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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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gut aussehender Mann gewesen, bis ihn die drückende Last seines Verrats verunstaltet hatte. Der perfekte Knochenbau seines Gesichts war noch immer zu erkennen, seine Haut jedoch war von zu viel Alkohol schlaff geworden und sein Mund bitter verzerrt. Seine Augen waren von dem Staub und der Hitze des langen Ritts gerötet, sein Gesicht von einem Schweißfilm überzogen. Hartnäckig schleuderte er Breaca seine Frage abermals entgegen. »Das Getreide, Eceni. Was sagt es dir?«
    Auch diese Anrede war eine Beleidigung, sollte sie beschließen, sie als eine solche aufzufassen; so lange, wie sie ranghöchste Kriegerin war, war sie zuerst einmal Teil von Mona und erst in zweiter Linie eine Eceni. Sie anders zu nennen kam einer Herabsetzung ihrer Würde und einer Verleugnung ihrer Position gleich. Sie erwiderte seinen zornigen Blick, und er wandte als Erster die Augen ab. »Dass die Dobunni ihre Ernte reichlich spät einbringen?«, schlug sie vor.
    »Reichlich spät?« Er spuckte auf den Stein neben ihr. »Sie ist überhaupt noch nicht eingebracht worden. Ich habe dieses Getreide hier mit meinem Häutemesser geschnitten, als ich aus unserem Stammesgebiet fortgeritten bin. Der Rest steht noch immer auf den Feldern, um den Ratten und den Staren als Futter zu dienen.«
    Er trat einen Schritt zurück und ließ seinen Blick über die Stoppelfelder hinter ihnen schweifen. »Hier sieht man nichts, gar nichts.« Er machte eine weit ausholende Armbewegung, als wollte er sie alle mit Schuld überhäufen. »Ihr habt jede auf dem Halm stehende Ähre entlang der Küste und in einem Umkreis von zwei Tagesritten weiter landeinwärts abgeschnitten, damit ihr genügend zu essen habt und damit die Römer, wenn sie denn jemals an Land kommen, nichts mehr vorfinden; aber überall sonst, von hier bis zur fernen Westküste, steht ungeschnittenes Getreide auf den Feldern, und die Vögel fallen scharenweise darüber her. In den Ländern der Dobunni schlingen die Tauben von morgens bis abends Getreidekörner in sich hinein. Mittags sind sie so vollgefressen, dass sie nicht mehr fliegen können, so dass die kleinen Kinder sie vom Boden hochheben und nach Hause tragen können, um ihnen die Hälse umdrehen zu lassen. Unsere Großmütter schneiden die Tauben auf und holen die Körner aus ihren Mägen heraus, damit wir im Winter wenigstens ein kleines Stückchen Brot zu essen haben, wohl wissend, dass dies ihre einzige Möglichkeit ist, überhaupt an Getreide heranzukommen; es ist ja niemand mehr da, der die Ernte einbringen könnte. Unser Land ist leer, nur noch von Kindern und Krüppeln bewohnt, während sämtliche gesunden, arbeitsfähigen Kriegerinnen und Krieger hier wartend herumstehen und das leere Meer nach einem Feind absuchen, der niemals kommen wird. Unsere Kinder wissen, dass es nur noch einen Monat dauert, bis die ersten Fröste kommen und die Hungersnot einsetzt. Es ist also höchste Zeit zu handeln, solange wir noch etwas für den Winter retten können.«
    Jener Teil von Breaca, der sich der Sache Monas verschrieben hatte, hörte mit einem Ohr zu und sagte sich, wenn sein Leben anders verlaufen wäre, hätte Beduoc von den Dobunni ein Sänger sein können; der typische Tonfall war in seiner Stimme vorhanden, verlieh selbst seinem Zorn noch einen gewissen melodischen Klang. In einem Winkel ihres Herzens betrauerte sie den Verlust eines solchen Talents. Der Rest von ihr beobachtete, wie eine gewisse Zustimmung unter dem Gros der Kriegerinnen und Krieger aufkam, wenn auch nicht unter den Anführern und Träumern. Beduoc war weder beliebt noch sonderlich vertrauenswürdig, aber sie hörten auf sein Wort. Sein Volk, die Dobunni, waren erst vor kurzem Verbündete geworden und dann auch nur die Hälfte, über die er herrschte: nämlich derjenige Teil, dessen Land an das der Catuvellauner grenzte und der am leichtesten neue Bande schmieden konnte. Am ersten Tag der Schlacht hatten sie noch auf der Seite von Berikos und seinen Atrebatern gekämpft. Ihre Krieger hatten ihre Schwerter mit einer zielstrebigen, durch nichts zu überbietenden Wildheit und Grausamkeit geschwungen, und das Blutvergießen auf der linken Flanke, wo sie sich beharrlich behauptet hatten, war schrecklich gewesen. Caradoc und seine Ordovizer hatten einen Sturmangriff nach dem anderen gegen sie geführt, und keine der beiden Seiten hatte Pardon gegeben, so dass sich in jener Nacht Berge von Leichen auf den Scheiterhaufen getürmt hatten.
    Trotz der hohen Verluste hatte die Sache

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