Die Herrin der Kelten
römischen Kavallerie stand, zog einen berittenen Truppenführer am Ärmel und zeigte auf Breaca. Breaca riss den Arm hoch und malte ein Zeichen in die Luft, so wie sie es Maroc hatte tun sehen, um den Atrebater als Verräter zu brandmarken und für die Todesgöttin zu kennzeichnen. Der Mann zuckte zusammen und wich zurück, hielt seinen Schild schützend vor sein Gesicht, als ob sie Steine über das Wasser geschleudert hätte. Das rhythmische Klopfen von Schwertheften auf Schilde wurde zu einer Mauer aus Lärm, ähnlich wie das Tosen auf einem Schlachtfeld. Breaca biss die Zähne zusammen, grinste und fühlte, wie der Speer in ihrer Hand wie ein lebendiges Wesen zuckte. Die graue Stute warf den Kopf hoch und wieherte herausfordernd, bereit, sich zum Kampf zu stellen.
Caradoc kam ihr am Fuße des Abhangs entgegen. Auch er war noch sehniger und brauner gebrannt, als er es bei der Stammesversammlung auf den Salzwiesen gewesen war, und sein Haar glänzte selbst im Regen wie Sternengold, als ob es von innen erleuchtet wäre. Er trug noch immer die Farben der Ordovizer; der weiße Umhang wallte um seine Schultern, verdeckte teilweise das gestohlene Kettenhemd, das Breaca ihm nach dem ersten Vorpostengefecht mit den Römern geschickt hatte, und fiel bis weit über die Hinterbacken des braunen Kavalleriepferdes, das dem gallischen Anführer gehört hatte, den sie am Morgen getötet hatten. Sie hatte das Pferd zusammen mit den Kundschaftern vorausgeschickt, die unmittelbar danach zu Caradoc geritten waren. Der Braune war ein Geschenk, weil Caradocs eigener graubrauner Junghengst getötet worden war, aber er war auch eine weitere Warnung an den Feind: Wir haben gegen euch gekämpft, und wir haben gesiegt. Wir sind vor euch, rechts und links von euch und hinter euch. Ihr seid nirgendwo sicher. Geht wieder nach Hause!
Caradoc hatte verstanden, so wie sie es auch nicht anders von ihm erwartet hatte. Noch bevor sie ihn erreichte, hörte sie bereits die vertraute, leicht belustigt klingende Stimme, in der die bedrohliche Schärfe mitschwang, die sie in der Schlacht gegen Berikos erlebt hatte und schon einmal zuvor, in einem Fluss, als sie gegen die Strömung geschwommen waren. »Breaca, herzlich willkommen! Und vielen Dank für das Pferd. Es ist die Perfektion selbst. Rom weiß, was es verloren hat.«
Die Gruppe seiner Ehrengarde teilte sich und bildete eine Gasse, um Breaca durchzulassen. Der Nieselregen klebte die goldenen Strähnen seines Haares an seine Stirn. Seine Augen blitzten kriegerisch. Auch er hatte vier Jahre lang auf diesen Augenblick gewartet. Er begrüßte sie mit dem Händedruck eines Bruders für seine Schwester, und sie erwiderte seine Geste mit Freuden. In dieser Sache waren sie wie Blutsverwandte, die ein gemeinsames Übel bekämpften. Als er ihre Hand wieder losließ, wich er einen Schritt zurück und musterte Breaca ohne jeden Groll. »Du siehst genauso aus wie damals auf Mona, in der Nacht der Kriegerprüfung. Fühlst du das Feuer?«
Sie grinste. »Ein bisschen. Es reicht für heute und für das, was danach kommen wird, was auch immer das sein mag.« Das Feuer in ihrem Herzen brannte nicht so stark wie in jener lange zurückliegenden Nacht auf Mona - der Regen oder die Anwesenheit der Legionen und auch der Wille der Götter dämpften es an den Rändern -, aber es genügte; das konnte sie bis ins Innerste fühlen. Diejenigen, die das echte Feuer erlebt hatten, würden das spüren: Caradoc und Ardacos und Gwyddhien und alle die anderen von den ersten dreißig, die ihr folgten. Und unter den Übrigen hatte sich bereits herumgesprochen, dass die ranghöchste Kriegerin von Mona gekommen war, um das verheerende Feuer zu bringen, und dass Rom sich niemals dagegen würde behaupten können. Sie wollte vor allen anderen Dingen, dass der Feind das wusste und dass er von Anfang an Angst empfand. Als sie jetzt einen Blick auf das gestohlene Kavalleriepferd warf, sagte sie: »Ich bin froh, dass die Römer ihr Pferd wieder erkennen. Lässt sich der Hengst genauso gut reiten, wie er aussieht?«
»Sogar noch besser. Airmid sagt, der Schmerz über seinen Verlust und die Tatsache, dass er jetzt bei uns ist, wird den Verlauf der Schlacht ändern. Hatte sein Reiter einen hohen Rang?«
Airmid war bei Caradoc geblieben; sie war dort zwar nicht in Sicherheit gewesen, aber immer noch besser geschützt, als wenn sie mit der Vorpostentruppe geritten wäre. Wenn sie über das Pferd Bescheid wusste, dann war es von Bedeutung.
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