Die Herrin der Kelten
nicht auf Breaca.
Airmid sagte: »Ich habe von einer Schlange mit einem Kopf in Form einer Speerspitze geträumt, die einen Adler tötete. Sie durchbohrte den Körper des Adlers unterhalb des rechten Flügels und riss ihm das Herz heraus. Du solltest daran denken, während du kämpfst.«
»Das werde ich. Danke.«
Sie umarmten einander schweigend, nachdem es nun nichts mehr zu sagen gab. Als Breaca davonging, kam Braint ihr entgegen. Das Mädchen strahlte wie eine frisch geschliffene Klinge. »Gunovic möchte dich sprechen«, sagte sie. »Er hat ein neues Pferd.«
Breaca grinste. »Gunovic hat doch immer irgendwelche neuen Pferde.« Plötzlich fiel ihr wieder ein, was Macha sie auszurichten gebeten hatte. »Du solltest zu Macha gehen. Sie hat den Schädel einer Wildkatze gefunden. Wenn du sie in der Träumerhütte aufsuchst, wird sie ihn dir geben.«
»Danke. Das werde ich tun.« Die Wildkatze war Braints Traumerscheinung; das konnte man auch ohne den Schädel erkennen. Auch Breaca und Braint umarmten einander. »Mögen die Götter dich behüten«, sagte das Mädchen.
»Dich auch.«
Breacas Kehle war wie zugeschnürt, als ob die vielen stummen Abschiede einen dicken Kloß in ihrem Hals gebildet hätten. Sie wanderte flussaufwärts, auf der Suche nach Gunovic. Schon seit Jahren hatte er ihr geraten, ein neues Schlachtross zuzureiten, und sie hatte es nicht getan, weil sie es als Beleidigung gegen die graue Stute und als Überheblichkeit vor den Göttern empfunden hatte. Es überraschte sie nicht, dass Gunovic es an ihrer Stelle getan hatte.
Sie fand ihn am oberen Abschnitt des Flusses, wo er gerade seine Hände im Wasser kühlte, um sich auf den Kampftag vorzubereiten. Zwei Pferde grasten in der Nähe; das eine war ein Grauschimmel, so hell, dass er fast weiß wirkte, das andere ein hässlicher, grobknochiger Hengst mit braunem Fell, das bereits winterlich dicht und zottelig war, und einer auswärts gekrümmten Nase, die große Ähnlichkeit mit der eines Bären hatte.
Der Schmied kam planschend aus dem Wasser heraus, sein Gesicht zu einem breiten Grinsen verzogen, und präsentierte Breaca mit einer schwungvollen Gebärde sein Geschenk. Der Grauschimmel gehörte ihm, schon seit vielen Jahren. Den würde er ihr sicherlich nicht anbieten. Breaca starrte entgeistert auf das braune Zotteltier und dann auf Gunovic.
»Gunovic, das ist ein Bär, aber kein Schlachtross. Er wäre bestimmt gut dafür geeignet, einen Karren zu ziehen, aber in einem Kampf wird er völlig unbrauchbar sein. Und außerdem reite ich keine Pferde, die solche Riesenfüße haben; seine Füße sind ja noch breiter, als meine lang sind.«
»Seine Füße sind nicht größer als die deiner Stute. Es ist nur das Fell um sie herum, das sie so groß erscheinen lässt. Schwing dich auf seinen Rücken, und dann mache ich mit dir ein Wettrennen bis zu dem Baum dort und wieder zurück. Danach kannst du ja immer noch entscheiden, ob du ihn haben willst oder nicht.«
Sie galoppierten um die Wette. Breaca gewann das Rennen - oder vielmehr das Pferd; sie hatte sich keine sonderlich große Mühe dabei gegeben. Anschließend veranstalteten sie einen kleinen Übungskampf mit Speer und Schild und Schwert. Das Bären-Pferd ahnte ihre Bewegungen zwar nicht schon im Voraus, so wie die graue Stute es tat, aber es war schnell und wendig, und es wusste, was von ihm erwartet wurde. Breaca saß ab, um seine Zähne zu inspizieren, und stellte fest, dass der Hengst erst knapp vier Jahre alt war. Sie überlegte stirnrunzelnd.
»Du bist für mehr als die Hälfte der Zeit, seit er zum ersten Mal ein Zaumgebiss im Maul hatte, südlich des Flusses gewesen, um dich um die Verteidigungsanlagen zu kümmern oder mit den Atrebatern zu verhandeln. Wer hat ihn sonst noch abgerichtet?«
»Macha. Sie hat ihn auch gezüchtet. Er ist der Abkömmling von einer von Eburovics Stuten.«
Breaca kaute auf ihrer Unterlippe. Es hätte auch niemand anderer gewesen sein können. »Er ist gut.«
»Er ist nicht nur gut, sondern der Beste. Mit ihm kannst du die Römer besiegen.«
Gunovic war nun schon der Dritte, der das sagte. Breaca gab Nemain in Gedanken ein Zeichen, dass sie die Worte nicht als Anmaßung auffassen solle, und zog ihr neues Reitpferd zum Fluss herum, um sich auf die Suche nach Caradoc zu machen.
Caradoc war nicht schwer zu finden, nachdem sie erst einmal wusste, wonach sie Ausschau halten musste. Er hatte den weißen Umhang der Ordovizer in der Zwischenzeit gegen den
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