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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Breaca rief sich den Morgen wieder ins Gedächtnis zurück, sah aber nichts sonderlich Bedeutsames. »Ich weiß es nicht«, erwiderte sie. »Aber möglich wäre es schon. Er war Anführer eines vierzig Mann starken Stoßtrupps. Seine Rüstung war gut. Cumal trägt jetzt sein Kettenhemd.«
    »Dann war er auf jeden Fall groß und stämmig. Cumal ist der Einzige, den ich kenne, der ebenso groß und stämmig ist wie Gunovic und dein Vater.«
    »Aber Cumal lebt, und der Gallier musste sterben«, sagte Breaca. »So wie sie alle sterben werden.«
    Caradoc grinste, und sie lenkte ihre graue Stute neben ihn. Seite an Seite ritten sie zu der mit Steinen markierten Sicherheitszone am Flussufer, wo sie außer Reichweite der Wurfspieße waren, und traten gemeinsam der Armee Roms gegenüber, die sie schon so lange erwartet hatten. Durch die Mannschaften der Legionen am gegenüberliegenden Ufer ging eine Bewegung, als Bündel von Wurfspießen von einer Gruppe zur anderen weitergereicht und unter den ersten drei Reihen verteilt wurden. Jeder Mann bekam zusätzlich zu den zwei Wurfspießen, die er auf dem Marsch getragen hatte, noch weitere vier dazu. Die Soldaten in der vordersten Linie rammten die ihren in den Boden, so dass sie aufrecht vor ihren Füßen standen und jederzeit griffbereit waren, doch nichts deutete darauf hin, dass sie zu sofortigen Kampfhandlungen schreiten würden. Die weiter hinten stehenden Mannschaften machten aus ihren Wurfspießen ein Bündel, warfen es auf den Boden und setzten sich dann. Einige fingen zu würfeln an, andere nahmen ihre Verpflegung aus ihrem Tornister und begannen zu essen. Auf dem höher gelegenen Gelände jenseits der Truppe waren wieder andere Männer damit beschäftigt, Zelte aufzustellen und Feuer anzuzünden. Der leichte Wind trug den Geruch von gebratenem Pferdefleisch herüber und den von Tausenden und Abertausenden von schwitzenden Männern, die auf den Befehl zum Angreifen warteten.
    Es herrschte jetzt Stille unter ihnen, abgesehen von dem Gemurmel von Befehlen, dem unvermeidlichen Geklirr von Rüstungen und den gelegentlich hervorgestoßenen Flüchen. Auch die Krieger auf der Verteidigerseite hatten sich inzwischen niedergelassen. Hätten sie gegen einen feindlichen Stamm gekämpft, hätten die jeweiligen Anführer der Speerkämpfer Drohungen und Beleidigungen über den Fluss gerufen und sich gegenseitig zum Zweikampf herausgefordert. Wenn der Anlass zum Krieg eher geringfügig wäre, hätte er womöglich allein dadurch entschieden werden können. Gegen Rom, wo der Anlass äußerst gewichtig war, würde es keinen Kampf Mann gegen Mann geben; Rom ließ das nicht zu, und selbst wenn es das täte, würde das Ergebnis letztendlich keinen Unterschied bei der Schlacht oder einem noch größeren Krieg machen. Und daher warteten die vereinigten Truppen erst einmal ab, und keine der beiden Seiten beschloss, den ersten Schritt zu tun.
    Breaca spähte durch den Regen. »Wenn ich die Standarten richtig lese, sind es nur zwei Legionen und die Hilfstruppen, die mit ihnen reisen.«
    Caradoc nickte. »Zwei Legionen, sechs Kavallerieflügel und acht Hilfskohorten, die meisten davon batavische Reiter. Sie sind insgesamt zwanzigtausend Mann, und wir sind weniger als dreitausend. Ich könnte mir wirklich bessere Gewinnchancen wünschen.«
    »Stimmt. Aber solange sie auf der anderen Flussseite bleiben, macht ihre Anzahl keinen Unterschied, und du hast deine Felsbrocken gut verteilt. Sie können nicht alle zusammen an die Furt herankommen, sondern immer nur mit einer Hundertschaft gleichzeitig; für mehr Leute ist dort kein Platz.«
    Plötzlich sah sie eine Bewegung am Rande ihres Blickfelds; ein Krieger war bis an die Felsblöcke herangetreten, die auf der Verteidigerseite der Furt verstreut lagen. Sein Umhang wies ein grünes Karomuster auf braunem Untergrund auf, die Farbe der Catuvellauner, sein langes Haar war in einem Muster geflochten, das Breaca nicht kannte, und beladen mit Kriegerfedern, die von zahllosen gewonnenen Kämpfen zeugten. Caradoc, der den Krieger beobachtete, verengte seine Augen zu Schlitzen. »Er bietet einen Zweikampf an«, sagte er. »Und sein Angebot ist angenommen worden.«
    Es war tatsächlich so. Ein Mann zu Pferd näherte sich den Felsblöcken auf der römischen Seite des Flusses. Am Rand der Barriere saß er ab und bahnte sich zu Fuß einen Weg bis zum Ufer. Der Krieger auf der gegenüberliegenden Seite tat das Gleiche. Sie standen eine Speerwurflänge voneinander

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