommen. Seine Worte können den wahren Sachverhalt vielleicht leugnen, sein Körper aber kann das nicht.«
    Schließlich heftete sich der Blick des Kaisers auf den Tribun der Zweiten. »Titus Pompeius, Wir loben Euer unverzügliches Handeln, aber Wir glauben nicht, dass die Anklage, so wie sie vorgebracht wurde, einer gründlichen Prüfung Stand hält. Es gibt da gewisse Faktoren, von denen Ihr nichts wisst, und einer davon ist die nicht unbedeutende Tatsache, dass der Getötete Uns gebeten hatte, ihm den gescheckten Hengst zu schenken, Wir ihm seine Bitte aber nicht erfüllen konnten. Uns ist klar, dass er daraufhin versuchte, sich das Gewünschte gewaltsam anzueignen, und dass der Hengst, der seine Pflicht gegenüber seinem Kaiser kannte, sich mit aller Macht dagegen sträubte. Dieser Vorfall dient uns allen zur Lehre, dass wir auf die Integrität des Tieres vertrauen sollten, das nur seinen wahren Herrn anerkennt. Ist es nicht so?«
    Es mochte vielleicht nur eine rhetorische Frage gewesen sein, aber es war nicht ratsam, das als sicher anzunehmen. Der Tribun nickte. »Genauso ist es, Eure Majestät.«
    »Gut. Die Schuld liegt also eindeutig bei dem Getöteten, und er hat den Preis dafür bezahlt. Eure Soldaten jedoch haben einem Dieb gestattet, in die Pferdeställe einzudringen und sich an Unserem Eigentum zu vergreifen, und haben sich somit eines schweren Pflichtversäumnisses schuldig gemacht. Die Bestrafung dafür sollte exemplarisch sein und schnell erfolgen, und sie sollte die gesamte Befehlskette umfassen, und zwar bis hinauf zum Zenturio. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    »Vollkommen klar, Eure Majestät.« Der Tribun hatte ganz andere Dinge erwartet. Er salutierte, aschfahl im Gesicht, und war damit entlassen.
    Bán hatte sich die ganze Zeit über nicht gerührt. Er

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