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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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lodernde Feuer geworfen. Seine Kampfgefährten hatten schweigend neben ihm gesessen, bis das Feuer heruntergebrannt war, und waren dann gegangen, um ihren eigenen Frieden mit den Göttern zu schließen. Was Tagos getan hatte, war eine gute Tat gewesen und vollkommen richtig, aber es war ein eindeutiges Zeichen für das Ende seiner Kriegerlaufbahn gewesen. Er brauchte daher also sehr viel mehr Mut als die meisten anderen, um für eine Rückkehr nach Hause zu stimmen, und weil er diesen Mut aufgebracht hatte, hatten seine Worte großes Gewicht bei denjenigen, die jetzt in der Salzmarsch um ihn herum standen.
    Gunovic trat vor, um sich neben Tagos zu stellen. Er hatte wie ein Bär gekämpft; niemand konnte seinen Mut in Zweifel ziehen. Er blickte an Breaca vorbei zu Tagos und sah dann wieder sie an, gequält von dem Bedürfnis, beiden Parteien gerecht zu werden.
    »Tagos hat Recht. Wenn Claudius’ Truppen sich jetzt einschiffen, laufen sie Gefahr, bei ihrer Rückkehr mitten in die schweren Herbsttürme zu geraten, so wie es Cäsars Truppen damals ergangen ist. Sie wissen das besser als wir, und dieses Wissen beeinflusst ihr Handeln. Ich habe heute Morgen eine Nachricht von Luain mac Calma bekommen, die besagt, dass die beiden germanischen Legionen in Gesoriacum Wurzeln geschlagen haben und sich weigern, an Bord der Kriegsschiffe zu gehen. Eine Strecke weiter östlich, in Juliobona, wartet die spanische Legion, und auch sie hat sich noch nicht eingeschifft. Es gibt nicht einen einzigen Legionssoldaten, der bereit ist, jetzt in See zu stechen. Wenn der neue Kaiser Glaubwürdigkeit vom Senat erkaufen möchte, um seinen Anspruch auf die Herrschaft zu untermauern, wird er eine andere Münze finden müssen als das Leben seiner Männer oder die Eroberung Britanniens.«
    Wäre es nicht Gunovic gewesen, sondern irgendein anderer, hätte Breaca seine Auslegung der Situation glattweg abgelehnt. Da sie das aber in diesem Fall nicht konnte, sagte sie: »Claudius hat den ganzen Sommer damit verbracht, seine Armee zu versammeln. Er hat zwanzigtausend Legionäre und ebenso viele Kavalleristen und Soldaten der Hilfstruppen, die müßig in seinen Häfen warten. Er hat eine Kriegsflotte requiriert, die größer ist als jede, die Rom jemals zuvor gesehen hat. Willst du mir allen Ernstes sagen, dass er nicht die Absicht hat, von ihr Gebrauch zu machen?«
    »Nicht mehr in diesem Jahr.«
    Die Versammlung fiel auseinander; alle äußerten hektisch ihre Ansichten. Es schien, dass selbst die jüngsten Krieger - und besonders die jüngsten - bereits davon gewusst oder es geträumt oder es in den Bewegungen der Handelsschiffe entlang der Küste erkannt hatten.
    »Er wird im Frühjahr kommen - wenn er überhaupt jemals kommt...«
    »Caligula hatte nicht den Mut zum Angreifen, und Claudius ist ein noch größerer Feigling. Er hat überhaupt nicht den Mumm für einen Kampf, von dem er genau weiß, dass er ihn verlieren wird. Caligula hatte seinen Vater zumindest zur Armee begleitet, aber der neue Kaiser hat doch überhaupt keine Ahnung...«
    »Dieser ganze Truppenaufmarsch ist doch nur zur Schau. Rom interessiert sich doch gar nicht für das, was jenseits des Ozeans liegt, sie müssen nur der Fantasie des Volkes Nahrung geben...«
    Nur die Träumer saßen schweigend da. Und die beiden Söhne von Cunobelin. Die Übrigen stritten sich so lautstark wie Möwen, die um irgendwelche Abfallreste kämpfen. Hinter ihnen segelten die echten Möwen zu Tausenden auf den turbulenten Winden jenseits der Salzmarsch und machten den Himmel weiß. Unter ihnen wogte die See, zu glatt und zu sanft für diese Jahreszeit. Die Sonne fiel auf die spiegelglatten Wellen und zerbarst in Millionen von winzig kleinen, blendend hellen Lichtpünktchen. Irgendwo in der Ferne ertönte ein Horn, und die Möwen reagierten auf sein Kommando, bewegten sich so blitzartig wie Fische in einem Schwarm, als sie geschlossen herumschwenkten und herabschossen, um sich auf dem Wasser niederzulassen. In einer geordneten Flotte hob jede Einzelne von ihnen einen Flügel, um den Wind einzufangen. Unsichtbare Luftströme hoben sie hoch und trugen sie zur Küste, um sie in der Marsch landen zu lassen. Ihre Augen waren rot und blutig, und als sie die Köpfe schüttelten, befleckten die Blutspritzer den Sand. Hoch über ihnen schwebte ein Adler auf einer warmen Aufwindströmung.
    »Breaca?«
    Sie war von dem Fels heruntergeglitten. Airmid kniete vor ihr. Maroc stand an ihrer Schulter. Er war jetzt der

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