Die Herrin der Kelten
sie selbst während der Schwertübungskämpfe seelenruhig im Watt hin und her und tauchten in den Prielen, ohne sich von dem Lärm stören zu lassen, und nur die Jagdhunde konnten sie noch in die Flucht treiben.
Der ankommende Krieger schwang sich im Handgalopp aus dem Sattel. Er landete schwerfällig auf dem Boden, hatte aber keine Hand frei, um sich im Gleichgewicht zu halten. Breaca horchte auf seine stolpernden, unsicheren Schritte, blickte sich jedoch nicht nach ihm um. All diejenigen, die von Bedeutung waren, hatten sich bei Tagesanbruch versammelt und standen jetzt in langen Reihen entlang der Wasserlinie, während sie angespannt auf die See hinausspähten. Caradoc war da, umringt von einer Ehrengarde von fünfzig seiner Ordovizer, sein Haar ein Funke von Gold inmitten der weißen Umhänge. Es war inzwischen achtzehn Monate her, dass er die Krieger der Streitaxt in die Schlacht gegen Berikos von den Atrebatern geführt hatte, doch die Patina des Sieges umgab ihn auch heute noch.
Togodubnos und seine Schar von in gelbe Umhänge gehüllten Speerkämpfern standen nicht weit davon entfernt; ein ergrauter Dachs, dem man allmählich das Alter und die Strapazen der Führerschaft ansehen konnte. Während der zwei Tage jener Schlacht hatte sich die geschlossene Formation der trinovantischen Speerkämpfer im Mittelfeld erfolgreich gegen den Feind behauptet, als die beiden Flügel vorübergehend gezwungen gewesen waren, sich zurückzuziehen. Auch die Trinovanter strahlten einen fast greifbaren Stolz aus.
Auf ihrer Linken teilten Gunovic und Tagos die blauen Umhänge ihres Volkes, auch wenn sie im Übrigen nur noch sehr wenig gemeinsam hatten. Die Eceni, angeführt von Gunovic, hatten sich mit den Speerkämpfern von Mona zusammengeschlossen und die rechte Flanke gebildet, und beide Verbände hatten dabei große Ehren errungen, besonders am zweiten Tag der Schlacht. Tagos hatte an jenem Tag nicht mehr mitgekämpft.
Ein Stück weiter dahinter bildeten Ardacos und Gwyddhien, Cumal und Braint, Maroc und Airmid einen kompakten, massiven grauen Block, so wie sie es auch auf dem Schlachtfeld getan hatten; es war das erste Mal seit Cäsars Zeiten gewesen, dass der ranghöchste Krieger von Mona seine Speerkämpfer wieder in eine Schlacht geführt hatte. Breaca, die an der Spitze ihrer Truppe kämpfte, hatte einen Widerhall jener tiefen inneren Überzeugung gefühlt, die sie damals in der Nacht der Kriegerprüfungen empfunden hatte, und beobachtet, wie sie sich auf diejenigen übertrug, die ihr folgten. Ihre Sicherheit hatte ihnen zwar nicht zu einem sofortigen Sieg verholfen, aber sie hatte die Truppe zu einer geschlossenen Einheit zusammengeschweißt, und es waren weniger ums Leben gekommen, als sie befürchtet hatte. Jetzt, eineinhalb Jahre später, leuchtete der Schlangenspeer wieder frisch aufgemalt auf ihren Schilden, Vorbereitung auf einen noch größeren und bedeutsameren Krieg.
Der Neuankömmling gehörte zu keiner dieser Gruppen, und dennoch benahm er sich, als ob er einen Sitz in ihrer Ratsversammlung innehätte. Er marschierte an Breaca vorbei und verlor dabei unentwegt Strohhalme, ähnlich wie ein schlecht gedecktes Strohdach. An dem Versammlungsstein, an dem eigentlich der Sprecher hätte stehen sollen, schleuderte er seine Last auf den Boden. Die Schnüre um die Garben rissen unter der Wucht des Aufpralls entzwei, so dass die Bündel aufplatzten und überall verspätet geernteten Weizen verstreuten, weiß verfärbt von zu viel Sonne und an den Rändern mit bläulichem Mehltaupilz überzogen. Außerdem war das Getreide schlecht gedroschen worden, wenn überhaupt. Eine noch volle Ähre fiel gegen Breacas Bein und verstreute ein Muster von Weizenkörnern um ihre Füße herum. Als ob die Qualität der Ernte ihre einzige Sorge wäre, hob Breaca eines der Körner auf und biss prüfend hinein. Die äußere Schicht war schleimig vor Schimmel und glitschte unangenehm zwischen ihren Zähnen, aber der innere Kern war trocken und hart; wenn das gute Wetter noch weiter anhielt, wäre es vielleicht noch möglich, die Ernte zu retten. Sie hielt ihre Handfläche schräg und ließ das Weizenkorn wieder ins Gras zurückrollen.
»Was sagt es dir, Kriegerin von Mona?«
Der Schatten des Mannes fiel quer über ihre Beine. Sein Ton ließ ihren Titel wie eine Beleidigung klingen. Sie blickte auf und schirmte ihre Augen mit einer Hand gegen die Sonne ab. Beduoc von den Dobunni, Eidbrecher und ungetreuer Verbündeter, war einmal ein
Weitere Kostenlose Bücher